Montag, 23. September 2013

ER wäre ein grossartiger Politiker gewesen


Warum ist ER eigentlich nie in die Politik gegangen, ER wäre grossartig gewesen, denke ich, während ich in die Küche gehe um mein Weinglas zu füllen und wieder ein wenig Schweizer Radio zu hören. Aus taktischen Gründen habe ich an diesem Abend meine beiden Apparate auf verschiedene Sender eingestellt, SWR 2 im Wohnzimmer und DRS 1 in der Küche, merkwürdigerweise kommt jetzt aber auch Angie im Eidgenössischen Funk, das ist schon lustig, dass die Schweizer stundenlang über die Bundestagswahl berichten und die Deutschen nicht einmal einen Satz über Armee, Tankstellenshops und Impfschutz verlieren, jedenfalls denke ich, während  ich den Chasselas aus dem Eiskasten hole und darauf warte, dass der Sprecher jetzt endlich zu den Stimmen- und Ständemehren unseres Landes kommt, dass ER den Bundestagswahlkampf gehörig aufgemischt hätte. ER, der letzte Woche von uns gegangen ist, ER, der Papst, der Kaiser, die unwidersprochene Autorität, ER, der nie eine markige und freche Rede gescheut hat. 
Und während ich nun wieder ins Wohnzimmer gehe um noch ein wenig meine Unterlagen für die nächste Woche zu sortieren und ein bisschen am Chasselas zu nippen, höre ich Brüderle, wie er sagt, dass man dieses Ergebnis nicht schönreden könne – welch Erkenntnis, wenn man nach 50 Jahren aus dem Parlament fliegt  – und denke, ER hat auch nie schöngeredet, sein Lieblingswort war schlecht, schlecht ausgedacht, schlecht geschrieben, schlecht lektoriert und schlecht verlegt, erst in zweiter Reihe warteten dann Müll, Mist und Schrott, nein schöngeredet hat ER nie. 
Und als ich wieder in der Küche bin, um mir noch etwas Salami abzuschneiden, denke ich, was für ein erstaunliches Land, Bern hat die Wagenburgenstellplätze genehmigt und das Tessin die Burkas verboten, in den ausländischen Medien wird natürlich wieder nur das zweite erwähnt werden (böse Schweiz!), und ich stelle mir vor, wie ER das Wort erstaunlich ausgesprochen hätte, tief im Hals meckernd und mir rauer Stimme. 
Und ich gehe zurück ins Wohnzimmer, wo inzwischen Kretschmann zugibt, dass sie in B.-W. irgendetwas falsch gemacht haben müssen, und versuche nun, Äusserungen von IHM auf die Politik zu übertragen, und denke wieder: ER wäre grossartig gewesen, ER hätte fast Franz Josef Strauss und Herbert Wehner getoppt, die grossen beiden Schimpf- und Agitationsredner:

"Frau Bundeskanzlerin, Frauen KÖNNEN einfach keine Aussenpolitik machen."

"Was ein Bettenverkäufer verdient? Ich interessiere mich nicht für Bettenverkäufer!"

"Das ist eine wirtschaftliche Frage, aber da haben Sie keine Ahnung davon, Sie haben keine Ahnung, was Wirtschaft bedeutet."

Die Gigantenduelle, denke ich, während ich nun wieder in der Küche den Weisswein leere und mir nun noch die Basler Ergebnisse zu Gemüte führe - Zentralpark abgelehnt, hätte auch Geld gekostet, gibt der Basler nicht aus, grundsätzlich nicht - werden bald vergessen sein, aber SEIN Eklat, SEIN und Löfflers Eklat wird immer noch geliked, angeklickt, geschaut und ich überlege mir bei meiner Gutenachtzigarette, ob ich ihn im Post R.-R. oder ER nennen soll, oder sogar ER-ER, was aber verdammt nach HERR HERR tönt, aber schliesslich war er ja Gott. 
Und deshalb ist er auch nie in die Politik, die Politik überlassen die Götter den Menschen.

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