Montag, 16. Dezember 2013

Jeder kann alles oder: das Höllenkabinett


Es gibt einen alten Witz über die Verteilung der Ämter im Jenseits: Im Paradies übernehmen die Franzosen die Küche, die Italiener sind die Liebhaber, die Engländer die Polizisten und die Deutschen organisieren alles. In der Hölle kochen die Briten, die Deutschen sind für die Liebe zuständig, die Franzosen sind die Organisatoren und die Italiener stellen die Polizei.

Natürlich transportiert dieser Witz nur dumme Klischees, aber ein Körnchen Sinn ist dran: Man sollte Dinge tun, die man kann. So wird der Gesangsverein Frohlust einen Vorstand wählen, in dem Ueli das technische Ressort übernimmt, weil er Schreiner ist, und die Vreni, die auf der Bank schafft, die Kasse. Ich selbst mache in allen Gremien, in denen ich arbeite, irgendwas mit Schreiben, Quartalsbulletin bei den Chordirigenten, Protokoll in Allschwil usw. Niemand würde mich an etwas Technisches heranlassen, wenn die ganze Sache nicht in die Luft fliegen soll.

Nun sollte man denken, dass die Leitung eines Staates noch ein wenig heikler ist als die Leitung eines Gesangsvereins oder eines Fachverbandes, etwas schwieriger als eine Sekundarschule oder eine Musikkapelle, das heisst hier sollten Leute ans Werk, die ihre Sache verstehen, aber weit gefehlt. Der Schacher um Ministerposten hat mit Qualifikation so wenig zu tun wie Grossbritannien mit Küche oder Italien mit Polizei. Und das, obwohl man – im Gegensatz zu allen Vereinsämtern – als Ministerin oder Minister auch noch Kohle kriegt, man könnte hier sogar Externe holen, die in ihrer Arbeit sich als qualifiziert erwiesen haben. Nein, nein, beim Posten-Partei-Roulette sind die Anforderungsprofile so tief gelegt, dass jeder alles machen kann:

Jeder, der schon einmal im Ausland war, kann Aussenminister werden.
Jeder, der schon einmal im Inland war, kann Innenminister werden.
Jeder, der schon einmal beim Arzt war, kann Gesundheitsminister werden.
Jeder, der schon einmal Zug gefahren ist, kann Verkehrsminister werden.

Selbst wenn man Juristen, Ärzte, Techniker und Ökonomen in der Runde der Geier, die um die Posten kreisen, hat, heisst das nicht, dass diese auch ein ihrem Sachverstand angemessenes Ressort bekommen.
Ein Beispiel?
Ich finde, wenn man das völlig unnötige Amt eines Verteidigungsministers überhaupt besetzt (Wieso eigentlich Verteidigung? Müsste es nicht Ministerium für Katastrophenschutz und Auslandseinsätze heissen? Oder Kriegsministerium, weil ja auch die grössten Wortverdreher inzwischen zugeben, dass es in Afghanistan ein Kriegseinsatz ist?) also, wenn man das Amt schon besetzt, müsste nicht die Minimalst(!)qualifikation darin bestehen, schon einmal beim Bund gewesen zu sein? Einmal eine Kaserne von innen gesehen zu haben? Wissen, wie eine Truppe funktioniert? Wissen, wo die Chancen und Probleme liegen? Vielleicht sogar über den Rekruten hinausgekommen zu sein? Insofern ist Frau von der Leyen nicht ganz die optimale Person. Nicht, weil die kleine Bärin eine Frau ist, sondern weil sie keine Ahnung hat, was beim Militär passiert. Sie wäre als Ärztin eine gute Gesundheitsministerin.

Aber beim Schacher, beim Skat, beim Poker um Posten und Ämtli kann man auf so etwas wie Sachkenntnis eben keine Rücksicht nehmen. Da gilt der hohe Posten in der richtigen Partei und sonst nichts.

Also wandeln wir doch unseren Witz von vorher ab: In der Hölle ist ein Offizier Gesundheitsminister, der alle Kranken sowieso für Weicheier und Drückeberger hält, ein Chefarzt Verteidigungsminister, der den Soldaten alle anstrengenden Sachen aus Gesundheitsgründen verbieten wird, Sachen wie Robben, Marschieren und Kämpfen. Ein Jurist wird Verkehrsminister, worauf das Bahnfahren noch komplizierter wird und ein Verkehrsingenieur übernimmt die Justizbehörden, die daraufhin neue Rolltreppen und Fahrstühle bekommen.
 
Wir haben also vier Jahre Hölle vor uns.

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