Zugegeben:
Man kann
sich beim Spielen schon wahnsinnig aufregen.
Da hat man
z. B. beim Mensch, ärgere dich nicht
nur noch den letzten Stein am Laufen, und der schafft es einfach nicht, weil er
stets auf der Zielgeraden rausgeschmissen wird. Und dann hockt man wieder am
Anfang und braucht eine 6 um rauszukommen, und ärgert sich, und ärgert sich;
obwohl der Titel des Spieles ja besagt, dass man genau das nicht tun sollte.
Da sucht man
beim Memory eine bestimmte Karte und
findet sie nicht, und man hat sich so in das eine Paar «Gelb mit grünen
Punkten» – Sie erinnern sich doch noch an das Originalspiel? – verbissen, dass
man gar nicht merkt, wie die anderen abräumen.
Da wächst
beim Canasta der Stapel, jener Stapel, den man nur nehmen darf, wenn auf ihm
eine Karte liegt, von denen man zwei hat, und man sperrt mit einem Joker, und
man sperrt noch einmal mit einem Joker, und der Stapel wächst und wächst und
mit ihm die Spannung ins Unermessliche; und dann muss man schlussendlich doch
eine 7 legen, obwohl man weiss, dass der Gegner Siebener sammelt, und dann ist
der fünf Zentimeter hohe Stapel in seinen oder ihren Händen, und man könnte die
Wände hochgehen.
Muss ich
noch vom Malefiz-Spiel reden, wo man
zwischen diesen runden weissen Steinen eingekeilt ist und einfach nicht
vorankommt? Muss ich von der Konstellation schreiben, bei der der oder die
andere mit jedem Zug eine Mühle schliesst, der sogenannten Zwickmühle? Oder von
dem Moment, bei dem man beim Kniffel
sechs Einser nicht verwerten kann?
Spiele
können wahnsinnig aufregen, aber:
Sie haben
Regeln, ausformuliert und festgelegt, und die sind halt nun mal so oder so. Und
es gehört zum Fairplay, dass man den Gegner nicht beleidigt, nicht beisst oder
schlägt, dass man nicht tobt und schreit, dass man weder die Figuren vom Brett
fegt noch Karten zerreisst.
Das gilt
auch für das Spiel «Wir brauchen eine Bewilligung», das in zwei Gruppen
gespielt wird, genannt «Antragsteller» und «Staatliche Stelle». Hier die
Regeln:
Runde I
Die
Antragsteller beantragen einen Platz, einen Raum oder eine Marschroute für eine
politische Veranstaltung. Sie begründen ihr Anliegen und formulieren kurz den
Ablauf, z.B. Wahlkampfrede 15 Minuten, dann Jubel 30 Minuten, dann Apéro 60
Minuten.
Runde II
Die
Staatlichen versuchen nun mit allen Mitteln die Veranstaltung zu verhindern.
Dabei ist es ihnen untersagt, die politische Richtung der anderen als Grund zu
nehmen, sofern sich diese mit der Verfassung verträgt. Sie suchen vielmehr nach
Gründen im organisatorischen und verwaltungstechnischen Bereich. Hier darf man
kreativ sein. Vielleicht ist die Halle zu klein, zu baufällig, vielleicht ist
das Dach zu tief und der Eingang zu schmal. Vielleicht kann die Sicherheit
nicht gewährleistet werden. Da ist unter Umständen eine Marschroute zu
ungeschickt oder ein Versammlungsplatz zu verwinkelt. Ihnen kommt hier zugute,
dass der Antragsteller ja keine genauen Zahlen angeben kann, schliesslich macht
ein Plakat «Merkel kommt – Gemeindehalle, Sonntag 2.4. 17.00 – AUSVERKAUFT»
keinen grossen Sinn.
Finden die
Staatlichen keinen Grund, die Sache zu verbieten, haben die Antragsteller
gewonnen. Sonst geht das Spiel in Runde III
Runde III
Hier können
die Antragsteller den Entscheid akzeptieren und haben somit verloren. Oder es
folgt der «Gerichtsentscheid». Hier dürfen beide Gruppen sechsmal würfeln, wer
die meisten Punkte erreicht, hat den endgültigen Sieg.
So sind die
Regeln.
Und auch
hier gebietet das Fairplay, dass man nicht schlägt oder tobt, dass man den
Gegner nicht als Nazi oder Undemokrat beschimpft, dass man die Regeln
akzeptiert. Aber scheinbar hat das ein Herr Erdogan nicht kapiert. Er hat nicht
begriffen, dass der deutsche Staat seine Wahlkampfveranstaltungen nach dem
Motto «Türken stimmt für Abschaffung des Abstimmens» nicht haben will, dass er
alle verwaltungsrechtlich möglichen Winkelzüge machen wird.
Erdie ist
wie ein Kind, das den Gegner beleidigt, beisst oder schlägt, das tobt und
schreit, das die Figuren vom Brett fegt und Karten zerreisst. Ein Kind, das
sich ausheulen und ausweinen muss und sich einfach nicht beruhigen kann. (Der
Nazi-Vergleich hat ja auch noch eine pikante Beinote, denn er gute Adolf machte
ja genau das, was Erdie vorhat: sich auf demokratischem Weg in eine
undemokratische Position hieven zu lassen.)
Aber die
Spielregeln sind halt nun mal so.
Und so
möchte man dem guten Herrn zurufen:
Das ist hier
wie beim Malefiz. Du versuchst
voranzukommen und wir versuchen dir Steine in den Weg zu legen. Weisse, runde
Steine. Und entweder kriegst du die weg oder nicht. Und wenn nicht, dann gilt:
ERDIE,
ÄRGERE DICHT NICHT!
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