Dienstag, 15. Oktober 2019

Verein "Pro" Innenstadt


Westfälische Allgemeine (WA):
Herr Dr. Böller-Bomann, Sie sind Vorsitzender des Vereins «Pro Bad Humkum». Welche Ziele hat sich Ihr Verein gesetzt?
Dr. Ralph Böller-Bomann (RB):
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gemacht hat, das Leben in Bad Humkum für die Bevölkerung angenehm und friedvoll zu machen und wir treten für den Schutz der Innenstadt und der Naherholungsgebiete ein.
WA:
Der Schutz der Innenstadt schliesst für Sie auch die Verhinderung von Moderner Kunst ein, Ihr Verein geriet neulich in die Schlagzeilen, weil Sie einen Mäzen darin hindern konnten, drei Skulpturen im Stadtpark aufzustellen. 
RB:
Ich möchte das Wort «Kunst» in diesem Zusammenhang nicht hören, der Marktbrunnen mit seinen schönen Putten ist Kunst und das Bismarck-Denkmal von Prof. Schlöter, und auch das geplante Hindenburg-Denkmal wäre Kunst gewesen, aber nicht alte Eisenteile. Wenn der Herr Pieffer in seiner Villa Schmierereien sammelt, dann ist das seine Sache, aber er kann nicht, wenn der Platz nicht reicht, einen für die Bürger gedachten Park zustellen.
WA:
Auf den Hindenburg kommen wir ein anderes Mal zu sprechen, aber noch für unsere Leser: Der Fabrikant Pieffer wollte Plastiken von Serra, Calder und Favaretto im Stadtpark aufstellen lassen, was für die Stadt Bad Humkum immerhin eine Dauerleihgabe im Wert von 50 Millionen Euro bedeutet hätte, Sie haben das verhindert…
RB:
Das Altmetall beleidigt das Auge. Der Stadtpark dient der Erholung, Entspannung und der körperlichen Betätigung.
WA:
Wobei für Sie «körperliche Betätigung» Spazierengehen auf den Kieswegen bedeutet, Joggen und vor allem Spiele auf dem Rasen hat Ihr Verein ja auch verhindert…
RB:
Überall in Deutschland wurde früher der Rasen geschützt, das hat leider sehr nachgelassen, aber nicht bei uns! Erst kommen die Badmintonspieler, dann die türkischen Picknicker, dann kommen die Schwulen und treiben es wild in den Büschen, schliesslich die Drogen. Schauen Sie mal nach Berlin in den Görlitzer Park.
WA:
Sie meinen der «Görli» ist zum Drogenumschlagplatz geworden, weil dort Badminton, Frisbee und Fussball erlaubt wurden?
RB:
Auf jeden Fall.
WA:
Sie haben auch ein Open Air-Konzert im Stadtpark verhindert. Auch hier standen Sie nicht kritiklos da.
RB:
Wir kennen die Bilder aus anderen Städten: Zertrampelter Rasen, Tonnen von Müll, Alkoholkonsum, Bierdosen und unerträglicher Lärm.
WA:
Es wäre ein Alte-Musik-Open Air gewesen, bei dem immerhin Andreas Scholl und Reinhard Goebel aufgetreten wären, und zwar unverstärkt, und Fans von Alter Musik sind auch nicht dafür bekannt, dass sie hektoliterweise Bierdosen leeren…
RB:
Die Ansagen wären mit dem Mikrofon gemacht worden und auch das geplante Catering wäre nicht ohne Müll abgegangen, wer hätte die 150 Champagnerflaschen entsorgt?
WA:
Kommen wir noch auf die Begrenzung der Öffnungszeiten der Lokale zu sprechen: Sie haben durchgesetzt, dass Restaurants im Sommer nur bis 21.00 draussen bedienen dürfen.
RB:
Durchgesetzt? 21.00 war ein Kompromiss. Wir wollten 19.00, die Gemeinde 23.00, wir haben uns in der Mitte geeinigt.
WA:
Was haben Sie dagegen, wenn Menschen in der Innenstadt in warmen Nächten draussen essen?
RB:
Der Lärm! Der Lärm! Und 21.00 ist eine Zeit, in der anständige Menschen ins Bett gehen, statt in der Stadt zu sitzen und Wein zu trinken.
WA:
Wann gehen Sie ins Bett?
RB:
Um 20.00. Dafür stehe ich um 5.00 auf und gehe – nach Morgengymnastik, Frühgebet und frugaler Speise um 7.00 an mein Tagwerk…
WA:
Müsste Ihr Verein, nach alledem, was Sie erzählt haben nicht «Anti Bad Humkum» heissen statt «Pro Bad Humkum»?
RB:
Das ist eine unverschämte Bemerkung.
WA:
Herr Dr. Böller-Bomann, wir danken Ihnen für das Gespräch.




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