Dienstag, 30. September 2014

Der USP oder Schweinehaxen in Kabul / Blogferien


Sie hätten den USP, den Unique Selling Point, sagt die stets lächelnde und fast überfreundliche Bedienung in dem neuen Philippinischen Restaurant, sie seien nämlich das einzige Philippinische Restaurant in Basel. Wir hatten uns hineingewagt, da wir die Philippinische Küche nicht kennen und einige Gerichte auf der Karte doch sehr interessant klangen. Wir wurden angenehm überrascht: Suppe, Vorspeise und Hauptgerichte waren extrem lecker, in meinem Fall war der Hauptgang ein Huhn mit Lebersauce, eine Kombination, die gut funktioniert und ein ganz neues Geschmackserlebnis brachte. Dummerweise wagten wir einen zweiten Versuch und da war das Essen eine Katastrophe: Ein Schweinegehacktes mit Zitrone, aber sie hatten auch Dinge mit hinein gehackt, die bei uns in den Müll kämen, Knorpel, Fett und zähe Stellen, man konnte froh sein, in der gulaschigen Masse nicht auch noch Zähne, Knochen und Borsten zu finden. Schwein „Sisig“ scheint aus einer sehr armen Region der Philippinen zu kommen, wo man schlicht und einfach nichts wegwirft. Auf dem Heimweg musste ich ständig über den USP nachdenken, wenn es der USP dieser Beiz ist, Fleischabfälle zu servieren, dann Gute Nacht.

USP.

In Lörrach gab es einen Italiener, der auch einen Unique Selling Point hatte, er pflegte die bodenständige, kräftige und währschafte Küche der Abruzzen, deftige Gratins mit leicht Sugo am Boden, würzige Saucen und handgemachte Pasta. Er war aber so eindeutig Abruzzese, dass es keine Pizza gab, keine Spaghetti Bolo oder Napo, und wenn man Chianti verlangte, schimpfte er einen aus und brachte Montepulciano. (Er hat mir den Chiantifusel wirklich abgewöhnt.)


Der USP wird auf Marketing-Seminaren und Existenzgründerveranstaltungen als seligmachendes Evangelium verkauft: Schauen Sie, dass Sie etwas anbieten, was einmalig ist, was Sie von anderen abhebt, Sie auszeichnet. Seien Sie der oder die Einzige, in der Stadt, in der Region, im Land. Bieten Sie etwas an, was es hier noch nicht gibt. Gut und schön, aber das ist eine leicht verkürzte Sicht.

Sie hätten z.B. auch den USP, wenn Sie in Kabul eine Beiz aufmachen, die Schweinshaxen und Bier serviert, ausser ein paar Blauhelmen und Diplomaten hätten Sie keine Kundschaft, es sei denn Sie machen es im Flüsterkneipen-60erJahre-Schwulenbeiz-Verfahren, die Leute müssen klingeln und eine Losung, ein Codewort wissen.

Sie hätten den USP, wenn Sie eine Buchhandlung mit Finnischer, Niederländischer, Baskischer und Kurdischer Belletristik anbieten, von den paar Helsinkis, Haagern, von den paar Basken und Kurden können Sie nicht leben, und bestellen kann jeder Händler, es müsste ja auch noch Kundschaft sein, die Kaalaava Juitraa oder De Tweeling sofort, also im nächsten Moment braucht.

Sie hätten den USP, wenn Sie einen schwulen Escort-Service für junge Männer anbieten, bei dem die Herren alle über 50 sind, welcher Boy ZAHLT für einen Gruftie, wo normalerweise ER vom Sugardaddy freigehalten wird?

Sie hätten den USP mit einem Kino, das Stummfilme für Blinde und Met-Übertragungen für Taube anbieten, Sie hätten den USP mit einer Zoohandlung, die Silberfischchen und Schaben liefert, Sie hätten den USP…  

Hören wir auf. Es gibt in manchen Grossstädten 380 Dönerbuden und 748 Ristoranti, die alle gut laufen, es gibt in manchen Fussgängerzonen 40 verschiedene Drogeriemärkte, die funktionieren. Wenn mein Produkt gut ist, kann ich der dreihunderteinundachtzigste Rindfleischabschneider sein, der siebenhundertneunundvierzigste Pizzabodenschleuderer und der einundvierzigste Haargelverkäufer, wenn mein Produkt mies ist, kann ich es vergessen.

So, ich mache jetzt Ferien bis 21.10.
In Andalusien - ohne Läbtob. (sic!)

Danach gibt es einen Post von Sonne, Meer und Stierkämpfen - und Rumrosinen, wir kampieren in  Málaga.Dann werde ich Ihnen die entscheidenden Fragen beantworten können: 
Singen andalusische Frisöre wirklich bei der Arbeit?
Sind andalusische Zigarettenarbeiterinnen wirklich so aggressiv?
Und werfen andalusische Frauen wirklich mit Blumen?

Bis bald.



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