Wissen Sie,
was wir 2018 wieder am meisten tun werden?
Wir werden
warten.
Wir werden
zwar auch schlafen, essen, trinken, wir werden unsere Wohnungen putzen und
aufräumen, wir werden 2018 arbeiten und freizeiten, wir werden Sex haben und
Sport machen (für viele ist das eh das Gleiche), wir werden Wehwehchen haben
und zum Arzt gehen, lange Haare bekommen und zum Friseur, wir werden 2018 Musik
hören und Bücher lesen, wir werden Filme schauen und Mails angucken, wir werden
viele Dinge tun, aber am meisten werden wir…
Genau.
Warten.
Wie wir auch
2017 und 2016 und 2015 am meisten gewartet haben.
Und zwar
nicht nur die Menschen, die aus religiösen und ideologischen Gründen warten,
die eine Heilserwartung haben, da steckt ja das Warten schon drin, also die,
die auf das Reich Gottes, den Jüngsten Tag, die auf den Kommunismus warten,
diejenigen, die auf Armageddon oder das Neue Jerusalem, die auf Ragnarök oder
andere apokalyptische Dinge warten, sondern alle.
Wir werden
warten.
Im Winter
werden wir auf das Frühjahr, im Frühling auf den Sommer warten, dann in der
heissesten Jahreszeit auf den Herbst und wenn die Blätter fallen, wieder auf
den Winter.
Wir werden
auf die Fastnacht warten, auf den Valentinstag, auf Ostern, wir werden auf die
Spargelzeit und die Öffnung der Freibäder warten, auf Halloween und auf die
Weihnachtszeit. In jener Zeit wird dann wieder ganz schlimm gewartet, auf das
Christkind, den Weihnachtsmann, auf den Samichlaus und auf den Tannenbaum.
Warten.
Wir werden
Stunden, wenn nicht Tage in Warte-Schleifen zubringen und uns Musik anhören, Pour Elise oder New Age, die Kleine
Nachtmusik oder New York, New York.
Wir werden die Callcenter verfluchen und Verwünschungen an die Herstellerfirmen
und Dienstleister schicken, aber wir werden warten.
Wir werden
auf Züge, Busse und Trams warten, auf Warteplätzen und in Wartehäuschen, wir
werden warten, bis endlich ein Verkehrsmittel kommt, wenn wir das Unglück
haben, in Deutschland zu wohnen, kann das sehr lange gehen. Die DB ist wohl die
Organisation, die die grösste Anzahl Leute zum Warten zwingt.
Aber Auto
und Flugzeug sind da nicht besser. Was machen Sie in einem Stau? Genau, warten,
dass es weitergeht; und was Sie an einem Flughafen zusammenwarten, das geht
auch auf keine Kuhhaut, Sie warten am Check-in, an der Sicherheitskontrolle,
Sie warten beim Boarding und dann im Flieger auf den Start, und nach der
Landung warten Sie noch einmal eine Stunde auf Ihr Gepäck, bis Sie merken, dass
es nicht nach München, sondern nach Murmansk geschickt wurde, klingt ja auch so
ähnlich.
Wir werden
warten.
Auf bessere
Zeiten.
Auf die
Rechnung im Restaurant, die man vor 45 Minuten angefordert hat.
Auf den
Monteur, der gesagt hat, er komme «zwischen 8.00 und 10.00», was IMMER 9.59
heisst.
Auf die
Kontogutschrift, die Sie brauchen, um Ihre Krankenkassenprämie zu zahlen, denn
die Versicherung wartet nämlich nicht.
Deutschland
wird weiter auf seinen Flughafen warten und Stuttgart auf seinen Bahnhof.
Generell werden im ehemaligen Land der Präzision und des Fleisses 3498
Bauprojekte auf ihre Fertigstellung warten, die sich sicher wieder bis 2019
verschiebt.
Wir werden
warten.
Wir werden
zwar auch viele andere Dinge tun, aber fast jede Tätigkeit ist mit Warten
verbunden, beim Schlaf werden wir warten, bis Morpheus endlich erscheint, beim
Essen warten, bis das Nudelwasser endlich kocht. Beim Sex werden wir warten,
bis der oder die andere in Stimmung ist
und beim Sport bis endlich das Gerät im Fitnessstudio oder die Dusche im
Hallenbad frei ist. Wir werden Wehwehchen haben und beim Arzt – warten. Wir
werden lange Haare bekommen und beim Friseur – warten. Wir werden Musik hören
und Filme schauen und Mails angucken, und dabei werden wir auf Download,
Dateiöffnung, Weiterleitung…
Genau.
Warten.
In diesem
Sinne: Ein fröhliches Wartezweitausendundachtzehn.
Ein witziger Text den man beliebig erweitern kann!
AntwortenLöschenMir fehlt jetzt nur noch eine ähnliche Ausgabe mit - Erwartungen.