Freitag, 15. Juli 2016

Den mongolischen Investor gibt es nicht (total erfundene Geschichte!)

Endlich hat die Gemeinde Bümmelsheim/Bümme, ein kleines Nest an einem Nebenfluss der Weser, einen Investor für das geplante Freizeitpark-Projekt gefunden. BümmeRang®, ein Areal mit 8 Achterbahnen, 5000qm Kinderspielplatz, Freibad, Gastrobereich und Sportplätzen soll den Tourismus in der doch eher entlegenen Gegend ankurbeln, sein Kostenrahmen übersteigt mit 34 Millionen Euro allerdings den Bereich dessen, was bisher über die Gemeindekasse abgewickelt wurde. Dementsprechend verlief die Suche nach einer Firma oder Einzelmaske, die zumindest den Grossteil der Ausgaben vorschiessen könnte, bislang relativ erfolglos. Zu riskant schien es vielen, zu unsicher, ob Achterbahnen, Spielplätze, ob Gastro, Wasser und Sport wirklich 800.000 Besucher pro Jahr anlocken würden. Nun aber hat ein Networker via einen holländischen Networker, der wieder einen koreanischen Networker kennt, der im Bereich Asien sich auskennt, Kontakt zur mongolischen Firma FunInvest® hergestellt, einer Klitsche, die sich nach Aussagen der Networker an Weser, Maas und Nakdong gerade mit der Finanzierung von Freizeitsachen auskennt.
FunInvest® wird 30 Millionen der Baukosten übernehmen und dafür 80% des Gewinnes bekommen.

Nun ist man auch an der Bümme nicht völlig ahnungslos, man recherchiert natürlich gründlich, bevor man sich auf den Deal einlässt, so gründlich wie in Deutschland seit jeher bei Grossprojekten gearbeitet wird, bei Rennstrecken und Flughäfen, bei Hochhäusern und Bahnhöfen.
Als erstes geht man auf die Homepage www.funinvest.com, eine Webseite, die in beeindruckender Weise mit Fotos und Text die Erfolge der Geldgeber schildert:
Europapark
Disneyland Paris
Warner Brothers Movie World
Holiday Park
Alpamare
usw.
Scheinbar gibt es in ganz Europa keine Freizeiteinrichtung, keine Achter- und keine Rutschbahn, keinen Spielplatz und kein Schwimmbad, in denen nicht irgendwie mongolisches Geld steckt. Man hat es hier offensichtlich mit Profis zu tun.
Die Recherche geht aber noch weiter, man ist ja gründlich, man erkundigt sich via Deutsches Konsulat in Ulaanbaatar nach der Firma und auch hier ist alles in Ordnung: FunInvest® existiert und ist im Handelsregister eingetragen; man nimmt Kontakt auf.

Zwei Wochen später sind tatsächlich zwei Mongolen da, sie logieren in Bremen im Steigenberger und fahren jeden Tag mit dem Taxi an die Bümme, wo sie das Baugelände und die Pläne für Achterbahnen, Spielplatz und Gastrozone in Augenschein nehmen und im Rathaus tagen, abends fahren sie wieder nach Bremen und geniessen die doch sehr exzellente Küche des Hotels, die Kosten trägt natürlich Bümmelsheim.
Nach vier Tagen geben sie Grünes Licht, sodass der Bürgermeister Freedborn an die Öffentlichkeit gehen und bekanntgeben kann, dass 2021 der Freizeitpark BümmerRang® seine Pforten öffnen wird.

So weit – so gut.

Nun arbeitet aber im Rathaus Heidi Haddelsen, die früher Heidi Hieber hiess und aus der Ortenau stammt – man sieht welch geografische Kängurusprünge man ob der Liebe machen kann. Sie jedenfalls erwähnt in einem Telefonat mit ihrem Schwager, der in Rust im Europapark als Informatiker arbeitet den Deal und die Firma, die ihm ja bekannt sei. Er erwidert, dass er sich nicht vorstellen könne, dass Devisen aus der Mongolei geflossen sein könnten, er werde aber noch einmal fragen. Nach drei Tagen kommt der Anruf und der Bescheid: In Rust habe man noch nie von einer Firma FunInvest® gehört.
Mit dieser Hiobsbotschaft eilt Heidi Haddelsen, geborene Hieber zu Freedborn, dem nun etwas mulmig wird. Er hängt sich ans Telefon und hat nach vier Stunden und mehreren Ferngesprächen das Versprechen des Konsuls in Ulaanbaatar, der Sache nachzugehen.
FunIvest® – so kommt zwei Tage später der Bescheid – besteht aus einem Schild und einem Briefkasten an einem Schnellrestaurant, dass vor allem Yak aus dem Wok anbietet, einer Yak-Wok-Kantine also, deren Wirt aber beteuert, er wisse nicht, wie dieses Schild (und der Postkasten) dorthin gekommen seien und was sie da machten. Die Nachfrage im Steigenberger Bremen ergibt, dass man bei offiziellen Gästen politischer Gemeinden keine Pässe verlange…

Freedborn hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder er klärt das Ganze auf, bläst Wasserrutschbahn, High-Speed-Fahrt, bläst Fressmeile und Sandkasten ab und nimmt seinen Hut, oder… ja oder er gibt allen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Sonderbonus fürs Schweigen und sucht weiter.

Er tut natürlich Letzteres.

Und so taucht nach drei Wochen ein Schweizer Investor auf, einer der auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck macht…

Ich gebe zu: Die Story ist schlecht, sie ist zu sehr politikfeindlich, sie ist überzogen und zynisch, sie ist an den Haaren herbeigezogen und völlig, völlig, gänzlich und garlich unrealistisch.
So Dinge passieren nicht.























































  




































































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