Montag, 15. September 2014

Bunker-Studenten

Liebe Onliner,

wissen Sie, was Bunker-Studenten sind? Nein, das sind keine Studis, die etwas bunkern, im Sinne von hamstern, aufhäufen, vielleicht Creditpoints oder Scheine oder Scripte, "Bunker" ist auch kein Studienfach im Sinne von Ägyptologie oder Medienkunde, Bunker-Studenten sind Studenten, die im Bunker leben.
Durch die grosse Wohnungsnot sind viele Unis gezwungen, ihre Studenten in Notunterkünften unterzubringen, in Turnhallen, in Zeltlagern, in Büroräumen, jetzt wohnen aktuell einige junge Männer in einer Zivilschutzanlage unterhalb der ETH. Von "unwürdigem Wohnen" ist da die Rede, von "keiner Arbeitsatmosphäre", von einer "absoluten Notlösung" lese ich da.
Warum?
Ich halte den Studi-Bunker, die Studi-Zivilschutzanlage für die beste Lösung: In Zukunft wohnt der Student im Bunker.
Sehen wir es doch mal so: Im Alter von 19-25 Jahren ist man wild, laut, schmutzig, unangepasst und geht der Gesellschaft und dem Umfeld unglaublich auf die Nerven.
Wenn die Studis in meiner Nachbarschaft Feten feiern, vibriert das ganze Viertel. Und diese krachige Bumm-Bumm-Musik! Techno oder so heisst das. Nicht die sanfte, melodiöse Musik, die wir gehört haben: AC DC, Deep Purple, Led Zeppelin, sondern so richtiger Krach. Im Bunker stört das niemand. Im Bunker stört auch niemand, wenn ständig wechselnde Studentinnen ein und aus gehen. (Vielleicht stört die der Bunker, aber das ist eine andere Geschichte). Im Bunker gibt es kein KEIN DAMENBESUCH NACH 22.00, da können Patrick und Geri und Tobi ihren Hormonen, die ja im Alter von 19-25 entsetzlich umeinandertoben und sie ständig notgeil machen, absolut freien Lauf lassen.
Ungeputzte Fenster? Stört da unten niemand, es hat auch gar keine.
Keine Geranien am Balkon? Stört da unten niemand, es hat auch gar keinen.
Müll in den falschen Säcken und Flaschen im Flur? Alles kein Problem.
Und auch die Küche, die Küche kann Fettspritzer am Herd und Krümel auf dem Boden haben, es muss sich niemand drum scheren. Und sagen Sie jetzt bloss nicht, in einem normalen Wohnhaus sieht man ja auch nicht in die Studentenküche, also, ich linse da immer mal rein, man muss doch kontrollieren, dass das einigermassen sauber ist, sonst hat man nachher noch die Ratten oder die Schaben im Haus.
Im Bunker können die Studis laut, wild, schmutzig und unordentlich sein.
Sonnenlicht fehlt? Tageslicht fehlt? Ich bitte Sie, seit wann interessiert sich ein junger Mensch für Tageslicht? Als ich meine Wohnung suchte und gerne einen Südbalkon wollte, sagte C.St. zu mir: "Mir wäre das völlig wurscht, die Sonne stört den Bildschirm und ich habe die Storen immer unten." Gut, das ist jetzt natürlich ein Problem: Da unten ist Funkloch. Kein Handy, kein Internet. Aber umso besser: Endlich kann einmal stundenlang gelesen, exzerpiert, bibliographiert werden, ohne dass einen Facebook, Studivz, Twitter, Whatsapp, Google und  alles andere ständig ablenkt. Ich sass mit Studis im Hörsaal, die auf dem Laptop mitschrieben und während 90 Minuten 7x in Facebook, 7x in Studivz und 11x auf Google Bilder waren.
Nein, der Bunker ist die Mönchsklause der Zukunft, in dem Raum ohne Ablenkung können wieder Werke vom Format eines Thomas v. Aquin oder eines Erasmus entstehen.
Es bleibt zu hoffen, dass das Experiment mit Patrick, Geri und Tobi Schule macht: Zivilschutzanlagen gibt es genug und viele Studis haben noch keine Wohnung. Der Student der Zukunft wohnt im Bunker. Als kleines Zugeständnis kann man ihnen ja einmal am Tag für zwei Stunden Internet schalten.

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