Dienstag, 10. April 2012

Apulien 1: Schwabe sein

„Passaporte, per favore!“ Ich schiebe dem freundlichen Portier im Hotel Levante in Torre Canne meinen Pass über den Tresen und hoffe, flehe inständig, dass er ihn genau liest. Was er tut. „Nato nel Stoccarda?“ „Si.“ Bingo! Während er weiter in seinen Computer tippt, flüstert er mit einem Boy. Als wir im Zimmer eintreffen, steht dort ein duftender Blumenstrauss, ein riesiger Obstkorb mit exotischen Früchten und eine Flasche Weisswein als Willkommenstrunk. Am Abend bekommen wir einen Tisch mit Meerblick, am nächsten Morgen den starken Kaffee, den sonst nur die Angestellten erhalten und am Strand sind die Liegen schon reserviert.
Ja, in Apulien ist es der Jackpot, ein Schwabe zu sein. Zu verdanken habe ich das dem Urschwaben, „il Suevo“, Friedrich II, Sohn Barbarossas, Stauferkaiser und Herrscher des Heiligen Römischen Reiches. Er war ein Edelfreak, der Deutschland den Rücken kehrte und eigentlich Italiener wurde – daher die grosse Liebe. Er beschäftigte sich wenig mit Zucht und Ordnung, viel mit Vogelzucht – sein Falknereibuch ist bis heute Standardwerk – nebenbei betrieb er interreligiösen Dialog und korrespondierte mit arabischen Gelehrten. Er fand sogar einen Weg, unblutig nach Jerusalem zu kommen, der allerdings von Rom nicht akzeptiert wurde. Man hatte schliesslich ein Riesenheer aufgeboten, und es konnte ja nicht sein, dass die Kreuzritter gelangweilt nach der Devise „cleaning the rifle / masturbation / eating / sleeping  / further masturbation“ (Jarhead) herumsassen, während irgendwo Friedensverhandlungen geführt wurden.  Darum liess man dann schon zur Rechten und zur Linken einen halben Türken zur Seite sinken.
Dieses Mal haben wir es auch endlich geschafft, das wunderbare Schloss Friedrichs, das Castel del Monte zu besichtigen. 2003 waren wir nur in der Provinz Brindisi nach dem Motto Trulli-Trulla, 2005 hatte ich meinen Führerschein vergessen, und mit dem ÖV… Nicht, dass keine Busse führen, aber finden Sie mal eine Bushaltestelle. Wenn Sie einen Italiener fragen: „Dove é il autobus?“ wird er niemals „non lo so“ antworten, das wäre ja furchtbar unhöflich, er strahlt über das ganze Gesicht und schickt Sie irgendwo hin, wo natürlich kein Bus abfährt, aber Sie können ja den nächsten fragen, der Sie wieder irgendwo hinschickt.
Ich muss aufhören, es klopft. Wahrscheinlich der Zimmerservice mit der dritten Flasche Prosecco aufs Haus. Die anderen deutschen Gäste werden allerdings schon neidisch, dummerweise hat der Portier auch noch Ahnung von Geografie und wusste, dass sich Hamburgo, Colonia und Monaco nicht in Schwaben befinden.
Noch eine Warnung an alle Ober-, Unter- Mittel- und Grenzschwaben: Bitte nicht in Firenze oder Roma maulen, wo der Rote Teppich bliebe oder in Napoli meinen, der teure Grappa wäre offeriert. Das Ganze funktioniert nur in Puglia.






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