Ich habe das
schon ein paar Male geschrieben, immer wenn die Wirklichkeit mir recht gab,
wenn die Realität mich bestätigte und die Wahrheit mich überholte, aber ich
muss es heute noch einmal formulieren:
Ich bin ein
Prophet! Ich bin ein Wahrsager, ein Augur, ich bin ein Hellseher!
Nennt mich
Jesaja, nennt mich Daniel, sagt Nostradamus zu mir. Call me Mohammed.
Ich habe am
Freitag geschrieben, dass, wenn man in Stockholm nicht drastisch aufräumt, der
Nobelpreis 2018 ausfällt, und – bumm – genau das passiert. Vor ein paar Tagen
kam die Meldung.
Nennt mich
Hesekiel.
Nun kann man
einwenden, dass das vorhersehbar war, aber das lasse ich nicht gelten, ich habe
schon alle meine Jobs gekündigt und werde mich ganz aufs Hellsehen verlegen:
Wollen Sie wissen, wie es Ihrer Firma 2035 geht? Wollen Sie erfahren, ob Ihre
Frau Ihnen treu bleibt? Möchten Sie die Zukunft Ihrer Kinder kennen? Kein
Problem. Ich bin Monsieur Teissier. Für 200.- sage ich Ihnen locker die nächste
Dekade voraus, für 250.- mache ich sogar ein wenig Schnickschnack, Kartenlegen,
Kaffeesatz, was Sie wollen, ich brauche das natürlich nicht, aber vielleicht
wollen Sie ein wenig Atmosphäre dazu.
Ich kenne
übrigens auch die Lottozahlen der dritten Septemberwoche – aber die sage ich
Ihnen nicht.
Was machen
wir aber nun mit Stockholm? Der Sumpf ist tief, der Morast ist dick, das
Nobelpreiskomitee ist am Ende. Dass es 2018 keinen Preis gibt, ist ein Eklat
allergrössten Ausmasses, bisher wurden nur in den Jahren 1914, 1918, 1935 und
in der Phase 1940-43 keine Preise vergeben. Aber da kann man das verstehen,
1914 war man mit Mobilmachen beschäftigt, 1918 mit dem Gegenteil, 1935 blühten
gerade die Nazis auf, und 1940-43 war wieder Krieg, das begreift man angesichts
der wilden Zeiten irgendwie, aber 2018? Wir haben keinen Krieg, Europa geht es
gut, es gäbe keinen äusseren Grund, in diesem Jahr keine Literatin und keinen
Literaten zu küren.
Ich habe am
Freitag vorgeschlagen, dass ganze Komitee an die Wand zu stellen. Nun aber habe
ich mich ein wenig mit der schwedischen Gesetzgebung beschäftigt und musste
feststellen: Das ist dort nicht legal. Im Gegensatz zu Ländern wie USA,
Russland, wie Korea und der Türkei ist es in Skandinavien nicht möglich, Leute
einfach ungestraft umzulegen. Wer handeln müsste, ist der König, Carl Gustav
der – der wievielte eigentlich? Ich weiss das nie. Der Monarch hätte schon
längst eingreifen sollen, er kann die Statuten ändern, dann die Truppe
aufräumen und für einen funktionierenden Ablauf sorgen. Warum hat er nix
gemacht?
Weil…
Nun, hm,
Kenner des europäischen Hochadels haben mir verraten, dass der König eine
etwas, nun sagen wir mal ungeschickte Eigenschaft hat: Er ist dumm. Das kann
passieren bei einem Job, für den man sich nicht bewerben muss, den man ja in
die Wiege gelegt bekommt. Carl Gustav ist nicht der Hellste, er ist – wie man
so bei Schülern sagt – «eher praktisch veranlagt», was natürlich bei einem
gekrönten Haupt nicht so viel bringt. Die Legende sagt, dass er einmal eine
Schachpartie gegen Charles, der ja auch nicht ein so gescheiter Kopf ist,
spielte, und als man nach einer Stunde dazukam, waren beide Könige nicht mehr
auf dem Brett, aber vielleicht ist das auch erfunden, vielleicht sogar von mir.
Allerdings
hat der Bernadotte eine kluge Frau, im Gegensatz zu ihm hat sie ja ein
Auswahlverfahren durchlaufen. Bei sicher mindestens 5000 Bewerbungen für die
Olympia-Hostesserie (sagt man so?) konnte man sicher die hässlichen, aber auch
die dummen jungen Damen heimschicken, und zu gekrönten Häuptern wurden sicher
nur die Besten gelassen. Carl Gustav täte also gut daran, die ganze
Nobelpreissache an die gute Sylvia zu delegieren.
Man könnte
natürlich auch so verfahren, wie es beim Opernhaus
des Jahres geschieht, eine grosse Runde Expertinnen und Experten gibt ihre
Vorschläge ab, und wer die meisten Punkte bekommt, gewinnt. Man könnte es so
machen, wie der Deutsche Buchpreis
vorgeht, hier wird die Jury von einer speziellen Kommission jedes Jahr neu
gewählt.
Man könnte
es natürlich einfacher, gerechter, könnte es simpler, fairer machen, man könnte
ein transparentes und klares Prozedere einführen. Wird man aber wahrscheinlich
nicht tun, das wäre ja zu einfach.
Vielleicht
würde es schon viel helfen, die nummerierten, alten, ehrwürdigen, knorrigen
Stühle des Komitees durch helle und freundliche Sitzgelegenheiten zu ersetzen,
es gibt ja so schönes skandinavisches Design.
Ich habe das
schon ein paar Male geschrieben, immer wenn die Wirklichkeit mich überholte,
mir recht gab, wenn die Realität mich bestätigte und auch die Wahrheit, aber
ich muss es heute noch einmal herausposaunen:
Ich bin ein
Prophet! Ich bin ein Wahrsager, ein Augur, ich bin ein Hellseher!
Nennt mich
Jesaja, nennt mich Daniel.
Call me
Mohammed.
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