Montag, 2. September 2013

Die Textretter - die neue Soap


Sie alle kennen diese Bilder: Das Hotelzimmer ist eine putzbröckelnde und kotzstinkende Kammer, im winzigen Bad tanzen Kakerlaken einen Mambo und das Frühstück besteht aus Pumpernickel und einer undefinierbaren Schmiere. Das Meer, wegen dessen man ja hier 4 Stunden hergeflogen ist, ist einen Tagesmarsch entfernt.
Und dann kommen sie: Die RTL-Urlaubsretter. Sie streiten mit Veranstalter, Hotelier und machen alles wieder gut.
Sie alle kennen auch diese Bilder: Die putzbröckelnde Stube ist diesmal ein häusliches Wohnzimmer, im Bad sind keine Tiere, aber der Schimmel, und überhaupt ist das Zuhause keines mehr.
Und dann kommen sie: Die VOX-Renovierer.
Sie streichen das Wohnzimmer himmelblau und stellen ins Bad ein paar schöne Pflanzen und es gibt neue Fenster und die Kosten – die sind ja meist der Hinderungsgrund für eine Renovation – übernimmt VOX, oder der Hauptsponsor OBI oder BAUHAUS.
Und Sie kennen auch diese Sendung: Die SAT1-Entrümpler. Sie gehen zu dezidierten Messies und schmeissen Stapel von Zeitungen, Stofftieren, Gummibändern, Kämmen, Schwämmen, Katalogen, ausgestopften Tieren usw. weg.
Wobei man sich fragt, ob die Klientel wirklich aus Messies besteht, denn ein wirklicher Messie wird jeden Gegenstand mit Zähnen und Klauen verteidigen.
Wir übertragen – und das ist meine absolut geniale Idee – dieses Format auf das Medium Buch. Der Verlag nimmt den schlechtesten Text, der ihm eingesandt wurde und druckt einen Auszug auf den ersten Seiten ab. Dann werden sie geholt: Die Textretter. Auf den nächsten Seiten werden die ersten Kontakte zwischen Autor und Textretter dargestellt, z.B. zwischen Hubs Dingelmann, dem Briefträger aus Cottbus, der dem Verlag sein Machwerk Vom Hauptpostamt zum Hundebiss – aus dem Alltag eines Postboten zugeschickt hat und Dr. Schmidt-Guttenfeld, Dozent für Germanistik an der FH Ginslaken. Zunächst einmal geht es nur um grobe Fehler, dann um Stilistisches. Die Dialoge sind bewusst soapisch (tolles Wort) gehalten:
S-G: Was haben wir denn daa? Au weia!!
D: Wieso? Da habe ich geschrieben: Ich hatte gekauft ein Hund in der Pfanne.
S-G: Aber das ist ja ganz schlimm! Uiuiui.
D: Und jetzt?
S-G: Jetzt stellen wir erst einmal das Partizip nach hinten. Helfen Sie mit! Hauuuuu-ruck. So, schon besser: Ich hatte ein Hund in der Pfanne gekauft. Nun bessern wir noch das aus: Einen Hund.
D: Hä? Ich sag doch ein Hund.
S-G: Korrekt heisst es einen Hund. Und dann ist es toooootaaal die falsche Redensart. Das ist völlig bescheuert. Der Hund wird in der Pfanne verrückt, man kauft die Katze im Sack. Also: Ich hatte die Katze im Sack gekauft.
D: Oooooh, das sieht jetzt aber geil aus.

 Alle 10 Seite lesen wir dann den kompletten verbesserten Text. Das Ganze wird eine Mischung zwischen Soap, Doku, Deutschlehrbuch und unterhaltsame Lektüre.
Das Problem wird sein, dass dann viele Verlage Anzeigen schalten werden wie:

Vielen Dank für eure vielen Textretter-Texte! Wir hätten aber auch gerne wieder einen Text von einem Autor, der schreiben kann!

Aber gibt es die noch bei uns?

 

 

 

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