Donnerstag, 9. März 2017

Erdogan, ärgere dich nicht



Zugegeben:
Man kann sich beim Spielen schon wahnsinnig aufregen.
Da hat man z. B. beim Mensch, ärgere dich nicht nur noch den letzten Stein am Laufen, und der schafft es einfach nicht, weil er stets auf der Zielgeraden rausgeschmissen wird. Und dann hockt man wieder am Anfang und braucht eine 6 um rauszukommen, und ärgert sich, und ärgert sich; obwohl der Titel des Spieles ja besagt, dass man genau das nicht tun sollte.
Da sucht man beim Memory eine bestimmte Karte und findet sie nicht, und man hat sich so in das eine Paar «Gelb mit grünen Punkten» – Sie erinnern sich doch noch an das Originalspiel? – verbissen, dass man gar nicht merkt, wie die anderen abräumen.
Da wächst beim Canasta der Stapel, jener Stapel, den man nur nehmen darf, wenn auf ihm eine Karte liegt, von denen man zwei hat, und man sperrt mit einem Joker, und man sperrt noch einmal mit einem Joker, und der Stapel wächst und wächst und mit ihm die Spannung ins Unermessliche; und dann muss man schlussendlich doch eine 7 legen, obwohl man weiss, dass der Gegner Siebener sammelt, und dann ist der fünf Zentimeter hohe Stapel in seinen oder ihren Händen, und man könnte die Wände hochgehen.
Muss ich noch vom Malefiz-Spiel reden, wo man zwischen diesen runden weissen Steinen eingekeilt ist und einfach nicht vorankommt? Muss ich von der Konstellation schreiben, bei der der oder die andere mit jedem Zug eine Mühle schliesst, der sogenannten Zwickmühle? Oder von dem Moment, bei dem man beim Kniffel sechs Einser nicht verwerten kann?

Spiele können wahnsinnig aufregen, aber:
Sie haben Regeln, ausformuliert und festgelegt, und die sind halt nun mal so oder so. Und es gehört zum Fairplay, dass man den Gegner nicht beleidigt, nicht beisst oder schlägt, dass man nicht tobt und schreit, dass man weder die Figuren vom Brett fegt noch Karten zerreisst.  

Das gilt auch für das Spiel «Wir brauchen eine Bewilligung», das in zwei Gruppen gespielt wird, genannt «Antragsteller» und «Staatliche Stelle». Hier die Regeln:

Runde I
Die Antragsteller beantragen einen Platz, einen Raum oder eine Marschroute für eine politische Veranstaltung. Sie begründen ihr Anliegen und formulieren kurz den Ablauf, z.B. Wahlkampfrede 15 Minuten, dann Jubel 30 Minuten, dann Apéro 60 Minuten.

Runde II
Die Staatlichen versuchen nun mit allen Mitteln die Veranstaltung zu verhindern. Dabei ist es ihnen untersagt, die politische Richtung der anderen als Grund zu nehmen, sofern sich diese mit der Verfassung verträgt. Sie suchen vielmehr nach Gründen im organisatorischen und verwaltungstechnischen Bereich. Hier darf man kreativ sein. Vielleicht ist die Halle zu klein, zu baufällig, vielleicht ist das Dach zu tief und der Eingang zu schmal. Vielleicht kann die Sicherheit nicht gewährleistet werden. Da ist unter Umständen eine Marschroute zu ungeschickt oder ein Versammlungsplatz zu verwinkelt. Ihnen kommt hier zugute, dass der Antragsteller ja keine genauen Zahlen angeben kann, schliesslich macht ein Plakat «Merkel kommt – Gemeindehalle, Sonntag 2.4. 17.00 – AUSVERKAUFT» keinen grossen Sinn.
Finden die Staatlichen keinen Grund, die Sache zu verbieten, haben die Antragsteller gewonnen. Sonst geht das Spiel in Runde III

Runde III
Hier können die Antragsteller den Entscheid akzeptieren und haben somit verloren. Oder es folgt der «Gerichtsentscheid». Hier dürfen beide Gruppen sechsmal würfeln, wer die meisten Punkte erreicht, hat den endgültigen Sieg.

So sind die Regeln.

Und auch hier gebietet das Fairplay, dass man nicht schlägt oder tobt, dass man den Gegner nicht als Nazi oder Undemokrat beschimpft, dass man die Regeln akzeptiert. Aber scheinbar hat das ein Herr Erdogan nicht kapiert. Er hat nicht begriffen, dass der deutsche Staat seine Wahlkampfveranstaltungen nach dem Motto «Türken stimmt für Abschaffung des Abstimmens» nicht haben will, dass er alle verwaltungsrechtlich möglichen Winkelzüge machen wird.
Erdie ist wie ein Kind, das den Gegner beleidigt, beisst oder schlägt, das tobt und schreit, das die Figuren vom Brett fegt und Karten zerreisst. Ein Kind, das sich ausheulen und ausweinen muss und sich einfach nicht beruhigen kann. (Der Nazi-Vergleich hat ja auch noch eine pikante Beinote, denn er gute Adolf machte ja genau das, was Erdie vorhat: sich auf demokratischem Weg in eine undemokratische Position hieven zu lassen.)

Aber die Spielregeln sind halt nun mal so.

Und so möchte man dem guten Herrn zurufen:
Das ist hier wie beim Malefiz. Du versuchst voranzukommen und wir versuchen dir Steine in den Weg zu legen. Weisse, runde Steine. Und entweder kriegst du die weg oder nicht. Und wenn nicht, dann gilt:
ERDIE, ÄRGERE DICHT NICHT!



                      

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