Freitag, 15. Juni 2018

WM-Spezial 1: Die Fussball-Oper


DER SCHUSS INS TOR
Oper in fünf Bildern
Text von Maria Druselbach-Heimstadt
Musik von Peter v. Tupurtz

Personen:
Tribun Frojda, Torwart der Skodischen Nationalmannschaft (Tenor); Oka Btesch, Ersatzstürmer der Ljodischen Nationalmannschaft (Tenor); Rüpfü Zaschum, Ljodischer Nationaltrainer (Bass); Dsiur Klypp, Masseur der Skodischen Nationalmannschaft (Bariton); Gfeeha Ubu, Verteidiger der Ljodischen Nationalmannschaft (Bass), Ein Sportreporter (Bariton)

Ljodisches Nationalteam, Skodisches Nationalteam, Bewohner von Jibinit

Ort und Zeit: Jibinit (Hauptstadt von Skodien) / Gegenwart

1. Bild: Innenstadt von Jibinit
Begeistert begrüssen die Bewohner von Jibinit ihr Nationalteam mit der Nationalhymne (Chor: O du Perle an der Trökscha), die Spieler zeigen sich siegesgewiss und versprechen, alles zu geben. Während die Spieler in ihre Unterkünfte gehen und das Volk sich verliert, bleiben Tribun und Dsiur zurück; Tribun gesteht seinem Masseur, dass er seit einem halben Jahr mit dem Ljoden Oka Btesch ein Paar sei. (Arie: Seine Flanke und sein Schienbein liessen mich erschaudern) Dsiur warnt Tribun, die Sache könne nur böse enden. (Arie: Nur dem Fussball weihe dein Leben)

2. Bild: Hotelzimmer in Jibinit
Ermattet vom Liebesakt liegen die beiden Liebenden auf dem Hotelbett. Sie beschliessen, dass dies ihr letztes Spiel sein werde und hoffen, dass Oka nicht zum Einsatz kommt. Sie wollen nach Australien auswandern und dort ein neues Leben beginnen. (Szene und Duett: Fern unsrer Heimat züchten wir Schafe)

3. Bild: Trainingszentrum der Ljoden
Rüpfü gibt seinem Team die letzten Instruktionen, die Spieler stimmen begeistert die Ljodische Hymne an. (Arie und Chor: Seid vorne scharf und hinten dicht / Heil dir, Ljodien, heil dir Vaterland) Gfeeha hat das Paar beobachtet und erzählt seinem Trainer die Geschichte, fassungslos bleibt Rüpfü zurück. Er lässt Oka holen und stellt ihn zur Rede. (Duett: Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt gutes Kicken allemal) Oka bittet, nicht zum Einsatz kommen zu müssen, Rüpfü sagt ihm, dass er mit grosser Sicherheit in der Endphase drankomme und dann auch schiessen müsse, sonst werde eine grausame Strafe auf ihn warten. Erschüttert bleibt Oka zurück. (Arie: O, wenn ich doch nicht treffen müsste)

4. Bild: Public Viewing in Jibinit
Bewegt und fasziniert schaut das Volk der 2. Halbzeit zu, es steht noch 0:0. (Chor: Auf in den Kampf, ihr Skoden!) Auf dem Riesenbildschirm sieht man, kommentiert von einem Sportreporter, wie Oka in der 85. Minute eingewechselt wird. 90 Sekunden vor Spielende rast er auf das Skodische Tor zu, schiesst aber schwächlich, Tribun lässt den Ball, den ein Primarschüler gehalten hätte, passieren. Das Volk ist ausser sich. (Chor: Wehe! Wehe! Tormann, du liessest die Wacht!)

5. Bild: Flughafen von Jibinit
Die Mannschaften haben sich in der Halle versammelt. Rüpfü und Dsiur verkünden das Urteil: Als Strafe für ihr Verhalten werden Tribun und Oka in die Verbannung geschickt, sie müssen in Australien Schafe züchten. (Szene und Chor: Hinweg mit euch) Tunlichst verschweigen die zwei, dass dies eh ihr Plan war. Allein bleiben sie zurück und schwelgen in ihrer Liebe. (Schlussduett: Wie brandheiss ist dieses Füsschen)

Musik:
Die zwischen Tonalität, freier Tonalität, Atonalität, Polytonalität und Banalität schweifende Musik ist gespickt mit Zitaten der Opernliteratur. Interessant ist das Leitmotiv b-e-c-(k)-e-(n)-b-a-(u)-e-(r).

Werkgeschichte:
Der Schuss ins Tor wurde 2014 zur Feier des deutschen Sieges in Auftrag gegeben, man liess den Autoren dabei freie Hand. Leider hatte der DFB schlussendlich nicht den Mumm, die Oper aufführen zu lassen. Nun wird Der Schuss ins Tor während der WM in Russland seine UA erleben, selbstverständlich an streng geheimem Ort, welcher Musiker wandert schon gerne nach Sibirien?  

P.S. Wäre eine Schweizer Erstaufführung nicht eine grossartige Aufgabe für junge Schweizer Opernkollektive?

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