Donnerstag, 16. März 2017

Genfer Autosalon: Statussymbole



Liebe Onliner,

waren Sie am Autosalon in Genf? Nicht? Ich habe es dieses Mal endlich einmal geschafft. Und ich war völlig hin und weg von den tollen Schlitten. So hin und weg, dass ich beschlossen habe, mir endlich ein Auto zu kaufen.

Nun werden die Leute, die mich kennen, einwenden, dass dies der sinnloseste Kauf des Jahrhunderts wäre. Und auf den ersten Blick sprechen auch diverse Gründe dagegen:
Ich brauche in Basel kein Auto.
Ich müsste beim Autopendeln nach Solothurn auf meinen Mittagsschlaf verzichten.
Ich muss nach einem Konzert oder einer Versammlung mit Apéro eh ein Taxi nehmen.
Und:
Ich darf in der Schweiz gar nicht fahren.
Da man mir bei der Einreise nicht sagte, dass mein EU-Führerschein innerhalb von 5 Jahren umgeschrieben werden müsse, ist das Ding nun ungültig. (Wer ohne Auto zur Wohnsitznahme kommt, bei dem oder der geht man davon aus, dass er oder sie auch gar nicht fahren kann, lustig nicht? Auf 1000 Dinge wird man hingewiesen, Steuer, Krankenversicherung, Müllregelung, aber auf so etwas Elementares nicht…) Ich müsste, um legal ein Fahrzeug steuern zu dürfen, erneut eine Prüfung machen, und mit 52 ist man da irgendwie nicht so motiviert.

Aber alle diese Argumente gehen am Kern der Sache vorbei:
Ich will doch kein Auto zum Fahren!
Ich will ein Auto als Statussymbol!

Wenn ein Auto ein Gebrauchsgegenstand wäre, den man für den Weg von A nach B bräuchte, dann würde man keine Autos bauen,
die länger als 3 Meter sind (Wo findet man da einen Parkplatz?)
die mehr als 14 Liter verbrauchen
die schneller als 200 km/h fahren können (Bei den Eidgenossen z.B. ist 120 km/h die Grenze.)
die glänzende, schimmernde und heikle Oberflächen haben, auf denen man jeden Kratzer sieht.

Nein, ich brauche ein Auto, um zu zeigen, dass ich etwas bin, dass ich etwas darstelle. Ich brauche einen Wagen, der demonstriert, was für ein potenter, toller, was für ein geiler und erfolgreicher, was für ein Superhecht ich bin. Also ein Auto für «vor’s Haus». Ich bin sogar schon in Verhandlungen mit Ferrari und Porsche, auch mit Daimler und Chevrolet, mir den Schlitten günstiger zu geben und den Motor wegzulassen. Da ich das Teil nur hinstellen will, langt eigentlich eine schöne Karosserie.

Jetzt kommen mir aber doch Zweifel:
Wird man den Porsche, den Ferrari, wird man den Chevy oder den Cady, den Mercedes oder BMW überhaupt mir zuordnen können? In der Hammerstrasse parkieren so viele Wagen, dass man schlicht und einfach nicht sagen kann, wem welches Auto gehört. Das wäre aber dann ganz schön blöd, wenn die Leute an meinem Cadillac vorbeischlendern und sagen: «Tolles Auto, da ist sicher gerade ein Promi in der Galerie Hammer.» Das wäre saudumm, wenn man an meinem Ferrari vorbeigeht und meint: «Tolles Auto. Der Dönermann scheint mit seiner Geldwäsche gut zu verdienen.» Das wäre schrecklich, wenn man mein Statussymbol nicht als MEIN Statussymbol erkennen würde. Ich kann ja schlechterdings kein Plakat dranpinnen:
DIESES GEILE AUTO GEHÖRT ROLF HERTER (2. STOCK)

Also brauche ich eine andere Bleibe. Eine Bleibe, vor die ich mein Auto stellen kann.
Und ich werde auch schnell fündig: Eine kleine Villa in Arisdorf (BL), 2 Stockwerke, 200 qm, grosser Garten, zwei Terrassen und ein kleiner Pool. Aber das schönste ist der einsehbare Autoeinstellplatz, in dem ein Chevy, Cady oder Ferrari saugut aussehen würde. Ich hirne schon nach der Farbe: Das Haus ist in einem Sanftgelb gestrichen, würde hier Gold matt oder Rot glänzend besser aussehen, oder doch vielleicht ein Grün? Oder erst das Auto bestimmen und dann die Villa umstreichen?

Allerdings wäre, wenn ich mir die Bleibe für 2.500.000.- leistete, das Auto ja gar nicht mehr nötig. Eine Millionenvilla ist Statussymbol genug. Nein, das Auto wäre nun als Beförderungsmittel nötig, denn Arisdorf (BL) hat keinen Bahnhof. Aber, selbst wenn ich mein Billett noch nachholte, würde ich natürlich einen schlichten, umweltfreundlichen und sparsamen Wagen haben wollen. Aber vor so ein Traumhaus kann ich ja keinen SMART oder VW, keinen FIAT oder sonst etwas stellen, das geht ja nun wirklich nicht.

Sehen Sie, so schwierig ist das.
Ich werde nun das Geld, das der Ferrari, der Chevrolet, das der Mercedes oder der Porsche kosten würde, doch für Massanzüge und Massschuhe ausgeben müssen.

Oder für die Kombi von SwissPass 1.Klasse und BahnCard 100 1.Klasse. Das wäre ein Superstatussymbol, das zusätzlich noch das Klima schont. Ich müsste nur darauf achten, dass alle sehen, wie ich erhobenen Hauptes in die 1. Klasse einsteige…





1 Kommentar:

  1. Früher konnte ich bei Dates mein Erstklass-GA aus Versehen aus dem Portmonnaie fallen lassen, um der Dame meines Begehrens zu zeigen was für ein toller Hecht ich bin. Heute mit dem Swisspass geht dies nicht mehr. Es könnte ja – Gott bewahre – auch ein Gleis-7 sein. 😫

    Der Swisspass hat mein Sexualleben zerstört. Danke SBB!

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