Wenn ich
durch Basel laufe und mir die neueröffneten Fressläden anschaue, wird mir schon
bei dem Gedanken, dort zu speisen, etwas zu konsumieren, speiübel. Da gibt es
das Drink&Think, das vom
Sellerie-Smoothie bis zum isotonischen Edelmineralwasser alles ausschenkt, was
der Markt an «gesunden» Flüssigkeiten bietet, da gibt es das Vegananalog, das mich mit eilosen
Spaghetti und milchlosem Quark verwöhnen will, da gibt es das (F)rohzusein, (Rohkost), das Stars (astrologisch richtiges Essen),
den makrobiotischen Genusstempel ShivaShava
und Feuerstein’s, die Urzeitküche
anbieten. Allen gemeinsam ist, dass es angeblich schrecklich gesund,
schrecklich teuer und schrecklich biologisch ist…
Ich will
mich aber gar nicht gesund ernähren. Ich will keine Rüben-Smoothies, ich will
Cocktails, Cocktails mit viel Rum und viel Eis und mit kleinen violetten
Schirmchen; ich will Nudeln mit Ei und Quark aus fetter Kuhmilch, und ich halte
das Weichkochen von Gemüse für eine grosse Errungenschaft. Ebenso will keine
Aquarius- oder Gemini-Menüs, ich will zwei Kilo Parmigiano über meine Nudeln
streuen (für Makros die Hölle) und ich möchte nicht wie die Neandertaler
speisen (ist «speisen» hier überhaupt der richtige Terminus?)
Aber da
schlage ich die Wurfzeitung auf und sehe: Erlösung naht, der Messias ist am
Ankommen, der Prophet ist auf der Reise, die gesunde und biologische und
korrekte Phase hat endlich ein Ende, denn:
KFC kommt in
die Schweiz!
Endlich hat
die Phase des gesunden Essens, hat die Zeit von Rohkost und Tofu, hat die
Epoche von Dinkel und Chia und wie die schrecklichen Getreidesorten alle
heissen, ein Ende. Endlich bekommen wir das, was wir brauchen: Fett gebackene
Hühnerteile, Pommes und süsse Getränke, alles kalorienreich und
cholesterinbombig, alles salztriefend und MIT Laktose und Gluten.
Dabei ist
das Schöne, dass KFC sich auch an andere Spielregeln nicht hält, Spielregeln,
die mir – auf gut Deutsch gesagt – zum Arsch (s.v.v.) heraushängen.
Regional zum
Beispiel.
Wer will
regionale Küche? Wer will auf Bananen verzichten, nur weil in Liestal keine
wachsen, wer will ohne Erdnüsse leben, nur weil in Sissach keine gedeihen?
Niemand. Nun gäbe es zwar im Baselbiet auch Hühner, aber KFC kauft sie in
Holland ein, einfach weil die dort besser sind (und billiger, das ist eventuell
der Hauptgrund, aber das müssen wir nicht an die grosse Glocke hängen).
Oder zum
Beispiel artgerechte Haltung.
Denn die
artgerechte Haltung bringt ja für den Geschmack gar nichts, glückliche Kühe
schmecken genauso wie unglückliche, Schweine, die ein bisschen weniger Platz
haben, munden genauso wie Schweine, die den ganzen Tag rumrennen dürfen. Warum
wollen die Tiere, die ich essen will eigentlich rumlaufen und sich einen
schönen Lenz machen? Die Viecher sind Speisetiere und als Speisetiere sollen
sie gefälligst das tun, was von einem Speisetier verlangt wird, nämlich stehen
und stehen und liegen und fressen und fett werden.
Bliebe noch
die saisonale Küche zu erwähnen.
Auch die ist
natürlich Unsinn.
Ich habe
doch keinen Bock, mich den ganzen Winter von Kohl und Kraut und Chabis zu
ernähren, nur weil die Natur mir das nicht bietet. Sind wir nicht im 21.
Jahrhundert angekommen? Haben wir nicht die Möglichkeit, Erdbeeren und Trauben,
Tomaten und Spargel gewächshauszureifen und flugzuegzutransportieren? Warum
sollen wir das dann nicht nutzen?
KFC bietet
nun – wie auch der Mac und der Börgerking – an jedem der 365 Tage das
identische Programm.
Wenn ich
durch Basel laufe und mir die neueröffneten Fressläden anschaue, wird mir schon
bei dem Gedanken, dort zu speisen, etwas zu konsumieren, speiübel; aber nun ist
die Erlösung unterwegs, der Messias ist am Ankommen, der Prophet ist auf der
Reise, die gesunde und biologische und korrekte Phase hat endlich ein Ende, wir
dürfen uns freuen und jubilieren, wir dürfen tanzen und in die Hände klatschen.
KFC kommt in
die Schweiz!
Gut, KFC
kommt zum dritten Male, es hat schon zweimal nicht funktioniert, aber dieses
Mal ist man gewappnet, auch finanziell, nicht ein paar Schuppen soll das geben,
sondern 50 Restaurants, über die ganze Eidgenossenschaft verteilt, eine
Grossoffensive, eine Riesenkampagne. Und dieses Mal wird es klappen, denn die
letzten Male gab es noch kein Drink&Think,
gab es noch kein Vegananalog, kein (F)rohzusein, (Rohkost), es existierte
kein Stars, ShivaShava oder Feuerstein’s,
letztes Mal war die Sehnsucht, nach nicht-isotonischem, nicht-veganem, die
Sehnsucht nach nicht-makrobiotischem, nicht vegetarischem, nach eihaltigem,
milchhaltigem und in allen Belangen unkorrektem Essen so gross.
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