Dienstag, 23. Januar 2018

Vorbei mit Vegan: KFC KOMMT!



Wenn ich durch Basel laufe und mir die neueröffneten Fressläden anschaue, wird mir schon bei dem Gedanken, dort zu speisen, etwas zu konsumieren, speiübel. Da gibt es das Drink&Think, das vom Sellerie-Smoothie bis zum isotonischen Edelmineralwasser alles ausschenkt, was der Markt an «gesunden» Flüssigkeiten bietet, da gibt es das Vegananalog, das mich mit eilosen Spaghetti und milchlosem Quark verwöhnen will, da gibt es das (F)rohzusein, (Rohkost), das Stars (astrologisch richtiges Essen), den makrobiotischen Genusstempel ShivaShava und Feuerstein’s, die Urzeitküche anbieten. Allen gemeinsam ist, dass es angeblich schrecklich gesund, schrecklich teuer und schrecklich biologisch ist…

Ich will mich aber gar nicht gesund ernähren. Ich will keine Rüben-Smoothies, ich will Cocktails, Cocktails mit viel Rum und viel Eis und mit kleinen violetten Schirmchen; ich will Nudeln mit Ei und Quark aus fetter Kuhmilch, und ich halte das Weichkochen von Gemüse für eine grosse Errungenschaft. Ebenso will keine Aquarius- oder Gemini-Menüs, ich will zwei Kilo Parmigiano über meine Nudeln streuen (für Makros die Hölle) und ich möchte nicht wie die Neandertaler speisen (ist «speisen» hier überhaupt der richtige Terminus?) 

Aber da schlage ich die Wurfzeitung auf und sehe: Erlösung naht, der Messias ist am Ankommen, der Prophet ist auf der Reise, die gesunde und biologische und korrekte Phase hat endlich ein Ende, denn:

KFC kommt in die Schweiz!

Endlich hat die Phase des gesunden Essens, hat die Zeit von Rohkost und Tofu, hat die Epoche von Dinkel und Chia und wie die schrecklichen Getreidesorten alle heissen, ein Ende. Endlich bekommen wir das, was wir brauchen: Fett gebackene Hühnerteile, Pommes und süsse Getränke, alles kalorienreich und cholesterinbombig, alles salztriefend und MIT Laktose und Gluten.

Dabei ist das Schöne, dass KFC sich auch an andere Spielregeln nicht hält, Spielregeln, die mir – auf gut Deutsch gesagt – zum Arsch (s.v.v.) heraushängen.
Regional zum Beispiel.
Wer will regionale Küche? Wer will auf Bananen verzichten, nur weil in Liestal keine wachsen, wer will ohne Erdnüsse leben, nur weil in Sissach keine gedeihen? Niemand. Nun gäbe es zwar im Baselbiet auch Hühner, aber KFC kauft sie in Holland ein, einfach weil die dort besser sind (und billiger, das ist eventuell der Hauptgrund, aber das müssen wir nicht an die grosse Glocke hängen).
Oder zum Beispiel artgerechte Haltung.
Denn die artgerechte Haltung bringt ja für den Geschmack gar nichts, glückliche Kühe schmecken genauso wie unglückliche, Schweine, die ein bisschen weniger Platz haben, munden genauso wie Schweine, die den ganzen Tag rumrennen dürfen. Warum wollen die Tiere, die ich essen will eigentlich rumlaufen und sich einen schönen Lenz machen? Die Viecher sind Speisetiere und als Speisetiere sollen sie gefälligst das tun, was von einem Speisetier verlangt wird, nämlich stehen und stehen und liegen und fressen und fett werden.
Bliebe noch die saisonale Küche zu erwähnen.
Auch die ist natürlich Unsinn.
Ich habe doch keinen Bock, mich den ganzen Winter von Kohl und Kraut und Chabis zu ernähren, nur weil die Natur mir das nicht bietet. Sind wir nicht im 21. Jahrhundert angekommen? Haben wir nicht die Möglichkeit, Erdbeeren und Trauben, Tomaten und Spargel gewächshauszureifen und flugzuegzutransportieren? Warum sollen wir das dann nicht nutzen?
KFC bietet nun – wie auch der Mac und der Börgerking – an jedem der 365 Tage das identische Programm.
Wenn ich durch Basel laufe und mir die neueröffneten Fressläden anschaue, wird mir schon bei dem Gedanken, dort zu speisen, etwas zu konsumieren, speiübel; aber nun ist die Erlösung unterwegs, der Messias ist am Ankommen, der Prophet ist auf der Reise, die gesunde und biologische und korrekte Phase hat endlich ein Ende, wir dürfen uns freuen und jubilieren, wir dürfen tanzen und in die Hände klatschen.

KFC kommt in die Schweiz!

Gut, KFC kommt zum dritten Male, es hat schon zweimal nicht funktioniert, aber dieses Mal ist man gewappnet, auch finanziell, nicht ein paar Schuppen soll das geben, sondern 50 Restaurants, über die ganze Eidgenossenschaft verteilt, eine Grossoffensive, eine Riesenkampagne. Und dieses Mal wird es klappen, denn die letzten Male gab es noch kein Drink&Think, gab es noch kein Vegananalog, kein (F)rohzusein, (Rohkost), es existierte kein Stars, ShivaShava oder Feuerstein’s, letztes Mal war die Sehnsucht, nach nicht-isotonischem, nicht-veganem, die Sehnsucht nach nicht-makrobiotischem, nicht vegetarischem, nach eihaltigem, milchhaltigem und in allen Belangen unkorrektem Essen so gross.

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