Nein, lassen wir die Engländer gehen, wobei die Betonung auf Engländer liegt, die Schotten und die Iren wollen ja dabeibleiben, das wird auch noch ein grosser Spass das alles.
Eigentlich
sollten jetzt alle gehen dürfen, die gehen wollen, machen wir das doch in einem
Aufwasch. Und wenn z.B. Portugal oder Italien oder Dänemark auch nicht mehr
will, dann sagen wir einfach Tschüss und machen weiter, Kandidaten hat es
genug. Dann sind halt die Ukraine, Belorussland und Syrien in der EU und
Holland oder Belgien nicht, was soll’s.
Lassen wir
die Unwilligen ziehen.
Dennoch
stellt sich die Frage, warum auf einmal alle gehen wollen, ich erfinde das ja
nicht, Wilders und Le Pen und die AFD sitzen ja schon in den Startlöchern. Die
Antwort ist so einfach wie die Frage schwierig ist: Die EU hat ein
Imageproblem. Und zwar ein Imageproblem von einem Ausmass, das ungefähr mit dem
Abstand Marianengraben – Mount Everest beschrieben werden kann. Es ist riesig,
es ist überdimensional, es ist gewaltig und wuchtig, es ist ellenlang und
tonnenschwer. Sollte es in Brüssel eine PR-Abteilung geben, dann sollte sie
geschlossen in die Frühpension ziehen und auf den Kapverden Strandliegen vermieten. Oder in Grönland Robben jagen. Diese
Menschen haben so versagt, wie die Englische Elf.
Machen wir
doch mal einen kleinen Test. Ich sage Ihnen einen Satz und Sie sagen mir, wie
der auf Sie wirkt:
Die Region Molise gab bekannt, dass ab
1.10.2016 es nicht mehr gestattet sein wird, Gemüse auf Häuserwände zu werfen.
Damit setze man eine EU-Richtlinie von 2015 um.So.
Spüren Sie mal in sich hinein.
Gell, irgendwo in Ihnen brodelt es? Scheiss-EU, denken Sie, ständig müssen die uns dreinreden, ständig alles verbieten, wenn ich das Wort «EU-Richtlinie» schon höre, dreht sich mir der Magen um. Dabei müssten wir doch andersherum denken. Die Richtlinie ist ja überaus sinnvoll, weil man erstens nicht mit Nahrungsmittel schmeissen sollte und weil man zweitens auch keine Hauswände beschmutzt. Unsere Gedanken müssten, wenn irgendeine Logik dahinter wäre, Anti-Molise und nicht Anti-EU sein, denn dass irgendwo an der Italienischen Ostküste das Bewerfen von Fassaden mit Zuchetti, Pomodori, mit Melanzane und Funghi erlaubt ist, ist ja höchst pervers.
(Bevor Sie jetzt sofort einen Flug nach Campobasso buchen: Das Exempel ist fiktiv!)
Wir sehen also, dass auch durchaus sinnvolle Richtlinien, Normen und Gesetze, die aus Brüssel kommen, erst einmal mit Grübeln und Stirnrunzeln aufgenommen werden.
Natürlich gibt es da diese Dokumente, in denen seitenlang beschrieben wird, wie lang eine Gurke, wie krumm eine Banane und wie süss eine Erdbeere sein darf. Aber mal ganz ehrlich: Ist das nicht eher ein Armutszeugnis für die Märkte als für die EU? Wenn die EU in einer Richtlinie formuliert
Milchreis enthält die Anteile Milch und Reis
Dann doch nur deshalb, weil es Leute gibt, die eben Milchreis verkaufen, der seinen Namen nicht ganz zu Recht trägt. Für Firmen, die aus getrockneten Maden, Wasser, aus den Farbstoffen F567, F2346 und aus diversen künstlichen Aromen einen Sudel zusammenbrauen, der den Namen Milchreis nie im Leben verdient, muss man eben sagen, dass getrocknete Maden kein Reis und weisses Wasser keine Milch ist.
Bei der
Personalität haben unsere PR-Leute, die auf die Kapverden, Grönland oder dahin,
wo der Pfeffer wächst, gehören, nun auch völlig versagt. Die Politiker in
Brüssel sind eine anonyme Masse geblieben. Stimmt nicht? Dann sagen Sie mir
doch mal, wie Frau Mogherini aussieht. Ich weiss es nämlich nicht. Ist sie blond,
brünett, schwarz oder rothaarig, gross oder klein, trägt sie eher Birkenstock
oder Pumps und welche Kleidergrösse? Das Gleiche könnte man von Juncker fragen.
Gut, er ist sicher dem Namen nach eher gross, grauharig und trägt Anzüge
und Krawatten, aber ein Gesicht, ein Antlitz, Augen, einen Mund, eine Nase habe
ich auch hier nicht im Kopf.
Warum kann
die PR-Truppe nicht mal ein nettes Familienbild machen und das in die Zeitungen
setzen? EU-Prominenz beim Picknick. Oder nett um den Sitzungstisch gruppiert.
Oder beim Zugfahren. Oder beim Sonnenbaden. Was weiss ich, ich bin ja kein
PRler, aber die sollten doch ein wenig Phantasie haben.Vielleicht sollten die Damen und Herren auch eine Tournee machen und sich in den Mitgliedsländern mal vorstellen. So nach dem Motto: «EU-Bürger fragen – EU-Politiker antworten», wäre doch auch ganz nett.
Der Brexit
ist also da. Über Nacht ist die Union nicht mehr das, was sie einmal war. Und,
wie gesagt, wir trauern schlechtem Essen, schlechtem Wetter, schlechtem
Fussball, Verkehr auf der falschen Seite, einem veralteten Rechtssystem und
einem überalterten Staatsoberhaupt nicht nach. Aber wenn die EU bleiben soll, muss
sie ihr Image aufpolieren. Mit Klarstellungen, Persönlichkeiten und einem
netten Slogan:
DU BIST EU.
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