Wir alle
erinnern uns an Aufgaben wie diese:
Vergleichen
Sie die beiden untenstehenden Texte und formulieren Sie Gemeinsamkeiten und
Unterschiede:
Herr Keuner traf einen Menschen, den er
lange nicht gesehen hatte. «Sie haben sich ja gar nicht verändert», meinte
dieser. «Oh», sagte Herr Keuner und erbleichte.
Berthold
Brecht, Geschichten von Herrn K.
An Maria
Hier ist kein Raum für dich / Das Haus ist
voll Gedränge.
Warum? Den, den du trägst / Dem ist die Welt
zu enge.
Andreas
Gryphius
Solche
Aufgaben werden von menschlich und sexuell frustrierten, finsteren, bösartigen
Deutsch-Gymnasialprofessoren erfunden, die sich damit an ihren Schülern, an
ihren Schülerinnen, an der Umwelt und Welt und der ganzen Menschheit rächen
wollen. (Wofür eigentlich?) Die armen Prüflinge sitzen nun da und verschwenden
eine Stunde wertvoller Schreibzeit mit der Überlegung, was die
Kalendergeschichte eines marxistischen 20. Jahrhundert-Schreibers mit dem
Vierzeiler eines Barocklyrikers gemeinsam hat. Und entweder sie schreiben
lapidar: Die Texte sind kurz. Die Texte
sind in einer einfachen Sprache gehalten. Die Texte sind in Deutsch. Oder
ihr Hirn produziert auf einmal die wildesten Assoziationen, die sie ins Nirwana
der Fantasie-Interpretation schickt. Da kommt dann aus den hintersten Winkeln
des Hypothalamus die Idee, ob mit Herrn Keuner, kurz Herrn K. etwa Christus
gemeint sein könnte und ähnlicher Schwachsinn.
Aber solche
Idiotie-Prüfungen sind eine gute Übung für die, die einmal in internationalen
Zusammenhängen arbeiten wollen. Da muss man z.B. ein Communiqué nach einem
Staatsmänner- oder Staatsfrauentreffen formulieren, in dem dann auch von den
nicht vorhandenen Gemeinsamkeiten die Rede sein soll.
Bundeskanzlerin Merkel und President Trump
waren sich in allen, aber absolut in allen Punkten völlig uneins. Die
Atmosphäre war frostig, und wir danken Gott dafür, dass es nicht zu
Handgreiflichkeiten kam.
Kann man
nicht schreiben.
Ehrlich
nicht.
Also greift
man zu Tricks: Eine frostige
Atmosphäre wird dann urplötzlich zur sachlichen
Atmosphäre, eine einsilbige zur ruhigen, usw.
Was aber
macht man mit den Gemeinsamkeiten, die es nicht gab?
Genauso wie
oben, das Pendant zu
Die Texte sind kurz. Die Texte sind in einer
einfachen Sprache gehalten. Die Texte sind in Deutsch.
sind nun
Sätze wie
Merkel und Trump bekräftigen ihren Willen,
sich für Frieden, Sicherheit und Prosperität einzusetzen.
Was für ein
Schwachsinn das ist, sieht man dann, wenn man es umdreht:
Sie waren sich einig, viel Energie darauf zu
verwenden, dass es auf der Welt mehr Krieg, Hunger, Zerstörung, dass es mehr
Verunsicherung, Terror und Armut gibt.
Gut, viele
Staaten machen das, aber das kann man so nicht schreiben.
Aber auch
Differenzen in dem Bereich kämen nicht gut an:
Während Trump Krieg und Hunger (für alle
Staaten ausser den Vereinigten) wollte, beharrte Merkel auf Frieden und
Wohlstand.
Nein, es ist
gut, dass wir mit
Die Texte sind kurz. Die Texte sind in einer
einfachen Sprache gehalten. Die Texte sind in Deutsch.
geübt haben,
wenigstens ein paar schöne Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.
Die
Differenzen kamen ja dann sehr schnell, Trump bemaulte noch einmal das
Unausgeglichentum der Handelsbilanzen, maulte wie ein kleines Kind, die anderen
würden viel mehr bei ihm verkaufen als umgekehrt, aber nicht nur das, er
bemaulte ziemlich viel, und es stellte sich heraus, dass eben ein Grossmaul
auch ein grosser Mauler ist, je grösser also das Maul, desto grösser das
Bemaulen. Und den verweigerten Handshake haben sowieso Millionen gesehen.
Die Liste
der Uneinigkeiten war demnach eh zehnmal länger als die der Einigkeiten, schön,
dass man mit
Merkel und Trump bekräftigen ihren Willen,
sich für Frieden, Sicherheit und Prosperität einzusetzen.
wenigstens
so eine nette Anfangsfloskel gefunden hat.
Schweiz!
Werte Eidgenossenschaft! Wahlheimat! Lache nicht!
Wie es so
schön heisst: Warte, warte nur ein
Weilchen, dann kommt Donald auch zu dir…
Das wird ein
wenig dauern, bis er gemerkt hat,
dass die
Schweiz existiert
dass sie in
Europa liegt
und dass sie
extrem viel in die US liefert, während die US auf dem Schweizer Markt zu wenig
präsent sind (Und dann: Wehe!!!!)
So sollten
sich die Communiquéisten in Bern schon einmal ans Üben machen. Zum Beispiel
hiermit:
Vergleichen
Sie die Figuren Faust (Goethe), Katharina Blum (Böll) und Bambi (Disney)
bezüglich psychologischer Disposition und Handeln. Formulieren Sie
Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
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