Ich durfte
neulich in der Schreibwerkstatt STIFT&IDEE in Olten Zeuge eines reizenden
Dialoges
werden:
Kunde: Ich hätte gerne eine
wissenschaftliche Arbeit über die kubistischen Elemente im Werk von Max Ernst.
Schreiberin: Gibt es das nicht schon?
Kunde: In dieser Explizität nicht.
Schreiberin: Das käme Sie nicht ganz billig…
Kunde: Wie viel in etwa?
Schreiberin: Nun, mit Recherche, Exzerpieren,
Bibliographieren, dann Schreiben, Lektorieren kommen sicher 100 Stunden
zusammen, pro Stunde 100.- inkl. MwSt. macht 10 000.-
Kunde: Geld spielt keine Rolle.
Schreiberin: Gut, darf ich fragen, was Sie mit der
Arbeit vorhaben?
Kunde: Es wird ein Geschenk für meinen
Vater, er ist Kunsthistoriker.
Schreiberin: ??????????????
Kunde: Ja, er wird 80 und ich möchte
ihm etwas ganz Spezielles geben.
Schreiberin: Sie wissen, dass Sie die Arbeit aber
nicht missbrauchen dürften.
Kunde: Missbrauchen?
Schreiberin: Ja, Sie dürfen sie z.B. nicht als eigene
Diplomarbeit ausgeben.
Kunde: Wofür halten Sie mich? Das ist
doch sonnenklar.
Schreiberin: Oder als Dissertation.
Kunde: Gott bewahre, nein!
Schreiberin: Oder als Habilitationsschrift.
Kunde: Jetzt hören Sie schon auf! Sie
unterstellen mir hier Dinge…
Schreiberin: Ich unterstelle Ihnen gar nichts, es soll
gelegentlich vorgekommen sein, dass solche Arbeiten an Unis auftauchten.
Kunde: Aber das sind doch Halunken!
Ich will hier ein Birthday-Present für meinen Daddy und Sie setzen mich mit
solchen Subjekten gleich!
Schreiberin: Es tut mir leid, aber ich muss Sie darauf
hinweisen.
Kunde: Schon gut. Nein, das wird ein
Geschenk, ich selber habe ja gar keine Verwendung dafür.
Schreiberin: Sie sind kein Kunsthistoriker?
Kunde: Nein, nein, ich bin
Vergleichender Kulturwissenschaftler.
Schreiberin: Ja, das ist etwas völlig anderes.
Kunde: Ja. Wann ist die Arbeit fertig?
Schreiberin: In einem Monat, circa.
Kunde: Ich freue mich.
Natürlich bin ich
hier Zeuge eines schweinisch illegalen Vorganges geworden. Oder eben nicht.Denn
es ist nicht
verboten, Texte für Geld zu schreiben, auch wissenschaftliche, illegal wird es
erst, wenn
der Student die
Arbeit als Diplomtext, Diss oder Habilschrift einreicht.
Genauso verhält
es sich mit dem Dialog, den eine Kundin in der Do-it-yourself-Handlung
BRICK&STICK&QUICK
führte und den ich auch heimlich belauschen durfte.
Kundin: Ich bräuchte einen
Vorschlaghammer.
Verkäufer: Gross? Was wollen Sie einschlagen?
Kundin: Fenster.
Verkäufer: Dann nehmen wir mittlere Grösse.
Kundin: Und eine Brechstange bitte.
Verkäufer: Für Türen?
Kundin: Ja, aber eine handliche.
Verkäufer: (holt
das Gewünschte)
Kundin: Haben Sie auch Handschuhe und
schwarze Skimützen?
Verkäufer: Haben wir im oberen Stock.
Kundin: Gut, kann ich die Werkzeuge unten
lassen und später alles zusammen zahlen?
Verkäufer: Selbstverständlich.
Kundin: Dann vielen Dank erstmal.
Abgesehen davon,
wie schön es ist, dass Frauen immer mehr in Männerdomänen eindringen, war
auch das eine
ziemlich heikle Sache; hier wurde klar ein gewaltsamer Einbruch vorbereitet.
Dies aber
in völliger
Legalität, denn es ist nicht verboten, Brechstangen und Vorschlaghämmer, es ist
nicht
untersagt,
Skimützen und Handschuhe zu verkaufen und auch nicht illegal, diese Gegenstände
in
dieser
Kombination anzubieten. Umgekehrt darf die Kundin auch alle diese Sachen
erwerben. Der
Verkäufer kann
sich immer herausreden («Mich interessiert nicht, was meine Kunden damit
machen…) und die
Kundin kann genügend Gründe für den Besitz dieses Warenkorbes erfinden.
In einem
demokratischen Rechtsstaat ist da nichts zu machen.
Vielleicht
sollten wir deshalb diesen abschaffen, dazu ein anderes Mal mehr.
P.S. Sie werden
sich fragen, was ich in STIFT&IDEE und in BRICK&STICK&QUICK gesucht
habe.
Ersteren wollte
ich meine Dienste anbieten, zu den Zweiten musste ich, weil die Ersten meine
Dienste nicht
nahmen…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen