Freitag, 26. Januar 2018

Das beste Meeting - lasst alle Treffen einschneien!



Eine der glücklichsten Firmenfusionen der letzten Jahre war die der TORAMAG und der BUNAMAG. Selten waren sich bei einem solchen Zusammenschluss die Parteien so einig gewesen, selten war die Stimmung in den Belegschaften so gut, selten hatte von Beginn an eine solche Freundschaft bestanden, wie bei den beiden Unternehmen. Und dies war nicht dem gut aufgesetzten Vertragswerk, den vollen Auftragsbüchern oder dem Verhandlungsgeschick der Firmenanwälte zu verdanken.
Nein, keineswegs.
Die wunderbare Fügung des Schicksals war ein Erdrutsch.

Als die beiden Delegationen sich im Hotel Alpenblick trafen, hatte man zunächst einen engen Zeitplan: Montag bis 12.00 Anreise, ab 14.00 Verhandlung bis um 18.00, dann Apéro und gemeinsames Nachtessen, Dienstag 8.00 Frühstück, dann bis um 15.00 Verhandlung, wenn alles gut liefe, um 15.30 Unterzeichnung, dann Apéro und Abreise. Es waren 12 Punkte zu klären, davon einige Peanuts, die meisten sehr lösbar und zwei Breaking Points, aber man hoffte doch speditiv zu Werke gehen zu können. 

Aber es kam alles anders.

In der Nacht von Montag auf Dienstag ging eine Lawine zu Tal, ein Erdrutsch, der zum Glück keine Menschenleben forderte, der sich auch mit Sachbeschädigungen zurückhielt, zwei Scheunen und einen kleinen Turm, der aber das Alpenblick komplett von der Umwelt abschnitt. Am Dienstagmorgen sahen sich die Delegationen (Urs Barth, Giovanni Silvestre und Beat Mattis auf der Seite der TORMAG und Francois Clenin, Remo Holliger und Flurin Caviezel von der BUNAMAG) vor einer völlig neuen Situation: Man würde erst am Samstag mit einer Abreise rechnen können. Schnell kam man überein, die nächsten beiden Tage für eine Denkpause zu nutzen und am Donnerstag neu in die Verhandlungen einzusteigen.

An diesem Morgen sassen nun alle in ihren Zimmern und organisierten ihr Leben und ihre Arbeitsstellen, zum Glück funktionierte W-Lan und Handy, nach dem Mittagessen aber war etwas angesagt, was alle sechs Teilnehmer seit Monaten nicht gehabt hatten: Freizeit. Nun sind die Freizeitmöglichkeiten in einem eingeschlossenen Hotel begrenzt, und das hiess, dass man sich immer wieder über den Weg lief, wenn die Interessen ein wenig gleichlagen. Als sich die Mannschaft am Dienstagabend um 18.00 zum Apéro traf, war man längst zum Du übergegangen und es hatten sich interessante Zweiergruppen gebildet: Urs und Francois hatten sich als begeisterte Schwimmer erwiesen und hatten drei Stunden im Pool zugebracht, Urs hatte dem anderen einen besseren Beinschlag gezeigt und selber mit Francois’ Hilfe seine Armtechnik verbessert, beim Wettschwimmen über 500 Meter hatte der Neuenburger knapp gewonnen. Giovanni und Remo hatten sich im Fitnessstudio getroffen und zwei Stunden ausgiebig trainiert, wobei auch hier Tipps und Tricks zur Verbesserung ihrer (eh schon fantastischen) Bi-, Tri- und Quadrizepse, ihrer Six- und Eightpacks, sowie ihrer Brustmuskulatur hin und her gingen. Beat und Flurin hatten den Nachmittag in der Bibliothek drangegeben und Bücher durchforstet, hatten ihre Lieblingsautoren benannt und aus ihren Lieblingswerken zitiert und dabei eine gemeinsame Vorliebe für die Engländer des 19. Jahrhunderts und Thomas Bernhard entdeckt. Nach dem Abendessen war auf einmal die Idee eines Gesellschaftsspieles im Raum aufgetaucht, die alle gleich begeisterte, und so verbrachte man den Abend mit – was denken Sie? – natürlich Monopoly.

Am Mittwoch beschloss man beim Z’morge, diesen Tag zu sechst zu verbringen und drei Wettkämpfe durchzuführen; so organisierten Urs und Francois eine Schwimmstafette, die die TORAMAG gewann, dafür entschied die BUNAMAG den Fitnessparcour (Planung Giovanni und Remo) für sich; beim Bücher-Quiz, das das dritte Paar vor der Regalkulisse der Bibliothek durchführte, herrschte auch nach vier Stichfragen Gleichstand, lachend begab man sich zum Apéro, ass ausgiebig zu Abend und schaute sich danach im Videoraum – was denken Sie? – The Wolf of Wall Street an. 

Muss nun noch erwähnt werden, dass die Verhandlungen am Donnerstag in Nullkommanix über die Bühne gingen? Dass auch die Breaking Points in zehn Minuten gelöst waren? Muss gesagt werden, dass nach einer Stunde ein Vertragswerk auf dem Tisch lag, das allen gerecht wurde? Muss geschrieben werden, dass der Freitag wieder Spiel und Spass vorbehalten war?
Das Spannende war aber, wie schnell sich der Geist der Gemeinschaft auf die beiden Belegschaften übertrug. Nach einer Woche, spätestens nach dem Dreikampftag mit allen Mitarbeitern (Schwimmen, Fitness, Literatur – was dachten Sie denn?) waren alle ein Herz und eine Seele.

Eine der glücklichsten Firmenfusionen der letzten Jahre war die der TORAMAG und der BUNAMAG. Selten waren sich bei einem solchen Zusammenschluss die Parteien so einig gewesen, selten war die Stimmung in den Belegschaften so gut, selten hatte von Beginn an eine solche Freundschaft bestanden, wie bei den beiden Unternehmen.

Und so wünschen wir dem WEF eine Einschneiung, grosse Schneemassen, die die Mächtigen einmal vier Wochen von der Aussenwelt abschneiden; und vielleicht sollten auch CDU und SPD in den Bergen tagen…


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