Montag, 30. Dezember 2013

Jahresrückblick

Dieses Jahr war ein beachtliches Jahr.

Ich habe 100 musikalischen Proben vorbereitet und durchgeführt, 40 musikalische Auftritte, ich habe an 150 Sitzungen teilgenommen, 800 Unterrichtsstunden gegeben und 400 Stunden korrigiert. Ich habe 2000 E-Mails bekommen und 1000 geschrieben, ich habe 40 Protokolle, Bulletins und Ideenpapiere verfasst, 3000 Telefonate geführt und 1200 SMS eingetippt. 

Blödsinn, alles Blödsinn.
So geht das nicht.
Eine rein quantitative Übersicht macht keinen Sinn.

Wie viele der beachtlich vielen Aktionen hatten denn irgendeinen Nutzen? Von den 2000 Mails waren 1996 Spam, und meine E-Mails wurden wahrscheinlich auch nicht richtig gelesen. Von den 3000 Telefonaten waren 500 falsch verbunden, 500 Umfragen und Werbekampagnen, 500 überflüssig, weil man gleichzeitig noch eine E-Mail verschickt hatte, und so weiter, und so weiter…
Wenn man in Quantitäten denkt, könnte man noch viel höhere Zahlen angeben: Ich habe 730 000 Kalorien zu mir genommen, ich habe über 30 Millionen Sekunden geatmet, ich habe…

Blödsinn, alles Blödsinn.
Bei einer qualitativen Übersicht ist man allerdings in der Gefahr auf der anderen Seite des Rosses hinunterzufallen und depressiv zu werden:

Den Stein der Weisen wieder nicht gefunden.
Den Gral wieder nicht erreicht.
Wieder nicht in Atlantis gewesen.
Den Tractatus de vita, de mundo et de rebus restantibus, die Schriften von G’’alla bin P’hu’ww, den Versuch über eine ontologische Eschatologie und die sogenannten Tafeln von Uberstwwithhh wieder nicht verstanden.
Und noch einen ganzen Bücherschrank voll Sachen, die ein Eco gelesen und verstanden hat und ständig zitiert.
Keinen Meter, keinen Zentimeter, ja keinen Millimeter der Seligsprechung nähergekommen, von der Heiligsprechung ganz zu schweigen.

Wenn das aber so auch nicht geht, dann wird es schwierig. Jetzt müsste ich mich an einzelne Stunden, Tage, Minuten, Sekunden erinnern: Wo habe ich etwas begriffen, etwas dazugelernt? Wo war ein Moment, den ich behalten habe? Was hat mich beeindruckt, was hat mich weitergebracht? Wo habe ich mich vor Lachen weggeschmissen? Wann hat mir etwas Tränen entlockt?

Das geht dann so:
* am 5.1. einen Pudding völlig ohne Klümpchen hinbekommen
* am 7.1. eine für mich total neue Melodie in Mahler III gehört
* am 9.1. mich totgelacht, als mein Schüler im Dialog "In the Tourist Information" aufschrieb: "Are there any bitches in Chichester?"
*am 11.1. das ultimative Foto geschossen: Wand in Kleinbasel, reine Struktur
* am 13.11. von Harry in den neuen Griechen eingeladen worden (beste Moussaka der Welt)
*am 15.11. einen Satz von Adorno endlich kapiert
usw.

Machen Sie doch auch einmal eine solche Aufstellung! Da sitzen Sie nämlich lange.

Deshalb treffen wir nur auf Leute, die entweder mit riesigen Zahlenkolonnen um sich werfen oder das ganze Jahr als Scheissjahr abtun. Glauben Sie beiden Gruppen nicht.

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