Es waren einmal sechs junge Leute, sie hiessen Antje, Jean, Hannes,
Simone, Bernd und Flavio und kamen aus Alphen an de Rijn, Naumur, aus
Wasserbillig und Vincennes, aus Bottrop, aus Rimini. Sie waren eine wilde,
junge Bande, die irgendwann beschlossen hatte, ihre Ferien zusammen zu
verbringen. Sie fuhren mit einer Ente und einem Käfer durch die Lande, zelteten
oder mieteten sich Ferienhäuser, sie schwammen in Bergseen und sprangen in
Meereswellen, sie wanderten durch die Felder und tranken Wein in alten
Tavernen, sie besichtigten Kathedralen und verwinkelte Altstädte, sie tanzten
in Discos und schlugen sich die Nächte um die Ohren, mit einem Wort: Sie hatten
eine Menge Spass. Es war aber auch ganz einfach, wenn es mehrere Interessen
gab, machte man halt erst das eine und dann das andere, man hatte gemeinsame
Kasse, es ging immer irgendwie auf, und wenn Flavio oder Antje ein grosses Essen
spendieren wollten, zickte die anderen nicht und nahmen dankbar an. Es fand
sich immer jemand zum Kochen, es gab die lustigsten Menüs wie Waterzoi und
Tortellini oder Kartoffelsuppe und Entrecote, und wer nicht gekocht hatte,
spülte ab.
Aber dann kamen neue Leute dazu, Jack aus Stratford, Miguel
aus Valencia und Ianis aus Kreta und diese brachten ihrerseits immer mehr
Freunde mit. Ab da wurde es immer komplizierter,
die Autos reichten nicht mehr, man konnte sich auf keine Exkursion und keine
Speisefolge mehr einigen, die Ferienhäuser waren schwieriger zu finden und auch
Zeltplätze wurden rarer. Das Schlimmste aber war, dass die gemeinsame Kasse
nicht mehr funktionierte, immer fühlte sich jemand übervorteilt, meinte, er
zahle für die anderen, die Gruppe lebe auf seine oder ihre Kosten.Inzwischen sind es fast dreissig Leute und die Reisen sind straff durchorganisiert: Da wird ein Busunternehmen gechartert, Vorauskasse, Quartier und Routen sind geplant, es gibt Koch- und Abwaschpläne und selten lassen vier Stunden „freier Ausgang“ Platz für ein wenig Spontanität. Natürlich sind es immer noch tolle Reisen, aber eben geregelte, der grosse Spass ist vorbei.
Und manchmal sehnen sich Antje, Jean, Hannes, Simone, Bernd und Flavio nach den Zeiten, als sie noch die kleine, wilde Gruppe waren.
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