Montag, 4. Juli 2016

Wieder da! Die saublöde Handverletzung

Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin wieder zurück.

Jetzt wollen Sie sicher wissen, was mit meiner Hand passiert ist. Also das ging so, ich berichte mal im Tagebuch-Stil:
Montag, 13.6. 20.00 Ausräumen der Spülmaschine mit Bemerken des Kaputtseins eines Weinglases
Montag, 13.6. 20.05 Entsorgung der Scherben im Mülleimer auf dem Balkon
Montag, 13.6. 23.00 Beschluss, meinen Papyrus von ein paar trockenen Stängeln zu befreien
Montag, 13.6. 23.10 Gang zum Mülleimer, es ist natürlich dunkel
Montag, 13.6. 23.11 Öffnen des Eimers, da die Stängel zu lang sind, Falten und Hineindrücken
Montag, 13.6. 23.12 Unerfreulicher Kontakt meiner rechten Hand mit den Glasscherben
Blut.
Und zum ersten Mal in meinem doch schon 51 Jahre währenden Leben musste ich genäht werden – eine Erfahrung, die andere Menschen schon im Jugendalter ob diverser Baumklettereien, Raufereien und Fahrradstürze machen. Nun, da ich nie ein Baumkletterer, kein Raufjunge und kein Velofahrer war, musste ich mit dieser Sache halt exakt 616 Monate warten – wirklich exakt, ich habe an einem 14. Geburtstag.
Damit die Nähte nicht aufplatzen, kommt die Hand in eine Schiene. Und dann kommt eine Zeit, in der man merkt, wie sehr man die rechte Hand doch braucht, nein, falsch, in wie vielen Situationen man eigentlich beide Hände braucht. Versuchen Sie bitte mal – nein, später, nicht jetzt, lesen Sie erst noch fertig – mit nur einer Hand ein Brot zu schneiden, versuchen Sie mal die Schnürsenkel oder eine Krawatte zu binden.

Im Übrigen habe ich ein Sauglück gehabt. Es war keine Sehne, kein Nerv und kein Muskel betroffen, das hätte dann eine bis zu zwei Jahre dauernden Prozedur mit Operation und Nachbehandlung zur Folge gehabt…

Ich weiss, was Sie jetzt denken.
Der Kerl will Mitleid.
Falsch, will er überhaupt nicht.
Eigentlich ist der Grund für die Verletzung pure Blödheit.
Richtig.
Ja, Sie haben korrekt gelesen. Ich bin mir meiner grenzenlosen, überbordenden, meiner exorbitanten und immensen Dummheit völlig bewusst. Scherben – so lernt man schon als Kind und sollte es spätestens mit 616 Monaten wissen – packt man in Zeitungspapier, bevor man sie in den Mülleimer tut. Nebenbei gesagt: Man muss auch nicht nachts noch Pflanzenpflege betreiben, denn nachts schlafen die Papyri doch, und man könnte auf dem Balkon auch Licht machen, dann hätte ich die Scherben nämlich gesehen…

Dies führt uns zu der allgemeinen Frage:
Warum tut der Mensch Dinge, von denen er 180%ig weiss, dass man sie nicht tut?
Ich bin mit meinem Unfall nämlich kein singulärer Fall.

Wir wissen doch, dass man nach fünf Tequilas und sechs Grappas, nach Schnaps und Bier und Wein nicht mehr der weltbeste Fahrer ist, wir wissen es doch. Warum steigen immer noch jede Nacht Leute in ihr Auto und testen ihre Fahrtauglichkeit? Oft mit dem Ergebnis, dass eben diese Fahrtauglichkeit in Tequila, Grappa, in Schnaps und Bier und Wein verschwunden ist?

Wir wissen doch, dass der heisse Sex mit der oder dem holden Schönen am Strand von Malle oder Ibiza unglaublich reizvoll sein kann, aber auch, dass man sich vielleicht ein Souvenir mitbringt: Hepatitis, AIDS oder diverse andere Kleinigkeiten, die zwar zollfrei sind, aber eklig und manchmal tödlich. Wieso nutzen die, die am Ballermann so richtig ballern wollen, den Platz, den in anderen Koffern der DuMont-Kunstführer braucht, nicht um 150 Kondome mitzunehmen?

Wir wissen doch seit Sir Isaac, dass die Schwerkraft nicht ausgesetzt werden kann – ausser im Weltraum, aber das wusste Newton noch nicht – und somit ein menschlicher Körper, der den Halt verliert, unweigerlich auf den Boden knallt. Wieso putzen wir dann im 18. Stock Fenster ohne Angurtung? Wieso sagen wir nicht die magischen Worte: «Halt doch mal die Leiter?» Denn auch die Leiter unterliegt dem Newtonschen  Gesetzt und fällt, wenn sie kippt und wir fallen mit. (Wir alle fallen, diese Hand da fällt…)

Das wäre doch mal endlich ein lohnendes Forschungsobjekt für die Psychologie: Die tägliche Blödheit des Menschen. Irgendetwas muss doch da zwischen Grosshirn und Amygdala versagen, ausser Kraft sein, irgendwo ist doch da der Wurm drin. 
Warum kümmern sich die Verhaltens- und Gesprächstherapeuten, die Systemischen, Jungkschen und Freudianischen Coaches nicht um dieses Phänomen? Das würde doch unsere Gesellschaft immens weiterbringen?

Mein Daumen ist übrigens wieder OK, die Fäden sind gezogen und es ist nur noch ein kleiner Schnitt mit einem Pflaster drauf übrig.
Und ich werde beim nächsten Mal klüger sein – was die Scherben betrifft, was andere Dummheitenm anbelangt:
Siehe oben.


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