Freitag, 9. Oktober 2015

Keine Neuen nach Bern

Ich hatte neulich einen verrückten Traum: Ich war für die RIP ins Schweizer Parlament eingezogen. Keine Ahnung, für was RIP steht und für oder gegen was sich diese Partei einsetzt, es war ja ein Traum, auf jeden Fall erinnere mich an eine Szene, in der ich in meinem Büro sass und verzweifelt versuchte, ein Riesendossier zu bewältigen. Dieses Dossier sollte dem Anfänger, dem Neuling alles erklären, was er so in seinem Parlamentarierleben brauchen würde, von A wie Amtsgeheimnis bis Z wie Zuschauertribüne.

Merkwürdigerweise –wie gesagt, ein Traum – war das Büro in den Farben Rot-Lila-Rosa tapeziert und mit blauen Fröschen bevölkert, die mich ständig von meiner Lektüre ablenkten. Das wirklich Schlimme waren aber nicht die Amphibien, sondern die Tatsache, dass auch der Ordner zu leben schien. Ständig wuchsen neue Kapitel vorne, hinten und seitlich heraus, Kapitel, die denen widersprachen, die ich schon hinter mich gebracht hatte. Hatte ich nun gerade die grünen Seiten zur Datensicherheit gelesen, die mir ein Passwort nahelegten, wölbten sich auf der linken Seite braune heraus, die vor sämtlichen Passwörtern ausdrücklich warnten. Hatte ich die Seiten 23-25 durch, die das Prozedere bei Wahlen beinhalteten, so entsprossen dem Deckel neue Seiten 23-25, die mir klarmachten, dass es gar keine Wahlen, nur Losverfahren gebe.

Es folgte eine Art Filmschnitt.

In der nächsten Szene irrte ich durch das Bundeshaus, auf der Suche nach Raum 342, in dem der Militärausschuss tagen sollte. Jetzt fragen Sie bitte nicht, warum ich, ausgerechnet ich in der Militärkommission war, ich war es halt, und jetzt suchte ich verzweifelt den Raum 342. Es gab zwar einen dritten Stock, in diesem aber nur die Zimmer 301-337, der vierte Stock fing dann bei 503 an.
An wen ich mich auch wandte, wen ich auch fragte, wem ich die Info zu entlocken zu versuchte, alle waren Neulinge, Anfänger wie ich. Nirgends ein Oldie, ein Alter Hase, der einen mitgenommen hätte und vor die betreffende Türe gebracht.
Schliesslich tauchte die Zimmerflucht 338-342 auf, sie war einfach in dicken, schwarzen Nebel gehüllt gewesen. Da alle Kommissionsmitglieder Neue waren, war ich auch nicht zu spät, sondern wir begannen gemeinsam.

TOP 1 / Traktandum 1 brachte uns aber schon ins Schwitzen. TOP 1 / Traktandum 1 hiess nämlich AUFGABEN UND FUNKTIONEN DER MILITÄRKOMMISSION. Um es kurz zu machen, niemand hatte den leisesten Schimmer, was unser Ausschuss überhaupt machte und machen sollte. Wehrgesetze? Waffengesetze? Kontrolle der Armee? Kontrolle der Waffen im Zeughaus? Oder mussten wir selber zur Waffe greifen und Schiessübungen machen?
Ich war so himmeldämlich, den Vorschlag zu machen, Armeechef Blattmann anzurufen und ihn zu fragen. Himmeldämlich deshalb, weil natürlich alle einverstanden waren und natürlich mir den Auftrag gaben, genau dies zu tun.

Nun sass ich also in meinem rot-lila-rosa Büro zwischen den blauen Fröschen und zitterte vor Angst. Denn eins war klar: Der Anruf konnte nur peinlich werden. Entweder war Blattmann nämlich mir unterstellt, dann würde die Frage, was ich zu tun hätte, meine Autorität wie einen Luftballon zum Platzen bringen, oder ich war wiederum ihm unterstellt, dann konnte er mich furchtbar zur Sau machen. Nach langem Zögern griff ich zum Telefon, wählte, es tutete und dann hörte ich einen so lauten Blattmann-Schrei, dass die rot-rosa-lila Tapeten von den Wänden fielen und die Frösche durch die Luft wirbelten.
Schweissgebadet wachte ich auf.

Die Deutung des Traumes liegt auf der Hand:
Jemand, der eingearbeitet ist, arbeitet besser als jemand, der nicht eingearbeitet ist. Oder anders formuliert: Wenn ein Parlament zu viele Newbies bekommt, fängt man in vielen Bereichen total von vorne an. Da haben sich ja auch Leute gefunden, über Parteigrenzen hinweg, die miteinander
 können, wo „die Chemie stimmt“. Da gibt es, wie Ständerätin Fetz (SP) so schön sagt, Bretter, für deren Bohrung man mehr Zeit als eine Legislaturperiode braucht.
Abgesehen davon, dass das Nicht-zurecht-finden am Anfang auch Zeit kostet.

Also, liebe Schweizer.
Wählt doch am 18.10. einfach alle, bei denen BISHER steht.
Panaschiert einfach alle, die schon Nationalrat waren, auf eine Liste. (Welche das ist, ist ja dann egal.)
Das ist nicht die blödeste Lösung.

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