Ich hatte
neulich einen ganz schlimmen Albtraum: Ich wollte ins Badezentrum Hilpertingen
(SZ) fahren – ich schwimme sehr gerne, aber das sollten Sie nach fast 700 Posts
eigentlich wissen. Ich stieg also in Hilpertingen aus und suchte am Bahnhof
nach einem Hinweis auf das Hallen-, Frei- und Spassbad, in einem Kaff mit nur
1042 Einwohnern sollte man dieses Ding ja finden. Nachdem ich eine halbe Stunde
nach einem Schild, einem Wegweiser, nach einem Plakat oder Pfeil gesucht hatte,
fragte ich verzweifelt einen Einheimischen. Der grinste nur: Der Wegweiser war
direkt vor meinen Augen, BZH 400 Meter
nach links stand da drauf, BZH ??, natürlich das hiess BadeZentrum Hilpertingen.
Warum mussten die Schwyzer das abkürzen?
Es ging aber
gerade so weiter, an der Kasse des BZH las ich dann:
EINTRITT INS BZH NUR MIT GTT, MA ODER JA
NZE 8.-
KSS, AHV, IV 4.- KUS Eintritt
frei
Gut, ich war
ja sicher ein Achtfrankenkandidat, aber die kryptischen Abbreviationen
irritierten mich doch. AHV und IV, Alters- und Hinterbliebenenrente und
Invalidenrente waren klar, aber was ist ein GTT und was ein NZE? Ein
Bademeister klärte mich auf:
EINTRITT INS BZH NUR MIT Gültigem TagesTicket,
MonatsAbo ODER JahresAbo
NormalZahlende Erwachsene 8.- Kinder,
Schüler und Studenten, AHV, IV 4.-
Kinder Unter Sechs Eintritt frei
In der
Dusche erwartete mich der nächste Horror
Vor dem Schwimmen bitte GKR mit DG!
Achtung: Wenig schattige Aussenfläche –
bitte SSM verwenden.
Was sollte
der Mist denn schon wieder? Ich wollte um keinen Preis den Bademeister schon
wieder belästigen, also fing ich fieberhaft an zu hirnen: Was muss man vor dem
Schwimmen tun? Duschen, den Körper gründlich reinigen, also musste GKR = Gründliche
KörperReinigung heissen, und zwar mit – Heureka! – DuschGel. Und der Schatten
schützt vor der Sonne also war SSM ein SonnenSchutzMittel!
Am Bassin
angekommen, erwartete mich schon wieder ein Schild mit den Aufschriften BBS, KSB,
EA und EBZ.
Schweissgebadet
wachte ich auf.
Wann hat das
mit diesen schrecklichen Abbreviaturen eigentlich angefangen? Wann schrieben
wir MFG und LG und fuhren mit der DB, der SBB oder BLS in den tausenden
Verbünden, die RMV, VRR, HVV oder SVV hiessen, wann wohnten wir zum ersten Mal,
nachdem wir den NC geschafft hatten in einer WG (und keiner Kommune mehr), um
an einer Uni, die auch irgendwie abgekürzt war, den MA zu machen?
Ich habe
neulich mit einem Schüler, der beim Scrabble versuchte, Abkürzungen zu legen
und stets behauptete: «Gibt’s bestimmt…», den Versuch gemacht: Jede Formel aus
drei Grossbuchstaben findet sich bei Wikipedia, es gibt zwischen AAA und ZZZ
nichts, was nicht belegt ist. (AAA kennen Sie sogar, es ist ein
Batterie-Format.) Viele der Drei-Lettern-Kombinationen sind sogar mehrfach besetzt.
Danach führten wir die Regel ein: Wer eine Buchstabenkombi wie ZTG, NBV, wer
DDS oder HGF, wer JHV oder SAS legt, erst recht, wer XDS oder GXC, wer HXK oder
FYF, oder wer gar YXW oder YPX legt, muss wissen, was es heisst, ohne googeln.
(Sie erinnern sich: X und Y bringen 10 Punkte, mit einem YXW auf dreifachem
Wortwert haben Sie das Spiel praktisch gewonnen.)
Auch Laptop
macht bei dem unsäglichen Spiel mit: Bei jedem hjo, dws, bei jedem nkl bekomme
ich die rote Linie, bei HJO, DWS oder NKL nicht, Word denkt einfach: «Drei
grosse Buchstaben – das ist irgendetwas, das stimmt schon.»
Nehmen wir
nun das Weglassen der Abkürzungen als Sommer-Challenge:
Ich fordere
Sie, dazu auf, bis zum 31.8. keine Abbreviaturen zu verwenden, kostet pro
Ausdruck zwei Sekunden mehr, wir Sie aber ungemein entspannen.
In der
nächsten Nacht träumte ich meinen Traum übrigens weiter, es kam ein Bademeister
und erklärte mir die letzten vier Abkürzungen:
BBS bedeutet
Bahnen für BahnenSchwimmer
KSB bedeutet
Kein Sprung vom Beckenrand
EA bedeutet
ElternAufsicht
und
EBZ bedeutet
Ende der BadeZeit.
Wäre ich nie
darauf gekommen.
Sagen wir
also eine Weile wieder alle Sachen ausgesprochen, einfach mal so als Aufgabe.
Bis nächste
Woche bei der (übrigens noch nie abgekürzten!!!!!!)
Dienstag-Freitag-Glosse.
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