Dienstag, 9. April 2013

BILLAG sucht Fernsehmuffel oder: Der Ton macht NICHT die Musik


Neulich bekam ich einen Brief von der BILLAG (für meine deutschen Leser: das ist die CH-GEZ). Er lautete im Wortlaut so:

Hallo Herr Herter,
Sie haben vor einigen Jahren Ihr Radio angemeldet und zahlen brav Ihre Gebühren, das finden wir gut. Jetzt haben wir aber gemerkt, dass Sie behaupten, keinen Fernseher zu haben. Ehrlich gesagt, das glauben wir Ihnen schlicht und einfach nicht. Jeder vernünftige Mensch hat einen Fernseher, Punkt. Wenn Sie nun so tun, als besässen Sie keinen, heisst das, dass Sie uns bescheissen wollen, und das mögen wir nicht. Klar gesagt, da werden wir stinkig, da fühlen wir uns auf den Schlips getreten, da reagieren wir heikel. Wir lassen uns nicht behumpsen. Wir haben uns schon überlegt, ob wir Bob den Holer losschicken sollen, aber einige Leute, bei denen Bob der Holer war, sahen nachher nicht mehr so gut aus, ein paar konnten auch nicht mehr fernsehen, jedenfalls nicht dreidimensional. Also bekommen Sie anbei noch einmal einen Fragebogen, und da kreuzen Sie bitte bei RADIO und bei FERNSEHER das Kästchen mit JA an. Dann ist die Sache erledigt. Sollten Sie weiterhin behaupten, kein TV-Gerät zu haben, Bob steht bereit…

Das ist natürlich totaler Quatsch, der Brief der BILLAG war sehr freundlich, zuvorkommend, sie baten höflich wegen einer Erhebung um das Ausfüllen des Bogens, aber in der Sache, in der Sache stand genau das drin: Die BILLAG glaubt mir nicht, dass ich keinen Fernseher habe. Und das ärgert mich masslos, denn ich bin ein grundehrlicher Mensch. Ja, ich hätte einen Drohbrief wie oben vielleicht sogar besser gefunden, weil er der Sache gerechter wird, und die Sache ist ja ein Fall von grobem Misstrauen, eine Unterstellung.
Manchmal macht der Ton eben nicht die Musik, es gibt Aussagen, die sind so hammermässig, dass es völlig egal ist, in welch süsslichem Timbre sie vorgetragen werden, und oft ist geheuchelter Charme hier eher zynisch.
Es ist wurscht, ob Sie, wenn Sie Ihren Geldbeutel  verlegt haben, zu Ihrem Mitreisenden sagen: „Entschuldigen Sie vielmals, aber  Sie haben  mir eben die Brieftasche gestohlen und ich hätte Sie gerne wieder.“ Oder „Du Scheisstyp, rück meine Knete wieder raus!“. Es ist egal, ob der Richter beteuert, es tue ihm selber am meisten weh, aber komme einfach nicht darum herum, Ihnen zwanzig Jahre ohne Bewährung zu geben (Für meine Schweizer Leser: unbedingt), oder ob er sagt, er schicke Sie jetzt gnadenlos ins Loch, wo die Ratten Sie totbeissen sollen. Ein Räumungsbefehl sieht auf Büttenpapier nicht schöner aus, eine Diktatorenhymne klingt mit Harfe auch nicht lieblicher.
Der Ton macht nicht die Musik, wenn die Melodie grauenvoll ist.
Ich habe übrigens der BILLAG ganz höflich zurückgeschrieben und mein Verwundern über das Misstrauen ausgedrückt.
Vorher hatte ich mir allerdings überlegt, ob ich den Fragebogen durch Bill den Bringer hinbefördern sollte, denn Bill steht Bob um nichts nach, und einige Organisationen, zu denen ich Bill den Bringer geschickt hatte, haben jetzt Gebäude, die ein bisschen der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Ku'damm ähneln...

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