In diesem
Blog gibt es ja nicht so viele Komplimente.
Das hat vor
allem die Ursache, dass es ein satirischer Blog ist und dass Glossen keine
Liebeslieder sind. Sie wären für Sie völlig langweilig zu lesen, wenn ich Ihnen
permanent vorlobhudeln würde, wie schön die Welt ist. (Kleine Randbemerkung: Vorlobhudeln
hat keine rote Linie, erstaunlich.)
Nein, ein
Blog mit «Wie schön hast du das gemacht» wäre öde. Und machte auch keinen
Spass. Es ist so viel lustiger AKK auf den Kopf zu hauen als Angie zu
streicheln, es ist so viel spassiger Trump mit Eiern zu bewerfen als Obama
Blumen zu überreichen, es gibt so viel mehr Befriedigung über Brexitianer
herzuziehen, als zu erwähnen, dass es auch noch vernünftige Menschen jenseits
des Kanals gibt.
Aber
manchmal muss man doch loben, manchmal muss man doch Komplimente verteilen,
manchmal muss man einfach etwas Nettes, etwas Schönes, muss man etwas
Aufstellendes und Lobendes sagen, manchmal muss man einen Oscar, einen Grammy
oder Echo verleihen, manchmal muss man Orden anhängen.
Und das
grosse Kompliment geht heute an den September 2019.
September,
du warst grossartig!
Du warst
spitze! (Und ich hüpfe dazu hoch – an den Dalli Dalli-Sprung von Hänschen
Rosenthal werden sich nur ganz alte Semester erinnern.)
Wie du es
jeden Morgen geschafft hast, eine orangeglühende, vollrunde Sonne aufsteigen zu
lassen, das war filmreif! Scorsese oder Lucas, Spielberg oder Wenders hätten
das nicht besser hinbekommen. Dein Temperaturmanagement war perfekt: Die Nächte
kühl, die Morgen hitzeahnend, die Mittage heiss und sommerlich, die Abende lau.
Keine Thermostat-Firma und kein Klimaanlagenbauer hätte das so hinbekommen.
Du hast
üppige Sonnenblumensträusse und reife Melonen, Wiesenblumenarrangements und
Kürbissuppen auf den Balkontisch gezaubert, als wärest du ein Stilllebenist des
17. Jahrhunderts.
Und wie du
das Gartenbad leergefegt hast! Chapeau! Auf einmal waren nur noch die Schwimmer
da, man hatte ganze Becken für sich allein, es war eine Ruhe und ein Frieden,
im Bistro nur noch so wenig Andrang, dass der Doppelte Espresso schon
durchlief, wenn ich noch 10 Meter entfernt war und auf der Liegewiese lag man
praktisch allein.
September
2019, dafür bekommst du das Verdienstkreuz.
Nein, lieber
September, ich hatte keine Panik vor deinem Ende, es war immer klar, dass ein
Oktober und dann ein November und damit ein Winter kommen wird. Nein, jenes
Gedichtlein schreckt mich nicht mehr:
Mit
gelben Birnen hänget
Und voll
mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Das Ding
heisst nämlich Hälfte des Lebens und das kann mich nicht mehr aufregen,
die Hälfte meines Lebens ist schon lange vorbei. (Wobei wir hier natürlich
immer von der reinen Statistik ausgehen und Statistiken sind immer eine heikle
Sache, da könnte man auch viele Posts darüber schreiben.) Statistisch liegt
meine Lebenserwartung bei 84 Jahren, da ist die Hälfte davon 42. Und diese 42
(interessant, dass sich wieder einmal die Zahl ergibt, die bei Douglas Adams
die Antwort auf alle Fragen ist!) hatte ich im Jahre des HERRN 1997 erreicht.
Ich bin also
schon in der zweiten Lebenshälfte, die entscheidende Schwelle ist hinter mir
und ich kann geniessen, eine orangeglühende, vollrunde Sonne, das perfekte
Temperaturmanagement: Die Nächte kühl, die Morgen hitzeahnend, die Mittage
heiss und sommerlich, die Abende lau. Kann geniessen, üppige
Sonnenblumensträusse und reife Melonen, Wiesenblumenarrangements und
Kürbissuppen auf den Balkontisch, ein leergefegtes Gartenbad leergefegt und das
ganze Becken für sich allein, eine Ruhe und ein Frieden.
Ich mache
wenig Komplimente.
Erst recht
nicht in Glossen.
Aber eines
muss doch sein:
September
2019, du warst grosses Tennis!
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