Dienstag, 8. Oktober 2019

September 2019, du warst spitze!


In diesem Blog gibt es ja nicht so viele Komplimente.
Das hat vor allem die Ursache, dass es ein satirischer Blog ist und dass Glossen keine Liebeslieder sind. Sie wären für Sie völlig langweilig zu lesen, wenn ich Ihnen permanent vorlobhudeln würde, wie schön die Welt ist. (Kleine Randbemerkung: Vorlobhudeln hat keine rote Linie, erstaunlich.)
Nein, ein Blog mit «Wie schön hast du das gemacht» wäre öde. Und machte auch keinen Spass. Es ist so viel lustiger AKK auf den Kopf zu hauen als Angie zu streicheln, es ist so viel spassiger Trump mit Eiern zu bewerfen als Obama Blumen zu überreichen, es gibt so viel mehr Befriedigung über Brexitianer herzuziehen, als zu erwähnen, dass es auch noch vernünftige Menschen jenseits des Kanals gibt. 

Aber manchmal muss man doch loben, manchmal muss man doch Komplimente verteilen, manchmal muss man einfach etwas Nettes, etwas Schönes, muss man etwas Aufstellendes und Lobendes sagen, manchmal muss man einen Oscar, einen Grammy oder Echo verleihen, manchmal muss man Orden anhängen.
Und das grosse Kompliment geht heute an den September 2019.

September, du warst grossartig!  

Du warst spitze! (Und ich hüpfe dazu hoch – an den Dalli Dalli-Sprung von Hänschen Rosenthal werden sich nur ganz alte Semester erinnern.)
Wie du es jeden Morgen geschafft hast, eine orangeglühende, vollrunde Sonne aufsteigen zu lassen, das war filmreif! Scorsese oder Lucas, Spielberg oder Wenders hätten das nicht besser hinbekommen. Dein Temperaturmanagement war perfekt: Die Nächte kühl, die Morgen hitzeahnend, die Mittage heiss und sommerlich, die Abende lau. Keine Thermostat-Firma und kein Klimaanlagenbauer hätte das so hinbekommen.
Du hast üppige Sonnenblumensträusse und reife Melonen, Wiesenblumenarrangements und Kürbissuppen auf den Balkontisch gezaubert, als wärest du ein Stilllebenist des 17. Jahrhunderts.
Und wie du das Gartenbad leergefegt hast! Chapeau! Auf einmal waren nur noch die Schwimmer da, man hatte ganze Becken für sich allein, es war eine Ruhe und ein Frieden, im Bistro nur noch so wenig Andrang, dass der Doppelte Espresso schon durchlief, wenn ich noch 10 Meter entfernt war und auf der Liegewiese lag man praktisch allein.

September 2019, dafür bekommst du das Verdienstkreuz.

Nein, lieber September, ich hatte keine Panik vor deinem Ende, es war immer klar, dass ein Oktober und dann ein November und damit ein Winter kommen wird. Nein, jenes Gedichtlein schreckt mich nicht mehr:      

Mit gelben Birnen hänget 
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

Das Ding heisst nämlich Hälfte des Lebens und das kann mich nicht mehr aufregen, die Hälfte meines Lebens ist schon lange vorbei. (Wobei wir hier natürlich immer von der reinen Statistik ausgehen und Statistiken sind immer eine heikle Sache, da könnte man auch viele Posts darüber schreiben.) Statistisch liegt meine Lebenserwartung bei 84 Jahren, da ist die Hälfte davon 42. Und diese 42 (interessant, dass sich wieder einmal die Zahl ergibt, die bei Douglas Adams die Antwort auf alle Fragen ist!) hatte ich im Jahre des HERRN 1997 erreicht.
Ich bin also schon in der zweiten Lebenshälfte, die entscheidende Schwelle ist hinter mir und ich kann geniessen, eine orangeglühende, vollrunde Sonne, das perfekte Temperaturmanagement: Die Nächte kühl, die Morgen hitzeahnend, die Mittage heiss und sommerlich, die Abende lau. Kann geniessen, üppige Sonnenblumensträusse und reife Melonen, Wiesenblumenarrangements und Kürbissuppen auf den Balkontisch, ein leergefegtes Gartenbad leergefegt und das ganze Becken für sich allein, eine Ruhe und ein Frieden.

Ich mache wenig Komplimente.
Erst recht nicht in Glossen.
Aber eines muss doch sein:

September 2019, du warst grosses Tennis!



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