Montag, 16. April 2012

Ring-Gast?

Es täte ihm leid, sagt mir der Ober im Freiburger Theatercafe, wo ich kurz vor dem "Siegfried" noch ein paar Tapas schnabulieren und einen leckeren Chardonay trinken möchte, ab 15.30 seien die Tische ausschliesslich für Gäste des Freiburger "Rings" reserviert. Ich sei auf dem Weg in die Oper, antworte ich, öffne meinen lila Anorak und zeige Krawatte und Seidenhemd, meine Karte sei allerdings noch unterwegs, mit Freunden. "Klamotten tragen kann jeder", meint der Kellner, ich könne ihm aber etwas vorsingen. Ich hole Luft und gröle lautstark Passagen aus dem "Schmiedelied" und der Waldvogelszene. Er akzeptiert es nicht, gut, ich bin Singlehrer und würde mir für diesen Vortrag auch nur eine 3,5 geben. Als Ultima Ratio schlägt er drei Fragen vor. Einverstanden! Meinen Ring kenne ich.
"Wie heisst der letzte Satz des Rings?"
Fangfrage! Es ist nicht das selig grüssende Weib, mit dem Brünhilde ihr Pferd grilliert - warum greift der Tierschutz eigentlich da nie ein? - der letzte Satz ist ganz lapidar "Zurück vom Ring" (Hagen). Der Garcon nickt.
"Was tut Erda die ganze Zeit?"
Einfache Frage. Sie schläft. Beneidenswertes Weib, das würden viele gerne, vor allem, weil ihr Schlafen Träumen und ihr Träumen Wissen wird. Meine Schüler probieren diesen Dreierschritt den lieben langen Tag, und er funktioniert nicht.
"Dritte Frage!" Fast geschafft, wenn er jetzt nur nicht die Walkürennamen fragt, die kann ich mir nämlich nicht merken. Diese völlig sinnlose Zusammensetzung von Vor- und Nachwörtern ist nicht zu memorieren. Es könnte genausogut Brünnhilde/Schwertleite wie Brünnleite/Schwerthilde heissen.
"Wie heissen die Walküren?"
Aus, vorbei, Ende Gelände.
Ich knicke ein und begebe mich zu McDonalds. Aber warum geht man nicht davon aus, dass ein fein angezogener Mensch auch in die Oper geht?
Weil Kleider Leute machen. Die Welt ist voll von Schwindlern, die durch ihr Outfit die Gesellschaft blenden, Lügner in Nadelstreifen, Fasler im weissen Kittel, Uniformen, Anzüge, die nur das Nichts kaschieren. Strapinski, Voigt und Abagnale sind hier nur einige Beispiele davon. (Bevor Sie googeln müssen: "Kleider machen Leute", "Hauptmann von Köpenick" und "Catch me if you can") Nein, der Kellner hatte schon Recht.
Der "Siegfried" war übrigens grandios. Auch mit Pommes statt Oliven im Magen.

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