Jakob Sporr hat sich ein Haus gebaut. So ein richtig
schönes, mit grünen Fensterläden und einem Walmdach, mit weisser Aussenfarbe
und einem herrlichen Garten. In diesem Garten wächst nicht nur der perfekte
Rasen und blühen Rosen und Tulpen, es hat auch Obstbäume und Weinranken, nebst
ein paar Beeten mit Erdbeeren und Sellerie.
Insgesamt ein Schmuckstück also, sein Heim und weil es SEIN Heim ist und
sein Heim sein Kastell, baut Jakob einen Zaun um das Ganze, der ungebetenen
Besuch davon abhalten soll, sein Heim, sein Haus und seinen Garten zu betreten.
Nun lassen sich Staubsaugervorführer, Weinhändler und Versicherungsvertreter,
genausowenig wie Sektenleute davon abhalten, das Gartentor zu öffnen und
hineinzugehen. Immer wieder ist Jakob Sporr also damit konfrontiert, dass ihm
Staubsauger vorgeführt, Weine eingeschenkt und Policen angedreht werden sollen, dass ihm das
Heil in Jehova, Mormon, in Krishna oder Allah präsentiert wird.
Jakob verändert nun die Gartentüre so, dass dort
die Sprechanlage ist und Staubsaugervertreter, Versicherungsagenten, Weinhändler
und Mormonen sich erst bei ihm melden müssen, wenn sie den Garten durchqueren
wollen. Was die Sprechanlage nicht leistet: Sie verhindert nicht, dass Unverfrorene
einfach über den Zaun steigen. Da sind Liebespaare, die Selfies vor seinen
Rosenbüschen schiessen, schliesslich sind es die schönsten der Stadt, da sind
Böse, die ihm eine Birne klauen, Jakob Sporr ist KEIN Ribbeckianer und
verschenkt kein Obst, wo kämen wir da hin, und da sind die verfluchten
Nachbarskinder, denen permanent der Ball, der Frisbee oder ein anderes
Wurfgerät in seinen Garten fliegt.
Nun ist Jakob gezwungen, sich einen Hund anzuschaffen. Hasso, ein
Deutscher Schäferhund, wird die Liebes- und Diebespaare, die Nachbars- und andere
Kinder schon davon abhalten, in das geheiligte Reich einzudringen. An die
Pforte kommt ein Schild VORSICHT
BISSIGER SCHÄFERHUND und gut ist.
Denkt man.
Aber als Jakob eines Abends heimkommt, liegen ein
paar Tramper in seinem Garten und schlafen, neben sich Hasso, dieser einen grossen
Haufen Knackwürste mampfend. Der Hund ist – ähnlich wie Politiker und
FIFA-Präsidenten – bestechlich, korrupt bis zum Platzen. Jakob überlegt kurz,
in die USA auszuwandern, wo er sich
einfach eine Waffe anschaffen könnte, die jeden tötet, der seinen Rosen und
Birnbäumen, seinen Beeten und Ranken, der Haus und Garten nahe käme, aber er
hat keine Greencard. Und so zieht er einfach eine 10 Meter hohe Mauer hoch und
krönt sie oben mit einem weiteren Meter Stacheldraht.
Zäune.
Mauern.
Grenzwälle.
Die Menschen lieben Zäune und Mauern und Wälle und die ganze
Menschheitsgeschichte ist eine Geschichte von Schranken. Schon bei der
Vertreibung aus dem Paradies wird eine Mauer um Eden gebaut. Und wie bei Jakob
scheint die Mauer nicht auszureichen, denn es wird ja noch der Erzengel quasi
als Wachhund vors Tor gestellt.
In der weiteren Historie finden sich Stadt- und Burgmauern,
Zäune und Wälle, wir bekommen den römischen Limes, der die Germanen fernhalten
sollte und wir bekommen die Grosse Mauer in China. Alle stets auch mit Wachtürmen
für Soldaten versehen. Ach ja, und die Deutsch-Deutsche Mauer, die aber eine
Ausnahme darstellt, sollte sie doch die Bürger IM Land einsperren und nicht
Fremde von AUSSEN abschrecken.
Nun werden wieder Mauern und Zäune gebaut, dass die
Asylanten und Flüchtlinge, alle die Neger und Araber, die schon im Nachbarland
sitzen, nicht in unser Refugium einschwemmen. Aber wie das Jakob-Beispiel
zeigt, wird das nicht genügen. Wer sein Leben in einem rostigen, überladenen
und löchrigen Kahn aufs Spiel gesetzt hat, wer unter Hochgefahr das Mittelmeer
passiert hat, wird der sich durch Zäune abhalten lassen? Müsste man nicht, wenn
man schon Mauern baut, auch gleich Wachtürme setzen und notfalls schiessen?
Oder wenigstens, wenigstens Pitbulls auf die Neger und Araber jagen?
Die gute, aber radikale Lösung wäre allerdings, gleich das
ganze Mittelmeer zu umzäunen. Und zwar ringsum, von Gibraltar über Nizza und
Rimini, über die Peloponnes und Tel Aviv bis nach Tunesien und Marokko. Dann
käme man nämlich weder von Afrika raus noch in Italien oder Griechenland rein.
Der klitzkleine (sic) Nachteil wäre, dass man nicht mehr
baden könnte, oder nur durch bestimmte Tore, die dann von Soldaten mit Gewehren
und Hunden bewacht würden, aber das müsste man schon in Kauf nehmen, es gibt ja
auch noch die Ost- und die Nordsee.
Auch Jakob hat sich einen kleinen Nachteil eingehandelt: Er
hat weder in der Stube noch in seinem rosenbekränzten und weinumrankten Garten
Licht.
Aber er fühlt sich so, wie er sich schon lange nicht gefühlt
hat:
Sicher.
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