Freitag, 20. Juli 2018

Willkommen im KAYTAYAHAYA - Japanische Hotelkultur


Ich habe neulich in einer deutschen Grossstadt in einem Hotel einer japanischen Kette residiert, die auch verstärkt in Mitteleuropa Fuss fassen möchte. Die KAYATAYAHAYA®-Hotels sind kleine Parallelwelten, kleine Stückchen Japan, kleine Inseln der aufgehenden Sonne bei uns und ich möchte Ihnen hier eine kleine Gebrauchsanweisung mitgeben, da es gut sein kann, dass Sie einmal in einem KAYATAYAHAYA® nächtigen werden.

1.) Die Check-In-Zeit ist 16.00. Sie dürfen gerne schon vorher anreisen, Sie dürfen Ihre Koffer in der Garderobe lassen, Sie dürfen einen Kaffee oder einen Cocktail trinken gehen, Sie dürfen ein wenig in die Stadt oder ein bisschen shoppen, aber aufs Zimmer dürfen Sie nicht. Jetzt denken Sie natürlich, die brauchen solange um die Zimmer zu richten, aber weit gefehlt: Check-Out-Time ist um 10.00 und jede Überziehung dieser wird mit 10.- pro Stunde geahndet, die Räume sind also um 12.00 geputzt und gemacht, gebürstet und gestrählt. Warum dann aber 16.00? Weil der sogenannte Early-Check-In den Inhabern der KAYATAYAHAYA®-Card vorbehalten ist, eine Karte, die Sie an der Rezeption auch gerne erwerben können, dann dürften Sie auch sofort aufs Zimmer, die Karte kostet nur 20 Euro, also fast nichts, wird aber dann genau die Karte sein, die Ihr Portemonnaie zum Platzen bringt.

2.) Während Sie vor den Liften stehen, erfreuen Sie sich zunächst an den Videos, die dort scheinbar auf Bildschirmen über den Lifteingängen gezeigt werden, erfreuen sich, bis Sie merken, dass es die Aufnahmen der Sicherheitskameras IN den Liften sind. Seien Sie also gewarnt: Egal, was Sie in den Aufzügen tun, man sieht es unten in der Lobby. Egal, ob Sie kontrollieren, dass Sie im neuen Kleid wirklich nicht zu fett aussehen, ob Sie sich am … kratzen, ob Sie Ihre Haare richten oder Ihrem Partner einen Kuss geben: You are watched. Wenn Sie den netten Herrn an der Rezeption darauf ansprechen, dass dies ja 100%ig nicht mit den deutschen Datenschutzregeln kompatibel ist, wird er Ihnen mit «Da – Te – Su – Was?» antworten.

3.) Japaner scheinen panische Angst vor Rauch und Feuer zu haben. Daher sind die KAYATAYAHAYA®-Hotels mit Rauchmeldern ausgestattet, die auch in einer Baby-Intensivstation oder in einem Museum mit Manuskripten aus dem 8. Jahrhundert ihren Platz finden könnten. Beim Duschen müssen Sie die Badtür geschlossen halten und die Lüftung auf Stufe 16 drehen, sonst springt das blöde Teil an und die Feuerwehr kommt. Je nachdem, was Sie gegessen haben, ob scharf und feurig oder sehr salzig, sollten Sie in den Zimmern auch das Atmen unterlassen, der Rauchmelder geht sonst an…

4.) Apropos Essen: Das Frühstück in den KAYATAYAHAYA®-Hotels ist frugal und wird in einem Speisesaal eingenommen, der mit seinen langen Tischen und Bänken an eine Schulkantine oder eine Mensa erinnert. Die harten Eier, der Standardkäse und die Standardwurst, die lieblos hingepfefferten Tomätlein mahnen Sie daran, dass Sie ja schliesslich nicht zum Vergnügen auf der Welt sind. Wenn Sie allerdings ein wenig Vergnügen doch gerne hätten, lädt das KAYATAYAHAYA®-Restaurant zu einem Shabu-Shabu. Ein Shabu-Shabu ist ein Fondue, bei dem man allerdings die Fleischbrocken nicht einfach hineinhält, sondern meditativ bewegt. So Zen-mässig. Shabu-Shabu verhält sich also zu einem Fondue Chinoise wie Ikebana zu Blumen richten, der Weg ist das Ziel. Für den westlichen Gast stehen in der Lobby die Zutaten eines Shabu-Shabu in Plastik, wer nach dem Anblick dieser überragenden Scheusslichkeit noch Lust auf das Bewegungs-Fondue hat, ist des Shabu-Shabus wirklich wert.

5.) Nach dem Essen muss man manchmal auf die Toilette. Hier seien zwei Hinweise ausgesprochen: Personen mit… nun, sagen wir einmal eher europäischen Hinterteilen, also Gesässen die breiter als eine Handfläche sind, werden Probleme haben, auf der Schüssel Platz zu finden. Hier sei also empfohlen, vom KAYATAYAHAYA® ins benachbarte McDonalds oder in den Grünen Anker zu wechseln und auch dort das Klo, das WC, das Örtchen zu benutzen. Wenn Sie es schaffen, Ihren Allerwertesten auf die 20cm-Kloschüssel zu zwängen: Schalten Sie um aller Himmels Willen die Elektronik auf der rechten Seite aus! Sie werden sonst von unten geduscht, gewässert, dann getrocknet und geföhnt, wenn es so eingestellt ist, aber auch akupunktiert, massiert, tätowiert oder geliftet, ihr Ärschlein sieht nach einer solchen Behandlung zwar besser aus als Ihr Gesicht, aber – wollen Sie das wirklich? Vielleicht kann man auch mit der Elektronik auf den Mond fliegen, fragen Sie an der Rezeption nach Astronautenhelmen.

6.) Beim letzten Punkt gehen in den Online-Bewertungen die Meinungen stark auseinander, obwohl sich alle im Faktum einig sind: Jochen schreibt: Die Betten sind sehr hart – ich konnte kaum einschlafen. Ich würde schreiben: Die Betten sind hart – grossartig! Dass es auch viel gesünder ist, in Betten, die nicht den Boden berühren, wenn man sich reinlegt, zu schlafen, ist orthopädisch erwiesen.

KAYATAYAHAYA® wird kommen. KAYATAYAHAYA® plant in den nächsten Jahren 550 Etablissements auf dem europäischen Festland. Spätestens 2030 kommen Sie um KAYATAYAHAYA® nicht mehr herum. Egal, ob Sie in Helsinki oder Brindisi, egal ob Sie in Gent oder Prag nächtigen wollen, das KAYATAYAHAYA® wird man Ihnen anbieten.
Und Sie sind jetzt gewappnet.       










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