FunInvest® wird 30 Millionen der Baukosten übernehmen und dafür 80% des Gewinnes bekommen.
Nun ist man auch an der Bümme nicht völlig ahnungslos, man recherchiert natürlich gründlich, bevor man sich auf den Deal einlässt, so gründlich wie in Deutschland seit jeher bei Grossprojekten gearbeitet wird, bei Rennstrecken und Flughäfen, bei Hochhäusern und Bahnhöfen.
Als erstes geht man auf die Homepage www.funinvest.com, eine Webseite, die in beeindruckender Weise mit Fotos und Text die Erfolge der Geldgeber schildert:
Europapark
Disneyland Paris
Warner Brothers Movie World
Holiday Park
Alpamare
usw.
Scheinbar gibt es in ganz Europa keine Freizeiteinrichtung, keine Achter- und keine Rutschbahn, keinen Spielplatz und kein Schwimmbad, in denen nicht irgendwie mongolisches Geld steckt. Man hat es hier offensichtlich mit Profis zu tun.
Die Recherche geht aber noch weiter, man ist ja gründlich, man erkundigt sich via Deutsches Konsulat in Ulaanbaatar nach der Firma und auch hier ist alles in Ordnung: FunInvest® existiert und ist im Handelsregister eingetragen; man nimmt Kontakt auf.
Zwei Wochen
später sind tatsächlich zwei Mongolen da, sie logieren in Bremen im
Steigenberger und fahren jeden Tag mit dem Taxi an die Bümme, wo sie das
Baugelände und die Pläne für Achterbahnen, Spielplatz und Gastrozone in
Augenschein nehmen und im Rathaus tagen, abends fahren sie wieder nach Bremen
und geniessen die doch sehr exzellente Küche des Hotels, die Kosten trägt
natürlich Bümmelsheim.
Nach vier
Tagen geben sie Grünes Licht, sodass der Bürgermeister Freedborn an die
Öffentlichkeit gehen und bekanntgeben kann, dass 2021 der Freizeitpark
BümmerRang® seine Pforten öffnen wird.
So weit – so
gut.
Nun arbeitet
aber im Rathaus Heidi Haddelsen, die früher Heidi Hieber hiess und aus der
Ortenau stammt – man sieht welch geografische Kängurusprünge man ob der Liebe
machen kann. Sie jedenfalls erwähnt in einem Telefonat mit ihrem Schwager, der
in Rust im Europapark als Informatiker arbeitet den Deal und die Firma, die ihm
ja bekannt sei. Er erwidert, dass er sich nicht vorstellen könne, dass Devisen
aus der Mongolei geflossen sein könnten, er werde aber noch einmal fragen. Nach
drei Tagen kommt der Anruf und der Bescheid: In Rust habe man noch nie von
einer Firma FunInvest® gehört.
Mit dieser
Hiobsbotschaft eilt Heidi Haddelsen, geborene Hieber zu Freedborn, dem nun
etwas mulmig wird. Er hängt sich ans Telefon und hat nach vier Stunden und
mehreren Ferngesprächen das Versprechen des Konsuls in Ulaanbaatar, der Sache
nachzugehen.FunIvest® – so kommt zwei Tage später der Bescheid – besteht aus einem Schild und einem Briefkasten an einem Schnellrestaurant, dass vor allem Yak aus dem Wok anbietet, einer Yak-Wok-Kantine also, deren Wirt aber beteuert, er wisse nicht, wie dieses Schild (und der Postkasten) dorthin gekommen seien und was sie da machten. Die Nachfrage im Steigenberger Bremen ergibt, dass man bei offiziellen Gästen politischer Gemeinden keine Pässe verlange…
Freedborn
hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder er klärt das Ganze auf, bläst
Wasserrutschbahn, High-Speed-Fahrt, bläst Fressmeile und Sandkasten ab und
nimmt seinen Hut, oder… ja oder er gibt allen seinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern einen Sonderbonus fürs Schweigen und sucht weiter.
Er tut
natürlich Letzteres.
Und so
taucht nach drei Wochen ein Schweizer Investor auf, einer der auf den ersten
Blick einen sehr guten Eindruck macht…
Ich gebe zu:
Die Story ist schlecht, sie ist zu sehr politikfeindlich, sie ist überzogen und
zynisch, sie ist an den Haaren herbeigezogen und völlig, völlig, gänzlich und
garlich unrealistisch.
So Dinge
passieren nicht.
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