Freitag, 5. Mai 2017

Pidtr sammelt Staatsbürgerschaften



Seitdem Pidtr den Film The Bourn Identity gesehen hat, hat er einen Wunsch: So viele Pässe wie möglich zu besitzen. Die Szene, in der Matt Damon in der Zürcher Bank die Kassette öffnet und x verschiedene Personaldokumente vor sich ausbreitet, hat völlig von ihm Besitz ergriffen. Aber im Gegensatz zu dem CIA-Killer will Pidtr echte Pässe haben, echte, gültige Pässe mit SEINEM Namen, den er ja – in Opposition zum Moviehelden – weiss.

Pidtr hat gute Karten für sein Vorhaben. Er hat eine labische Mutter und einen fabischen Vater, geboren ist er aber in Habien. Nach habischem Gesetz ist jeder, der dort geboren wurde, Habier. Mit 15 Jahren zog er mit den Eltern nach Fabien, wo er zunächst noch Vater- und Mutternationalität besass. Mit 18 musste er sich entscheiden, er nahm die labische Staatsbürgerschaft der Mutter und musste den fabischen Pass abgeben. Nun ist aber die Meinung in Fabien, dass ein Fabier immer Fabier bleibt, also konnte er nach Gzuckj, der fabischen Hauptstadt, fahren und erhielt dort heimlich das fabische Dokument zurück. Mit 18 besass er also drei Dokumente.

Mit 19 zog er nach Traaakh in Babien. Nach 6 Jahren durfte er sich um die babische Staatsbürgerschaft bewerben, die er mit 27 Jahren dann endlich erhielt; Babien erlaubte eine Doppelbürgerschaft mit EINEM Land, das war in seinem Fall Labien, die beiden anderen Länder verschwieg er und war nun im Besitz von vier Pässen. Nun ging er ans Einkaufen, die beiden Inselstaaten Ranuu und Unura hatten sich jeweils unabhängig erklärt und wollten mehr Einwohner, die ranuuische Bürgerschaft gab es für 4500.- auf der ranuuischen Botschaft in London, die unuraische für 3000.- auf dem unuraischen Konsulat in Paris. Da Pidtr als Investment-Banker eh nicht wusste, wohin er sein Geld schleppen sollte, gönnte er sich Einbürgerungsferien, und hatte für 10000.- zwei schöne Wochen an Seine und Themse in ******-Hotels und kam mit zwei neuen Dokumenten zurück.
Inzwischen ist er 30 Jahre alt und hat 6 Staatsbürgerschaften.

Alles erfunden?
Nicht ganz, leider herrscht im Pass- und Nationalitätenrecht ein völliges Chaos. Es gibt genügend Länder, die Dokumente, die man abgeben musste, unter dem Siegel der Verschwiegenheit wieder erstellen. Den Fall mit dem Kaufen gab es auch. Und das Land, in dem man nur geboren sein muss, kennen wir: Es sind die USA. Es gibt Länder, die eine Doppelbürgerschaft mit dem Nachbar X erlauben und mit dem Land Y nicht, die einem Xler also den Pass lassen und den von einem Yler einziehen und einstampfen, schreddern oder zermalmen.

Absolut nicht gelöst ist die Frage, was Pass und Staatsbürgerschaft für die Integration bringen. Ich kann in zwei Jahren mein rotes Dokument beantragen und werde dann hoffentlich einigermassen integriert sein. Den roten Pass will ich, um einer grundeidgenössischen Tätigkeit zu frönen: Abstimmen. Werde ich nun aber mehr oder weniger integriert sein, wenn ich meinen deutschen Pass abgebe oder wenn ich ihn behalte? Die Frage ist sicher so nicht zu beantworten. Ich habe Glück, die Eidgenossen erlauben eine Doppelbürgerschaft mit der EU, aber was wäre, wenn man von mir ein «klares Bekenntnis» verlangen würde? Nun, diese Aufgabe der eigenen Staatsbürgerschaft hat ja etwas Quasi-Sektenhaftes. Das ist ein wenig so wie «wer mir nachfolgen will, der verlasse Familie und Hof, der verkaufe alles und verschenke das Geld an die Armen, der verleugne Bruder und Schwester und bekenne sich zu mir.» Das hat etwas vom Liebesbekenntnis, das mit dem Herausholen eines Handschuhes aus einem Löwengehege einhergeht, das hat etwas von Mutprobe und Radikallösung. Liebst du die Eidgenossenschaft so sehr, dass du die unnütze EU-Angehörigkeit auf den Müll kippen kannst oder hängst du an deinem – auch dies ein religiöser Begriff – alten Leben?

In der BRD ist ja die Diskussion um die Doppelbürgerschaft auch wieder heftig entbrannt; Anlass sind die Türken. Aber kann man den Bosporussianern etwas wieder verunmöglichen, was man allen EUlern zugesteht? Hat es überhaupt Sinn, diese unsägliche Frage in die Runde zu werfen, wenn ein solches Chaos in den Bestimmungen herrscht? Denn niemand weiss, ob nicht auch die Türkischen Konsulate die Pässe wieder beschaffen – wie es z.B. die Vertretungen der Grand Nation tun, das Land der Marianne stand Pate für Fabien.

Angesichts des völligen Durcheinanders stelle ich die ganz klare Gesetzesforderung:
Jeder Mensch soll so viel Staatsbürgerschaften besitzen dürfen, wie er möchte, einzige Bedingungen: Sie müssen legal erworben werden, der Ankauf von falschen Papieren sollte stets ein Problem sein. Also wird das, was der Amnesiepatient in The Bourne Identity treibt, nie gesetzeskonform sein, wohl aber das Vorhaben von Pidtr:
Er möchte bis zu seinem 60sten noch 7 weitere Nationalitäten dazuhaben, zusätzlich zur fabischen, labischen, habischen und babischen noch die tabische, pabische, kabische und rabische, zusätzlich zu denen von Ranuu und Unura die von Uaurn, Aurun und Raunu.
(Haben Sie das Anagramm jetzt endlich kapiert?)

Nur zu, Pidtr!
Wobei 13 eine ziemlich blöde Zahl ist…
Möchtest du nicht noch Andorra dazunehmen? Wände weisseln kannst du ja.


 

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