Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus
Athen, dann Sport, dann Schluss.
Das war die Ausgabe der TAGESSCHAU auf SRF am Sonntagabend.
Tausende Zuschauer trauten ihren Augen nicht: Zum ersten Mal hatte das
Schweizer Fernsehen die Informationssendung einfach abgebrochen.
Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus
Athen, dann Sport, dann Schluss.
Der Grund: Der Moderatorin Cornelia Boesch war schlecht
geworden, schwarz vor Augen, sie konnte nicht mehr weiter vor der Kamera
stehen. Da es kein Picket, keinen Ersatz, keine B-Besetzung gab, da niemand
ein- und in die Bresche sprang, da niemand die Ansagerei übernehmen konnte,
brach SRF die Sendung einfach ab, zum ersten Male.
Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus
Athen, dann Sport, dann Schluss.
Und nun stellen sich doch einige heftige Fragen.
Die erste ist natürlich, warum das gerade nach dem Beitrag
über den Wahlsieg von Tsipras passierte. Hat Boesch die Panik befallen, die nun
einsetzenden Turbulenzen auf der Peloponnes würden sich auch auf die
Eidgenossen auswirken? Das Franken-Euro-Debakel weiter anheizen? Hat Boesch
vielleicht ein Chalet auf Korfu, auf Ithaka, auf Kreta oder ein Häuschen auf
Lesbos oder Samos gekauft? Und hat nun keine Ahnung wie die Finanzierung
aussieht, wenn die Drachme wieder eingeführt wird? Oder besitzt sie Aktien
einer grossen Feta-Fabrik? – Ich sage bewusst Fabrik, denn was zum Teil bei uns
in den Kühlregalen liegt, kann unmöglich aus einer Molkerei stammen.
Jedenfalls hat Tsipras sie umgehauen, es scheint also
wirklich ein umwerfender Politiker zu sein, da kommt einiges auf uns zu. Oder
sie findet ihn speziell zum Kotzen, wer weiss, jedenfalls ging dann nichts
mehr.
Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus
Athen, dann Sport, dann Schluss.
Die zweite Frage, die sich einem aufdrängt, ist, warum so
ein Aus- und Umfall zum ersten Male geschah, warum das nicht öfter, ja nicht
ständig passiert. Eigentlich müsste es doch den Moderatorinnen und Moderatoren,
den Nachrichtensprechern und Studioransagerinnen von SRF und ORF, von ARD und
ZDF, sowie deren Kolleginnen und Kollegen von diversen Privatsendern ständig übel
werden, wenn sie den ganzen Müll und Schrott des Globus auf dem Prompter lesen.
Wäre es nicht natürlich und normal, wenn das ganze Rumgeschiesse und
Rumgeballere, die Bomben und Kanonen einem den Magen umdrehen würden? Wäre es
nicht zu verstehen, wenn der kollektive Wahnsinn des Globus ihnen den Boden
unter den Füssen wegziehen würde? Würde nicht jeder es begreifen, wenn der
Moderator angesichts Charlie Hebdo sagen würde: „Meine sehr verehrten Damen und
Herren, ich breche ab und breche.“? Oder angesichts der Ostukraine: „Ich finde
das jetzt so zum Kotzen, dass ich es tue.“?
Wenn Gretchen die Beine wegsacken und sie das berühmte Nachbarin, euer Fläschchen sagt, womit
ein Riechfläschchen gemeint ist und nicht, wie meine Schüler immer denken, ein
Flachmann mit Schnaps, jedenfalls in diesem Moment hat sie einen Dämon, einen
bösen Geist hinter sich. Müssten nicht die Ansagerinnen und Ansager bei den
tausenden Dämonen, bei den Millionen bösen Geistern, die zurzeit auf dem Planeten
rumhampeln, reihenweise wie die Fliegen umfallen und noch leise Nachbarin, euer Fläschchen hauchen.
Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus
Athen, dann Sport, dann Schluss.
Die dritte Frage ist natürlich, warum niemand übernehmen
konnte. Hätte nicht Sportmoderator Ruefer einspringen müssen? Oder irgendein
Regisseur, Dramaturg, Redakteur, irgendeine Verantwortliche, Übergeordnete
übernehmen können? War nicht irgendjemand da, der hätte vollenden sollen? Hier
ist die Antwort zumindest klar: Es kann bei den Fernseh- und Rundfunkanstalten
niemand mehr lesen, ich meine wirklich lesen. Man betreibt Ganzwort-Erkennung
und prägt sich schwierige Wörter vorher ein, notfalls mit Sounddatei.
Zynisch? Ich bitte Sie! Lesen Sie doch einmal das folgende
Wort:
Eyjafjallajökull
Geht doch. Aber damals, als Eyjafjallajökull spuckte und spie und Asche und Rauch sandte
(ja, der war das!), redeten alle Nachrichtensprecherinnen und –sprecher auf
einmal vom Vulkan mit dem
unaussprechlichen Namen. Der Vulkan
mit dem unaussprechlichen Namen wurde zu einem Rennwitz und zur Schande für
die ganze Zunft, denn von jemand, der die Nachrichten vorlesen soll, erwartet
man doch, dass er Eyjafjallajökull
sagen kann und nicht Vulkan mit dem
unaussprechlichen Namen sagt.
Nein, ausser Boesch, die sich zum Beispiel Tsipras eingeprägt hatte, hätte niemand,
keine Regisseurin und kein Redakteur hier weiterlesen können.
Und so kam es, wie es kam:
Die Meldung aus Griechenland,
dann der Korrespondent aus Athen,
dann Sport,
dann Schluss.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen