Dienstag, 22. August 2017

Die (zu) grossen Koffer der Asiatinnen. Was haben sie drin?



Wie lange braucht es, bis Fahrgäste aus einem Zug ausgestiegen sind, und ich rede hier nicht von Dörfern im Berner Jura oder im Fichtelgebirge, sondern von Städten ab 80.000 Einwohner?
Die DB rechnet 1 Minute, bei 2 Minuten Aufenthalt müssen 60 Sekunden zum Aussteigen und 60 Sekunden zum Einsteigen langen; die SBB plant in Luzern und Zürich, in Bern und Basel 10-15 Minuten zum Aus- und Einsteigen ein. Die DB geht bei ihrer Planung vom drahtigen, schrittwippenden Jungmanager aus, der am Zielbahnhof mit seinem kleinen Köfferlein oder seinem Laptop fröhlich aus dem Waggon hüpft und dafür 3,67 Sekunden braucht, die SBB plant BAVs mit ein.
Sie wissen nicht, was BAVs sind?
Bahn-Ausstiegs-Verzögerer.
Der BAV braucht aus klar definierten Gründen lange, bis er aus dem Zug kommt, hält den Betrieb auf und verlängert die Gesamtausstiegszeitspanne auf jene 7-8 Minuten, die die SBB eben mitrechnet und die DB eben nicht.

BAVs teilen sich in 3 Gruppen:
1)      Senioren
2)      Familien
3)      Asiatinnen mit grossen Koffern

Für 1) und 2) bringt man noch ein gewisses Verständnis auf. Nicht jede Achtzigjährige ist eine Leni Riefenstahl, die in diesem Alter noch in der Tiefsee tauchte, mit so vielen Lenzen auf dem Buckel geht alles eben doch ein wenig langsamer, ein wenig bedächtiger, alles ist ein bisschen mehr Zeitlupe, ein bisschen Slow-Motion. Aber warum soll man den ganzen Tag zu Hause hocken, wenn die Alpen locken und das Wetter schön ist? Im Sessel sitzen und die Tapete anglotzen kann man mit 95 noch.
Auch Familien mit 3-5 Kindern brauchen ihre Zeit, da sind zwei Kinderwägen herauszubugsieren, da ist noch Gepäck da, da müssen die Zwerge über die Kluft Zug/Bahnsteig gehoben werden, denn für einen Mini ist diese Spalte so gross wie für uns ein Burggraben.

Aber für 3) habe ich kein Verständnis. Bei jedem Schullandheim, bei jeder Tournee der KKB, bei jeder Unternehmung mit Kindern wird den Eltern der folgende Satz schriftlich abgegeben:
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sein Gepäck selber transportieren kann.
Warum halten sich die Chinesinnen und Japanerinnen, die von Frühling bis Herbst durch Europa touren, nicht an diese Sentenz? Mit Koffern, die fast grösser sind als die kleine Person, trippeln Damen aus Tokio und Kyoto, aus Shanghai und Beijing über die Bahnsteige und ziehen Ungetüme hinter sich, die neben ihnen wie Kleiderschränke wirken und von denen klar ist, dass die Ladies sie niemals, niemals, gar nie ohne fremde Hilfe in den Zug bekommen. Übrigens auch auf keine Gepäckablage oder gar ein Gepäcknetz. Warum haben die Tokioterinnen, die Kyotoerinnen, warum haben die Frauen aus Hongkong und Taiwan so grosse Koffer bei sich?

Ein Argument, das sofort verpufft, ist die Tatsache, dass dieselbigen ja eine Europa-Rundreise machen, weil sie so wenig Urlaub haben. Eben. Wenn Sie nur 2 Wochen Ferien im Jahr bekommen, dann kann eine Reise auch nur 14 Tage gehen und man braucht Gepäck für 14 Tage. Und weil es eine Rundtour ist, ist man jeden Abend in einem anderen Hotel und man kann auch morgen das gleiche Kleid zum Abendessen anziehen. Wären es zwei Wochen im Grand Hotel in Cannes oder zwei Wochen in St. Moritz, da bräuchte eine Frau Gepäck! Denn sie könnte unter keinen Umständen zweimal mit demselben Dress zum Diner erscheinen, es finge sofort ein Getuschel im Saal an: «Das hat sie schon am Montag angehabt!»

Was haben nun die Asiatinnen in ihren überdimensionalen Koffern?
Sind es Souvenirs, waren die Dinger also leer und sie haben sie während der Reise mit Dingen angefüllt, also schon für die Mitbringsel einen extra grossen Koffer mitgenommen? Aber haben Sie wirklich Kuckucksuhren und ganze Käse erworben?
Oder schmuggeln sie grössere Menge an Elektronikgeräten um sich die teure Europareise zu finanzieren?
Oder haben sie den heimischen Wok dabei, um nicht am Schweizer, am französischen oder deutschen Essen zu sterben?

Man müsste…
Man müsste…
Man müsste einmal einen Einblick in einen solchen Ich-bin-zwar-klein-aber-ich-brauche-Riesengepäck-Koffer erhalten.
Was praktisch unmöglich ist, ein Freund von mir hat zu dem Behuf einmal von Hamburg bis Frankfurt mit einer She-Li aus Sezuan geflirtet, am Main angekommen, war sie zu vielen Dingen bereit, auch durchaus mit ihm zu schlafen, sie war unerschrocken und tabulos, nur ihren Kofferinhalt zeigen, das wäre zu weit gegangen…

So müssen wir einen alten Pfälzer Spruch umformulieren. Hiess es bislang
Der Mage vo ‘nr Sau / die Tasch vo nr Frau
Der Inhalt vo ener Worscht / bleift eewig unerforscht
müssen wir nun schreiben:
Das Fell von einer Häsin / der Koffer einer Chinesin
Der Inhalt …

Aber es muss ja noch Dinge zum Entdecken geben.

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