Ich hatte
Sie noch nie um Spenden gebeten, und ich tat es neulich dennoch. Ich habe Sie
auch noch nie auf einen Verein hingewiesen oder Ihnen eine Mitgliedschaft ans
Herz gelegt. Aber genau das möchte ich mit diesem Post machen. Ich bin auf
einen sehr spannenden Club gestossen, den ich Ihnen wärmstens empfehlen kann.
Hier die Statuten:
Statuten des Vereines der Gegner
etablierter Dinge / Freunde des Protestes (VGED/FP)
§ 1
Unter dem
Namen Vereines der Gegner etablierter Dinge / Freunde des Protestes (VGED/FP)
hat sich am 3.11.2016 ein Club gegründet, der sich als Ziel den Kampf gegen
gebräuchliche und etablierte Sachen gesetzt hat. Mitglied kann werden, wer sich
den untengenannten Bedingungen unterwirft und damit die Sache unterstützt.
§2
Der VGED/FP
hat keinen Vorstand (etablierte Struktur!), keinen Präsidenten (etablierte
Struktur!), er hat keine Generalversammlung (etablierte Struktur!) und keine
Mitgliedsbeiträge (etablierte Struktur!).
§3
Die
Mitglieder verpflichten sich den in den Paragraphen 4 bis 8 festgehaltenen
Regeln Folge zu leisten, sie zu verinnerlichen und gut zu heissen. Verstösse
gegen §4 – §8 werden mit sofortigem Ausschluss geahndet.
§4
Ein Mitglied
des VGED/FP zeigt in Kleidung, Essgewohnheiten und Auftreten seinen Protest
gegen das Hergebrachte. So trägt es im Sommer warme, lange Kleidungsstücke und
im Winter Beachwear, es ernährt sich nur von Produkten, die auf herkömmlichem
Wege kaum zu beschaffen sind. (Yak, Gnu, Maniok usw.) Ein Mitglied des VDED/FP läuft
niemals normal durch die Gegend. Es kriecht, robbt oder hüpft, es geht
rückwärts oder seitwärts, wenn es steht oder sitzt, nimmt es eine auffällige
und unetablierte Haltung ein, Vorbilder sind hier die Statue of Liberty oder
der Dornenauszieher.
§5
Ein Mitglied
des VGED/FP zeigt in seinem Kunstgeschmack eine Haltung, die dem Mainstream
entgegenläuft. Nun ist zu beachten, dass der Mainstream in den verschiedenen
Sparten auch ganz verschieden aussieht. Während also das VGED/FP-Mitglied
durchaus nach Donaueschingen oder Witten darf, während es Lachenmann, Schnebel,
Huber und wie sie alle heissen hören kann, darf es niemals ein Bild kaufen,
dass an der ART BASEL hängen könnte – an den Wänden sind also naturalistische
und kitschige Werke wie «Tanne bei Regen» oder «Stillleben mit Kiwi». Als
Lektüre wählt es sich Bücher im Selbstverlag oder mit Auflagen unter 8000.
Niemals, niemals, niemals darf es ein Buch lesen, dass einen Preis bekommen hat
oder für einen solchen nominiert wurde.
§6
Ein Mitglied
des VGED/FP darf kein Gemeindeglied in einer etablierten Kirche sein. Erlaubt
sind alle Freikirchen, Sekten und freireligiösen Strukturen. Gerne darf es auch
eine eigene Kirche oder Religion gründen, wenn sich der Katechismus mit § 4-8
in Einklang bringen lässt. Natürlich ist auch Agnostik oder Atheismus
strengstens verpönt, das Üblichste von allem.
§7
Ein Mitglied
des VGED/FP wählt einen Beruf, der in allen seinen Facetten einen Protest gegen
das Hergebrachte und Allgemeinnormale aufscheinen lässt. Juristen, Mediziner,
Lehrer etc. haben im VGED nichts verloren. Das Mitglied ist also
Telefondesinfizierer(in), Dolmetscher(in) für Baskisch, Handhäkler(in), ist
Tiergesangslehrer(in), Blumencoach oder Türklinkenmodellateur(in). Solange das
noch der Mainstream ist – wie lange noch? wie lange noch? – darf das
VEGD/FP-Mitglied auch gerne von der Stütze leben.
§8
Ein Mitglied
des VEGD/FP steht politisch auf der Seite der Protestwähler und
Protestparteien. Es wählt niemals eine Partei, die seit mehreren Wahlen im
zweistelligen Prozentbereich gelegen hat. Der oder die VEGD/FPler(in) wählt
also stets Gruppierungen, die sich dem althergebrachten und etablierten
Politikbetrieb entgegenstellen. Dass damit Populisten, Rechtsradikale, dass
damit Trumps und Wilders’, dass damit AfD und andere unterstützt werden, muss
man in Kauf nehmen. Je mehr eine Politikerin oder ein Politiker dem
widerspricht, was seit Jahren in der Hauptstadt Usus ist, umso mehr ist er oder
sie wählbar für ein Mitglied des VEGD/FP. Dass der Usus manchmal gar nicht so
blöd ist, spielt keine Rolle.
VEGD/FPler(innnen)
dürfen sich politisch engagieren, aber nur in Parteien, die oben beschrieben
wurden. In ihrem politischen Alltag müssen sie wiederum den Grundsätzen des
VEGD/FP gehorchen. Als Beispiel: Im Parlament im Hosenanzug am Pult stehen und
«Meine sehr geehrten Damen und Herren…» sagen: geht nicht. Im Taucheranzug am
Pult stehen und «Arschlöcher!» rufen: geht.
§9
Diese
Statuten wurden vom nichtexistierenden Vorstand (etablierte Struktur!) nicht
erlassen und von der nichtexistierenden Generalversammlung (etablierte
Struktur!) auch nicht gebilligt.
Sie ersetzen
nicht die vorhergehenden (etablierte Struktur!), sondern alle nachfolgenden.
Interesse
geweckt?
Leider hat
der Club keine Homepage (etablierte Struktur!) und auch keine Adresse
(etablierte Struktur!). Aber das nächste Treffen ist am 3.12. auf dem
Puttgletscher.
Selbstverständlich
in Beachwear!
Und zu essen gibt es Yak.
Und zu essen gibt es Yak.
Was dachten
Sie denn?
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