Vor vielen, vielen Jahren war ich mit zwei Baslern in
Freiburg i.Br. Genauer gesagt, ein Binninger und ein Muttenzer, aber das fassen
wir mal für meine deutschen Leser als Agglo Basel zusammen, auch wenn ich damit
allen echten Baslern UND den Landschäftlern auf die Füsse steige.
Wir streiften durch die Altstadt, tranken Bier in einem
Biergarten, wir bewunderten das Münster und das Kaufhaus (das ist ein
superschönes Mittelalterbauwerk, nicht der Karstadt)und hatten einen schönen
Nachmittag. An einem der Kanäle, die sich durch die Partie beim Schwabentor
ziehen, fiel den beiden jungen Herren auf, dass ganz viele Fahrräder im flachen
Wasser lagen. „Passiert das häufig?“, fragte mich Tristan (Name v.d.R.
geändert). „Ja“, meinte ich, „ständig schmeissen Leute Velos in den Kanal.“
„Ist ja irre“, war der Kommentar von Manuel (Name v.d.R. geändert). „Kann man
sagen, dass das wie ein Volkssport ist?“, fragte Tristan, und nun hätte ich
nicht JA antworten dürfen, das war ein Fehler, wie ich merkte, ich hätte nicht
JA sagen dürfen, denn nun hatte ich alle Mühe, die beiden daran zu hindern,
Fahrräder, die nicht angekettet waren, in hohem Bogen in den Gewerbebach zu
schleudern. Nur unter Androhung von äussersten Sanktionen (Nicht bei mir
übernachten, sondern heimfahren) konnte ich den Velowurf verhindern. „Wir wollen uns nur ein wenig anpassen“, maulte Tristan. „When you’re in Rome, do as the Romans do“, ergänzte Manuel. “Hört mal, ihr Deppen, nicht ALLE Freiburger machen das und finden das toll”, so mein Kommentar. „Wer denn nicht?“ „Ja, zum Bleistift diejenigen, denen die Fahrräder gehören, die finden das echt scheisse, ihren Drahtesel nachts aus dem Kanal holen zu müssen.“
Das war ein schlagendes Argument.
When you’re in Rome…
Wenn du in Rom bist, tu es wie die Römer, aber wenn nicht
alle Römer das Gleiche machen? Integriere dich!Aber in was?
Gibt es Eigenschaften, Tätigkeiten und Verhaltensweisen, die auf alle zu treffen?
What to do if not all Romans do the same?
Also, für Freiburg kann man klar sagen: 60% der Bevölkerung
haben ein Fahrrad, pflegen und benutzen es und nur 0,6% der Bevölkerung
schmeisst die Velos ins Wasser, also eher eine Randgruppe, ich glaube gar, dass
das inzwischen sogar komplett aus der Mode gekommen ist.
When you’re in Rome…
In Rom war für mich der erste Schritt, um nicht ständig als
Tourist aufzufallen, keine Ampeln mehr zu beachten. Einfach über die Strasse,
Augen, nein nicht zu, schon auf und durch, in festem Schritt und Tritt zwischen
hupenden Autos und dröhnenden Vespas, in Schlangenlinie durch ein Gewühl von Blech
und Benzin. Warum nicht warten, bis es grün ist? Weil das kein Mensch macht,
auch die Autos übrigens nicht, das heisst, die Strasse ist immer gleich voll,
ob irgendjemand Rot oder Grün hat oder die Lichtsignale schwarz sind. Einfach
nicht warten, drüber.
Ich weiss allerdings nicht, ob die Carabinieri das genauso
sehen, oder ob sie mir, wenn sie mich erwischt hätten, nicht eine ordentliche
Busse aufgebrummt hätten. Vielleicht hätten sie sogar geäussert, dass es eben
nicht ginge, dass Ausländer sich nicht an die Spielregeln hielten.Was tut man nun, wenn man sich als Tourist an die Spielregeln halten soll und will und wenn es aber Spielregel im Land ist sich nicht an die Spielregeln zu halten?
Ist der der bessere Fast-Italiener, der die Kaffeequittung die berühmten 20 Meter aufbewahrt oder der, der sie wegschmeisst?
When you’re in Rome…
When you're in Rome...
Es ist schwierig, weil nicht jede und jeder ein Schild
umhaben: Vorsicht! Mein Verhalten und mein Tun sind nicht typisch! Bitte nicht
nachmachen!
Ich auf jeden Fall müsste es tragen, denn die Bewohner
meiner Heimatstadt sind maulfaul und menschenscheu, wer also denkt, benimm dich
in Stuttgart wie der Rolf, der eckt gewaltig an. Ich hoffe, das Tristan und Manuel nicht mal unbemerkt nach Stuttgart gefahren sind und das getan haben.
Ich hoffe ebenfalls, dass sie nicht doch noch in Freiburg so einen Velowurf gemacht haben.
Seit Freiburg grün regiert wird, wird ziemlich hart durchgegriffen und die Polizei ist auf Zack wie nie zuvor.
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