Ich habe
neulich in einer deutschen Grossstadt in einem Hotel einer japanischen Kette
residiert, die auch verstärkt in Mitteleuropa Fuss fassen möchte. Die KAYATAYAHAYA®-Hotels
sind kleine Parallelwelten, kleine Stückchen Japan, kleine Inseln der
aufgehenden Sonne bei uns und ich möchte Ihnen hier eine kleine
Gebrauchsanweisung mitgeben, da es gut sein kann, dass Sie einmal in einem KAYATAYAHAYA®
nächtigen werden.
1.) Die
Check-In-Zeit ist 16.00. Sie dürfen gerne schon vorher anreisen, Sie dürfen
Ihre Koffer in der Garderobe lassen, Sie dürfen einen Kaffee oder einen
Cocktail trinken gehen, Sie dürfen ein wenig in die Stadt oder ein bisschen
shoppen, aber aufs Zimmer dürfen Sie nicht. Jetzt denken Sie natürlich, die
brauchen solange um die Zimmer zu richten, aber weit gefehlt: Check-Out-Time
ist um 10.00 und jede Überziehung dieser wird mit 10.- pro Stunde geahndet, die
Räume sind also um 12.00 geputzt und gemacht, gebürstet und gestrählt. Warum
dann aber 16.00? Weil der sogenannte Early-Check-In den Inhabern der KAYATAYAHAYA®-Card
vorbehalten ist, eine Karte, die Sie an der Rezeption auch gerne erwerben
können, dann dürften Sie auch sofort aufs Zimmer, die Karte kostet nur 20 Euro,
also fast nichts, wird aber dann genau die Karte sein, die Ihr Portemonnaie zum
Platzen bringt.
2.) Während
Sie vor den Liften stehen, erfreuen Sie sich zunächst an den Videos, die dort
scheinbar auf Bildschirmen über den Lifteingängen gezeigt werden, erfreuen
sich, bis Sie merken, dass es die Aufnahmen der Sicherheitskameras IN den Liften
sind. Seien Sie also gewarnt: Egal, was Sie in den Aufzügen tun, man sieht es
unten in der Lobby. Egal, ob Sie kontrollieren, dass Sie im neuen Kleid wirklich
nicht zu fett aussehen, ob Sie sich am … kratzen, ob Sie Ihre Haare richten
oder Ihrem Partner einen Kuss geben: You are watched. Wenn Sie den netten Herrn
an der Rezeption darauf ansprechen, dass dies ja 100%ig nicht mit den deutschen
Datenschutzregeln kompatibel ist, wird er Ihnen mit «Da – Te – Su – Was?»
antworten.
3.) Japaner
scheinen panische Angst vor Rauch und Feuer zu haben. Daher sind die KAYATAYAHAYA®-Hotels
mit Rauchmeldern ausgestattet, die auch in einer Baby-Intensivstation oder in
einem Museum mit Manuskripten aus dem 8. Jahrhundert ihren Platz finden
könnten. Beim Duschen müssen Sie die Badtür geschlossen halten und die Lüftung
auf Stufe 16 drehen, sonst springt das blöde Teil an und die Feuerwehr kommt.
Je nachdem, was Sie gegessen haben, ob scharf und feurig oder sehr salzig,
sollten Sie in den Zimmern auch das Atmen unterlassen, der Rauchmelder geht
sonst an…
4.) Apropos
Essen: Das Frühstück in den KAYATAYAHAYA®-Hotels ist frugal und wird in einem
Speisesaal eingenommen, der mit seinen langen Tischen und Bänken an eine
Schulkantine oder eine Mensa erinnert. Die harten Eier, der Standardkäse und
die Standardwurst, die lieblos hingepfefferten Tomätlein mahnen Sie daran, dass
Sie ja schliesslich nicht zum Vergnügen auf der Welt sind. Wenn Sie allerdings
ein wenig Vergnügen doch gerne hätten, lädt das KAYATAYAHAYA®-Restaurant zu
einem Shabu-Shabu. Ein Shabu-Shabu ist ein Fondue, bei dem man allerdings die
Fleischbrocken nicht einfach hineinhält, sondern meditativ bewegt. So
Zen-mässig. Shabu-Shabu verhält sich also zu einem Fondue Chinoise wie Ikebana
zu Blumen richten, der Weg ist das Ziel. Für den westlichen Gast stehen in der
Lobby die Zutaten eines Shabu-Shabu in Plastik, wer nach dem Anblick dieser
überragenden Scheusslichkeit noch Lust auf das Bewegungs-Fondue hat, ist des
Shabu-Shabus wirklich wert.
5.) Nach dem
Essen muss man manchmal auf die Toilette. Hier seien zwei Hinweise
ausgesprochen: Personen mit… nun, sagen wir einmal eher europäischen
Hinterteilen, also Gesässen die breiter als eine Handfläche sind, werden
Probleme haben, auf der Schüssel Platz zu finden. Hier sei also empfohlen, vom KAYATAYAHAYA®
ins benachbarte McDonalds oder in den Grünen Anker zu wechseln und auch dort
das Klo, das WC, das Örtchen zu benutzen. Wenn Sie es schaffen, Ihren
Allerwertesten auf die 20cm-Kloschüssel zu zwängen: Schalten Sie um aller
Himmels Willen die Elektronik auf der rechten Seite aus! Sie werden sonst von
unten geduscht, gewässert, dann getrocknet und geföhnt, wenn es so eingestellt
ist, aber auch akupunktiert, massiert, tätowiert oder geliftet, ihr Ärschlein
sieht nach einer solchen Behandlung zwar besser aus als Ihr Gesicht, aber –
wollen Sie das wirklich? Vielleicht kann man auch mit der Elektronik auf den Mond fliegen, fragen Sie an der Rezeption nach Astronautenhelmen.
6.) Beim
letzten Punkt gehen in den Online-Bewertungen die Meinungen stark auseinander,
obwohl sich alle im Faktum einig sind: Jochen schreibt: Die Betten sind sehr
hart – ich konnte kaum einschlafen. Ich würde schreiben: Die Betten sind hart –
grossartig! Dass es auch viel gesünder ist, in Betten, die nicht den Boden
berühren, wenn man sich reinlegt, zu schlafen, ist orthopädisch erwiesen.
KAYATAYAHAYA® wird kommen. KAYATAYAHAYA® plant in den nächsten Jahren
550 Etablissements auf dem europäischen Festland. Spätestens 2030 kommen Sie um
KAYATAYAHAYA® nicht mehr herum. Egal, ob Sie in Helsinki oder Brindisi, egal ob
Sie in Gent oder Prag nächtigen wollen, das KAYATAYAHAYA® wird man Ihnen
anbieten.
Und Sie sind jetzt gewappnet.
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