Freitag, 13. Dezember 2013

Was tun am Freitag, den 13.? oder: Die Ratschläge der Weisen


Was macht man an einem solchen Unglückstag wie heute? Ich meine, was tut man und tut man nicht, was darf man, was unterlässt man? Welche Dinge sind absolut tabu und welche sind vielleicht gar nicht so riskant? Wer kann einem helfen, wenn einen die Frage plagt, ob man irgendetwas völlig sein lassen muss und vor allem was das denn ist?
Ich gehe zu einem indischen Heiler. Er sagt mir, dass er mir am Ende der Sitzung einen, aber nur einen Ratschlag mit auf den Weg geben könne, vorher mir aber Kraft spenden werde. Er nimmt mich eine halbe Stunde in den Arm, wobei er ca. 550 mal „So much love“ flüstert. Dann kassiert er 400.-Sfr und spricht die Worte: „Donnn’t go wid de Gerrrmannn Raillwei.“
Gut, denke ich, einen halben Wochenlohn ärmer, gut, denke ich, das ist ein weiser Rat, aber das versteht sich ja von selbst, niemand fährt mit der DB, es sei denn, man ist lebensmüde oder hat wirklich keine andere Wahl. - Dabei sind es gar nicht die Zugverspätungen und –ausfälle, an die hat man sich schon gewöhnt, es ist die Perfidie, sich immer eine neue Schweinerei auszudenken. So kam neulich ein zu kleiner Ersatzzug, der auch schon voll war, wir alle hinein, Methode Ölsardine und dann sagt die Lautsprecherstimme, der Zug sei zu voll und die, die jetzt ausstiegen, bekämen 25 Euro, so war dann ich einer der Bösen, ich war schuld, dass wir nicht fuhren und nicht die DB, das ist perfide.
Ich gehe, weil ich ja immer noch einen Tipp brauche, zu einer Kinesiologin. Sie drückt eine ganze Weile an meiner Hand herum (ausgestreckter Arm, Sie kennen das, Sie leisten Widerstand oder geben nach) und meint dann, sie spüre eine Abneigung gegen Finanzen und Internet. Ich solle an einem Freitag, den 13. bloss kein E-Banking verwenden und auch nicht mit Aktien spekulieren. Dafür berappe ich 700.-Sfr. Die war gar nicht so schlecht, die Frau, denke ich, gar nicht so schlecht, meine Abneigung hat die richtig gut gespürt, aber weil ich diese Abneigung habe, mache ich ja eben gar kein E-Banking und  habe auch keine Anteilscheine. Auch diese Auskunft, die so viel gekostet hat wie eine Woche Inselferien, hat mich nicht weitergebracht.
Aller guten – guten? Warum in aller Welt guten? – Dinge sind drei. Also gehe ich noch zu einem Astrologen. Der rechnet eine Weile herum, teilt mir dann mit, Venus und Uranus würden irgendwie im Quadrat Tango tanzen, während Neptun und Mars dazu die Bongos schlügen, ganz verstehe ich das auch nicht, und dann verkündet er: „Am Freitag keinen ungeschützten Sex mit fremden Partnern.“ Dafür will er übrigens 1 ¼  Wochenlöhne bzw.  1.42857143 Inselferien. Der Mann hat natürlich einen kompletten Dachschaden und ich sollte ihn sofort bei der Aids-Hilfe verpfeifen, denn laut seiner Denke muss es ja dann auch Sternkonstellationen geben, an denen man getrost den Gummi weglassen kann, und die gibt es eben nicht. Dabei ist gar nicht immer das Schlimmste zu befürchten, es gibt ausser HIV noch viele andere blöde Dinge, manchmal juckt es nur 30 Tage wie die Hölle, aber wenn man das vermeiden kann, warum nicht…

Was nun aber?

Ich beschliesse, am Freitag, den 13. einfach besonders vorsichtig zu sein.

Und jetzt kapiere ich auf einmal, warum man den Unglücksfreitag eingeführt hat: An einem solchen Tag sind alle ein wenig achtsamer, vorsichtiger, risikounfreudiger, alle passen ein bisschen mehr auf, sind ruhiger, gelöster, machen weniger Hektik und Chaos. Und begreifen eventuell, dass es auch so geht. Da fährt das notorische Bleifusspedalschwein einmal nicht 80 km/h innerorts und 200 km/h ausserorts und merkt, dass es auch so ans Ziel kommt. Da wirft der notorische Chaot noch einmal einen Blick in die Stube, bevor er geht und entdeckt dieses Mal die noch brennenden Adventskranzkerzen, dieses Mal bleibt die Hütte stehen. Da liest der Zehnfinger-Schnellschreib-Mailer seinen Elektrobrief noch einmal durch, und merkt, dass diese 30 Sekunden eine gut angelegte Zeit sind, wenn man damit ein dauerhaftes Zerwürfnis vermeiden kann. Da wird überall landauf, landab ein wenig mehr geplant, nachgedacht, da werden die Dinge erst einmal erwogen und dann getan, da wird erst das Grosshirn und dann der Greifapparat in Bewegung gesetzt. 

Und ganz, ganz ehrlich, liebe Freunde: Wäre das nicht eine tolle Sache, erst einmal nachzudenken?

Insofern freue ich mich auf den heutigen Tag.

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