Ich habe letzten
Freitag über ein japanisches Hotel geschrieben, das ich KAYATAYAHAYA® genannt
habe. Nun fragt mich ein Leser, ob ich eventuell die TOYOKO®-Kette damit meine.
Hm.
Nun.
Das Credo
eines jeden Schreibers ist ja eigentlich:
Die Personen und die Handlung des Textes sind
frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder
lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Man müsste noch
ergänzen:
Die Personen und die Orte des Textes sind frei
erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Orten oder lebenden oder
verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Hm.
Nun.
Also, das ist
natürlich alles Quatsch. Es ist das TOYOKO®. Was kann es ausser dem TOYOKO® den
anderes sein? Welche japanische Kette fasst gerade Fuss in Deutschland? Genau, das
TOYOKO®. Wo kann man ohne Membercard erst um 16.00 aufs Zimmer, genau im
TOYOKO®. Und wo wird mit Plastik für Shabu-Shabu geworben und die
Videoüberwachung der Lifte in die Lobby übertragen?
Im TOYOKO®.
Die Präambel eines
jeden Romans ist der grösste Blödsinn, der in jedem Buch steht.
Wenn man z.B.
weiss, das Hera Lind sich über die Verfilmung ihres ersten Buches geärgert hat,
und wenn man weiss, dass sie mit einem bestimmten Schauspieler den grössten
Krach hatte, und dann kommt in ihrem dritten Buch eine Literaturverfilmung vor
und eben ein Arschloch-Mime und man hirnt noch eine Weile und kommt drauf, dass
Kudina (so heisst er im Buch) natürlich Kuh-Diener meint, und dann ist der weg
zu Ochsen-Knecht ja nicht weit, und wenn dann vorne im Buch steht
Die Personen und die Handlung des Textes sind
frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder
lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig,
dann ist das der
pure Hohn.
Und wenn man
weiss, dass alle, ja alle, sämtliche, ohneausnahmige Personen des Zauberberg mit Herrn Mann in Davos
residierten, und dass sowohl Clawdia Chauchat als auch Mynheer Peeperkorn, dass
Settembrini und Naphta, dass Frau Stöhr und Hofrat Behrens klare Vorbilder
hatten, es fehlen nur entscheidende Briefe und Aufzeichnung des
Nobelpreisträgers, dann ist auch hier das
Die Personen und die Handlung des Textes sind
frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder
lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
ein ganz immenser
Quatsch.
Die Schreiberinnen
und Scheiber wollen doch auch, dass man Orte und Zeiten, dass man Begebenheiten
und Personen erkennt, sie könnten ja auch viel besser verschlüsseln, natürlich
liegen viele Dinge auf der Hand.
Wenn in einer
Erzählung Sylvia Gubbel auftaucht, eine alternde Politikerin die die Mundwinkel
herabzieht und schlechtsitzende Kostüme trägt, dann muss man kein Politologe
sein, um hier Angie zu erkennen.
Wenn in einem
Roman ein 35mal gelifteter und solariumsverbrannter Alt-Popstar erscheint, der
einen Gesangswettbewerb veranstaltet, um bei diesem die jungen Talente nach
Strich und Faden fertigzumachen, sie zu beleidigen und zu Tränen zu zwingen,
dann ist doch jedem Idioten klar, dass, auch wenn der 35mal Geliftete im Roman
Herbert Zuhlen heisst, Dieter gemeint ist.
Anette Pehnt nennt
den Ort in ihrer absolut entzückenden Studiums-Novelle Hier kommt Michelle (lesen! lesen! lesen!) Sommerstadt, aber es ist klar, dass Freiburg im Breisgau der
Schauplatz ist.
Loriot erwähnt in
Ödipussi, jenem unglaublich erheiternden Film, bei dem sich ein 50jähriger
Mamasohn-Möbelhändler in eine 50jährige Psychologin verliebt, die Herkunft der
Kommode Trulleborg®, bei der stets die oberste Schublade nicht rausgeht,
natürlich nicht. Aber das Wort IKEA leuchtet die ganze Zeit im Hintergrund,
also nicht wirklich im Film, sondern im übertragenen Sinne.
Die Reihe der
Wir-Wissen-Alle-Was-Gemeint-Ist-Stellen liesse sich unendlich fortsetzen.
Die Personen und die Handlung des Textes sind
frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder
lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Quatsch.
Heinrich Böll hat
in seiner Katharina Blum das besser gelöst, hier ist natürlich die ZEITUNG
nichts anderes als BILD. Und so schreibt er am Anfang:
Personen und
Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung
gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der BILD-Zeitung ergeben haben, so sind
diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.
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