Freitag, 5. September 2014

When you are in Rome...


Vor vielen, vielen Jahren war ich mit zwei Baslern in Freiburg i.Br. Genauer gesagt, ein Binninger und ein Muttenzer, aber das fassen wir mal für meine deutschen Leser als Agglo Basel zusammen, auch wenn ich damit allen echten Baslern UND den Landschäftlern auf die Füsse steige.
Wir streiften durch die Altstadt, tranken Bier in einem Biergarten, wir bewunderten das Münster und das Kaufhaus (das ist ein superschönes Mittelalterbauwerk, nicht der Karstadt)und hatten einen schönen Nachmittag. An einem der Kanäle, die sich durch die Partie beim Schwabentor ziehen, fiel den beiden jungen Herren auf, dass ganz viele Fahrräder im flachen Wasser lagen. „Passiert das häufig?“, fragte mich Tristan (Name v.d.R. geändert). „Ja“, meinte ich, „ständig schmeissen Leute Velos in den Kanal.“ „Ist ja irre“, war der Kommentar von Manuel (Name v.d.R. geändert). „Kann man sagen, dass das wie ein Volkssport ist?“, fragte Tristan, und nun hätte ich nicht JA antworten dürfen, das war ein Fehler, wie ich merkte, ich hätte nicht JA sagen dürfen, denn nun hatte ich alle Mühe, die beiden daran zu hindern, Fahrräder, die nicht angekettet waren, in hohem Bogen in den Gewerbebach zu schleudern. Nur unter Androhung von äussersten Sanktionen (Nicht bei mir übernachten, sondern heimfahren) konnte ich den Velowurf verhindern.
„Wir wollen uns nur ein wenig anpassen“, maulte Tristan. „When you’re in Rome, do as the Romans do“, ergänzte Manuel. “Hört mal, ihr Deppen, nicht ALLE Freiburger machen das und finden das toll”, so mein Kommentar. „Wer denn nicht?“ „Ja, zum Bleistift diejenigen, denen die Fahrräder gehören, die finden das echt scheisse, ihren Drahtesel nachts aus dem Kanal holen zu müssen.“
Das war ein schlagendes Argument.

When you’re in Rome…
Wenn du in Rom bist, tu es wie die Römer, aber wenn nicht alle Römer das Gleiche machen? Integriere dich!
Aber in was?
Gibt es Eigenschaften, Tätigkeiten und Verhaltensweisen, die auf alle zu treffen?
What to do if not all Romans do the same?

Also, für Freiburg kann man klar sagen: 60% der Bevölkerung haben ein Fahrrad, pflegen und benutzen es und nur 0,6% der Bevölkerung schmeisst die Velos ins Wasser, also eher eine Randgruppe, ich glaube gar, dass das inzwischen sogar komplett aus der Mode gekommen ist.

When you’re in Rome…

In Rom war für mich der erste Schritt, um nicht ständig als Tourist aufzufallen, keine Ampeln mehr zu beachten. Einfach über die Strasse, Augen, nein nicht zu, schon auf und durch, in festem Schritt und Tritt zwischen hupenden Autos und dröhnenden Vespas, in Schlangenlinie durch ein Gewühl von Blech und Benzin. Warum nicht warten, bis es grün ist? Weil das kein Mensch macht, auch die Autos übrigens nicht, das heisst, die Strasse ist immer gleich voll, ob irgendjemand Rot oder Grün hat oder die Lichtsignale schwarz sind. Einfach nicht warten, drüber.
Ich weiss allerdings nicht, ob die Carabinieri das genauso sehen, oder ob sie mir, wenn sie mich erwischt hätten, nicht eine ordentliche Busse aufgebrummt hätten. Vielleicht hätten sie sogar geäussert, dass es eben nicht ginge, dass Ausländer sich nicht an die Spielregeln hielten.
Was tut man nun, wenn man sich als Tourist an die Spielregeln halten soll und will und wenn es aber Spielregel im Land ist sich nicht an die Spielregeln zu halten?
Ist der der bessere Fast-Italiener, der die Kaffeequittung die berühmten 20 Meter aufbewahrt oder der, der sie wegschmeisst?

When you’re in Rome… 





Als ich einmal in einem französischen Chor mitsang, war ich der einzige, der um 10.00 im Probenlokal stand. Nach ein paar Tagen hatte ich es gelernt: 10.00 Probe heisst, man holt sich um zehn Uhr noch einen Café au lait und ein Croissant, um 10.15 raucht man noch genüsslich eine Gauloises, um sich dann um 10.25 gemächlich, ganz gemächlich in Richtung Mozart und Bach aufzumachen. Aber gilt das überall in der Grand Nation? Die Züge fahren pünktlich (meist). Die Theatervorstellungen beginnen pünktlich (oft). Und in der Schule heisst sicher auch Erste Lektion 8.00 nicht, dass man so ab acht allmählich eintrudelt.


When you're in Rome...



Es ist schwierig, weil nicht jede und jeder ein Schild umhaben: Vorsicht! Mein Verhalten und mein Tun sind nicht typisch! Bitte nicht nachmachen!
Ich auf jeden Fall müsste es tragen, denn die Bewohner meiner Heimatstadt sind maulfaul und menschenscheu, wer also denkt, benimm dich in Stuttgart wie der Rolf, der eckt gewaltig an.
Ich hoffe, das Tristan und Manuel nicht mal unbemerkt nach Stuttgart gefahren sind und das getan haben.
Ich hoffe ebenfalls, dass sie nicht doch noch in Freiburg so einen Velowurf gemacht haben.
Seit Freiburg grün regiert wird, wird ziemlich hart durchgegriffen und die Polizei ist auf Zack wie nie zuvor.

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