Freitag, 12. September 2014

Kühe auf der Claramatte

Vorletzte Nacht hatte ich einen furchtbaren Traum:

Ich stand in der Morgendämmerung an meinem Wohnzimmerfenster und schaute hinaus auf die Claramatte, den herrlichen Park, der direkt unter meiner Wohnung liegt. Nein, eigentlich schaute ich NICHT auf die Claramatte, denn sie war verschwunden. Wo waren die grossen Bäume? Wo der Musikpavillon? Wo waren die Picknick-Zone und das Le Parcour-Übungsgelände? Wo das Gründerzeithaus am Ende der Anlage? Stattdessen standen ca. 50 Kühe auf einer grünen, mit einem Elektrozaun umsäumten Weide, setzten ihre Fladen (kein Vorwurf, die können mangels eines Schliessmuskels nicht anders) und muhten. Das allerdings – jetzt Vorwurf – hätten sie leiser tun können, für 6.00 morgens war es ein Höllenlärm. Ich ging auf meinen Balkon, trank einen Kaffee und rauchte eine Zigarette, im Hinterhof war alles wie gehabt.
Ich zog mich an und ging auf die Strasse. Täuschte ich mich oder war die Stimmung wirklich anders? Ruhiger, ländlicher, der Nebel ein wenig dichter und die Luft bäuerlicher? War wirklich eine grosse Veränderung passiert?
Das nächste, was mir auffiel, war, dass ALI-DÖNER, BABA-KEBAB, THAI-EXPRESS und PIZZABLITZ verschwunden waren. „Zur Krone“ las ich, „Goldener Bär“ und „Zum Adler“.
Mir schwante Übles.
Aus dem ersten Stock eines der Häuser erscholl ein Pfyffermarsch. Gut, ein bisschen früh um Sechs am Morgen, aber es war ein Traum, nicht? Also der Marsch:
Da-Daa-Daa-Daa-Daa-Dada war zu hören. Ich traute meinen Ohren nicht, Von Schoenebuech bis Ammel, gespielt von einer Basler Clique, von Basler Piccolos in einem Basler Cliquenlokal?
Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen raste ich weiter.

Jodel- und Alphornfest
verkündete ein Plakat
Samstag, 14.3.2015 und Sonntag, 15.3.2015
Spielorte:
Kulturzentrum Elisabethen (vormals THEATER BASEL)
Mehrzweckhalle Barfi (vormals Stadtcasino)
Turnhalle Heuwaage (vormals Schauspielhaus)

Nun war alles klar, ich musste eigentlich gar nicht mehr auf die andere Seite ins Grossbasel, aber die letzte Gewissheit brauchte ich doch. Mit brummendem Kopf erreichte ich die Mittlere Brücke. Ein roter, nach rechts schauender Baselstab prangte auf den Fahnen, die dort wehten.

Es war passiert.

Liestal hatte die Macht übernommen.
Die Landschäftler waren gekommen und das Baselbiet regierte.
Es war passiert.

Als ich aber am Nachmittag mit einem Kirchenmusiker aus Tecknau telefonierte, erzählte der mir, er habe genau den gleichen Traum gehabt.
Aber umgekehrt, und mit umgedrehten Vorzeichen klang der Albtraum genauso albmässig und furchtbar. Da waren die Kühe verschwunden, da roch es nach Chemie und Abgasen, da spielte der Musikverein Z’Basel an mym Rhy und die Mehrzweckhalle Tecknau war in die avantgardistische, multikulturelle, experimentelle und multimediale Kulturfabrik TECKNO verwandelt worden. Das Schlimmste, so mein Kollege, das Schlimmste aber sei gewesen, dass der Stammtisch, bestehend aus den Bauern Ruedi, Fritz und Hans, sowie dem pensionierten Dorfschullehrer Beat und dem pensionierten Sigristen Kurt sich im THAI-EXPRESS hätten treffen müssen, und diese lieben fünf Herren unter einem thailändischen Palmenkitschbild sei doch ein schrecklicher Anblick gewesen, ein sehr schrecklicher.
Auch er sei schweissgebadet aufgewacht.

Ein Albtraum hier, ein Albtraum da.
Aber sie können verhindert werden.
Also, liebe Onliner, ihr wisst, wie ihr stimmen müsst!



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