Seitdem
Pidtr den Film The Bourn Identity
gesehen hat, hat er einen Wunsch: So viele Pässe wie möglich zu besitzen. Die
Szene, in der Matt Damon in der Zürcher Bank die Kassette öffnet und x
verschiedene Personaldokumente vor sich ausbreitet, hat völlig von ihm Besitz
ergriffen. Aber im Gegensatz zu dem CIA-Killer will Pidtr echte Pässe haben,
echte, gültige Pässe mit SEINEM Namen, den er ja – in Opposition zum Moviehelden
– weiss.
Pidtr hat
gute Karten für sein Vorhaben. Er hat eine labische Mutter und einen fabischen
Vater, geboren ist er aber in Habien. Nach habischem Gesetz ist jeder, der dort
geboren wurde, Habier. Mit 15 Jahren zog er mit den Eltern nach Fabien, wo er
zunächst noch Vater- und Mutternationalität besass. Mit 18 musste er sich
entscheiden, er nahm die labische Staatsbürgerschaft der Mutter und musste den
fabischen Pass abgeben. Nun ist aber die Meinung in Fabien, dass ein Fabier
immer Fabier bleibt, also konnte er nach Gzuckj, der fabischen Hauptstadt,
fahren und erhielt dort heimlich das fabische Dokument zurück. Mit 18 besass er
also drei Dokumente.
Mit 19 zog
er nach Traaakh in Babien. Nach 6 Jahren durfte er sich um die babische
Staatsbürgerschaft bewerben, die er mit 27 Jahren dann endlich erhielt; Babien
erlaubte eine Doppelbürgerschaft mit EINEM Land, das war in seinem Fall Labien,
die beiden anderen Länder verschwieg er und war nun im Besitz von vier Pässen.
Nun ging er ans Einkaufen, die beiden Inselstaaten Ranuu und Unura hatten sich
jeweils unabhängig erklärt und wollten mehr Einwohner, die ranuuische
Bürgerschaft gab es für 4500.- auf der ranuuischen Botschaft in London, die
unuraische für 3000.- auf dem unuraischen Konsulat in Paris. Da Pidtr als
Investment-Banker eh nicht wusste, wohin er sein Geld schleppen sollte, gönnte
er sich Einbürgerungsferien, und hatte für 10000.- zwei schöne Wochen an Seine
und Themse in ******-Hotels und kam mit zwei neuen Dokumenten zurück.
Inzwischen ist
er 30 Jahre alt und hat 6 Staatsbürgerschaften.
Alles
erfunden?
Nicht ganz,
leider herrscht im Pass- und Nationalitätenrecht ein völliges Chaos. Es gibt
genügend Länder, die Dokumente, die man abgeben musste, unter dem Siegel der
Verschwiegenheit wieder erstellen. Den Fall mit dem Kaufen gab es auch. Und das
Land, in dem man nur geboren sein muss, kennen wir: Es sind die USA. Es gibt
Länder, die eine Doppelbürgerschaft mit dem Nachbar X erlauben und mit dem Land
Y nicht, die einem Xler also den Pass lassen und den von einem Yler einziehen
und einstampfen, schreddern oder zermalmen.
Absolut
nicht gelöst ist die Frage, was Pass und Staatsbürgerschaft für die Integration
bringen. Ich kann in zwei Jahren mein rotes Dokument beantragen und werde dann
hoffentlich einigermassen integriert sein. Den roten Pass will ich, um einer
grundeidgenössischen Tätigkeit zu frönen: Abstimmen. Werde ich nun aber mehr
oder weniger integriert sein, wenn ich meinen deutschen Pass abgebe oder wenn
ich ihn behalte? Die Frage ist sicher so nicht zu beantworten. Ich habe Glück,
die Eidgenossen erlauben eine Doppelbürgerschaft mit der EU, aber was wäre,
wenn man von mir ein «klares Bekenntnis» verlangen würde? Nun, diese Aufgabe
der eigenen Staatsbürgerschaft hat ja etwas Quasi-Sektenhaftes. Das ist ein
wenig so wie «wer mir nachfolgen will, der verlasse Familie und Hof, der
verkaufe alles und verschenke das Geld an die Armen, der verleugne Bruder und
Schwester und bekenne sich zu mir.» Das hat etwas vom Liebesbekenntnis, das mit
dem Herausholen eines Handschuhes aus einem Löwengehege einhergeht, das hat
etwas von Mutprobe und Radikallösung. Liebst du die Eidgenossenschaft so sehr,
dass du die unnütze EU-Angehörigkeit auf den Müll kippen kannst oder hängst du
an deinem – auch dies ein religiöser Begriff – alten Leben?
In der BRD
ist ja die Diskussion um die Doppelbürgerschaft auch wieder heftig entbrannt;
Anlass sind die Türken. Aber kann man den Bosporussianern etwas wieder
verunmöglichen, was man allen EUlern zugesteht? Hat es überhaupt Sinn, diese
unsägliche Frage in die Runde zu werfen, wenn ein solches Chaos in den
Bestimmungen herrscht? Denn niemand weiss, ob nicht auch die Türkischen
Konsulate die Pässe wieder beschaffen – wie es z.B. die Vertretungen der Grand
Nation tun, das Land der Marianne stand Pate für Fabien.
Angesichts
des völligen Durcheinanders stelle ich die ganz klare Gesetzesforderung:
Jeder Mensch
soll so viel Staatsbürgerschaften besitzen dürfen, wie er möchte, einzige
Bedingungen: Sie müssen legal erworben werden, der Ankauf von falschen Papieren
sollte stets ein Problem sein. Also wird das, was der Amnesiepatient in The Bourne Identity treibt, nie
gesetzeskonform sein, wohl aber das Vorhaben von Pidtr:
Er möchte
bis zu seinem 60sten noch 7 weitere Nationalitäten dazuhaben, zusätzlich zur
fabischen, labischen, habischen und babischen noch die tabische, pabische,
kabische und rabische, zusätzlich zu denen von Ranuu und Unura die von Uaurn,
Aurun und Raunu.
(Haben Sie
das Anagramm jetzt endlich kapiert?)
Nur zu, Pidtr!
Wobei 13
eine ziemlich blöde Zahl ist…
Möchtest du
nicht noch Andorra dazunehmen? Wände weisseln kannst du ja.
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