Liebe
Onliner,
waren Sie am
Autosalon in Genf? Nicht? Ich habe es dieses Mal endlich einmal geschafft. Und
ich war völlig hin und weg von den tollen Schlitten. So hin und weg, dass ich
beschlossen habe, mir endlich ein Auto zu kaufen.
Nun werden
die Leute, die mich kennen, einwenden, dass dies der sinnloseste Kauf des
Jahrhunderts wäre. Und auf den ersten Blick sprechen auch diverse Gründe
dagegen:
Ich brauche
in Basel kein Auto.
Ich müsste
beim Autopendeln nach Solothurn auf meinen Mittagsschlaf verzichten.
Ich muss
nach einem Konzert oder einer Versammlung mit Apéro eh ein Taxi nehmen.
Und:
Ich darf in
der Schweiz gar nicht fahren.
Da man mir
bei der Einreise nicht sagte, dass mein EU-Führerschein innerhalb von 5 Jahren
umgeschrieben werden müsse, ist das Ding nun ungültig. (Wer ohne Auto zur
Wohnsitznahme kommt, bei dem oder der geht man davon aus, dass er oder sie auch
gar nicht fahren kann, lustig nicht? Auf 1000 Dinge wird man hingewiesen,
Steuer, Krankenversicherung, Müllregelung, aber auf so etwas Elementares
nicht…) Ich müsste, um legal ein Fahrzeug steuern zu dürfen, erneut eine
Prüfung machen, und mit 52 ist man da irgendwie nicht so motiviert.
Aber alle
diese Argumente gehen am Kern der Sache vorbei:
Ich will
doch kein Auto zum Fahren!
Ich will ein
Auto als Statussymbol!
Wenn ein
Auto ein Gebrauchsgegenstand wäre, den man für den Weg von A nach B bräuchte,
dann würde man keine Autos bauen,
die länger
als 3 Meter sind (Wo findet man da einen Parkplatz?)
die mehr als
14 Liter verbrauchen
die
schneller als 200 km/h fahren können (Bei den Eidgenossen z.B. ist 120 km/h die
Grenze.)
die
glänzende, schimmernde und heikle Oberflächen haben, auf denen man jeden
Kratzer sieht.
Nein, ich
brauche ein Auto, um zu zeigen, dass ich etwas bin, dass ich etwas darstelle.
Ich brauche einen Wagen, der demonstriert, was für ein potenter, toller, was
für ein geiler und erfolgreicher, was für ein Superhecht ich bin. Also ein Auto
für «vor’s Haus». Ich bin sogar schon in Verhandlungen mit Ferrari und Porsche,
auch mit Daimler und Chevrolet, mir den Schlitten günstiger zu geben und den
Motor wegzulassen. Da ich das Teil nur hinstellen will, langt eigentlich eine
schöne Karosserie.
Jetzt kommen
mir aber doch Zweifel:
Wird man den
Porsche, den Ferrari, wird man den Chevy oder den Cady, den Mercedes oder BMW
überhaupt mir zuordnen können? In der Hammerstrasse parkieren so viele Wagen,
dass man schlicht und einfach nicht sagen kann, wem welches Auto gehört. Das
wäre aber dann ganz schön blöd, wenn die Leute an meinem Cadillac
vorbeischlendern und sagen: «Tolles Auto, da ist sicher gerade ein Promi in der
Galerie Hammer.» Das wäre saudumm, wenn man an meinem Ferrari vorbeigeht und
meint: «Tolles Auto. Der Dönermann scheint mit seiner Geldwäsche gut zu
verdienen.» Das wäre schrecklich, wenn man mein Statussymbol nicht als MEIN
Statussymbol erkennen würde. Ich kann ja schlechterdings kein Plakat
dranpinnen:
DIESES GEILE
AUTO GEHÖRT ROLF HERTER (2. STOCK)
Also brauche
ich eine andere Bleibe. Eine Bleibe, vor die ich mein Auto stellen kann.
Und ich
werde auch schnell fündig: Eine kleine Villa in Arisdorf (BL), 2 Stockwerke,
200 qm, grosser Garten, zwei Terrassen und ein kleiner Pool. Aber das schönste
ist der einsehbare Autoeinstellplatz, in dem ein Chevy, Cady oder Ferrari
saugut aussehen würde. Ich hirne schon nach der Farbe: Das Haus ist in einem
Sanftgelb gestrichen, würde hier Gold matt oder Rot glänzend besser aussehen,
oder doch vielleicht ein Grün? Oder erst das Auto bestimmen und dann die Villa
umstreichen?
Allerdings
wäre, wenn ich mir die Bleibe für 2.500.000.- leistete, das Auto ja gar nicht
mehr nötig. Eine Millionenvilla ist Statussymbol genug. Nein, das Auto wäre nun
als Beförderungsmittel nötig, denn Arisdorf (BL) hat keinen Bahnhof. Aber,
selbst wenn ich mein Billett noch nachholte, würde ich natürlich einen
schlichten, umweltfreundlichen und sparsamen Wagen haben wollen. Aber vor so
ein Traumhaus kann ich ja keinen SMART oder VW, keinen FIAT oder sonst etwas stellen,
das geht ja nun wirklich nicht.
Sehen Sie,
so schwierig ist das.
Ich werde
nun das Geld, das der Ferrari, der Chevrolet, das der Mercedes oder der Porsche
kosten würde, doch für Massanzüge und Massschuhe ausgeben müssen.
Oder für die
Kombi von SwissPass 1.Klasse und BahnCard 100 1.Klasse. Das wäre ein
Superstatussymbol, das zusätzlich noch das Klima schont. Ich müsste nur darauf
achten, dass alle sehen, wie ich erhobenen Hauptes in die 1. Klasse einsteige…
Früher konnte ich bei Dates mein Erstklass-GA aus Versehen aus dem Portmonnaie fallen lassen, um der Dame meines Begehrens zu zeigen was für ein toller Hecht ich bin. Heute mit dem Swisspass geht dies nicht mehr. Es könnte ja – Gott bewahre – auch ein Gleis-7 sein. 😫
AntwortenLöschenDer Swisspass hat mein Sexualleben zerstört. Danke SBB!