Donnerstag, 26. April 2012

Floorlaying nach R. Shimbu Herter


Ich darf mit Fug und Recht als einer der Gründerväter des Powernappings gelten. Wenn ich während meiner Studienzeit in Freiburg aus der Mensa kam, legte ich mich manchmal vor einem Unterrichtsraum flach auf den Gang und döste ein wenig, gelegentlich schlief ich sogar wirklich ein. Zur Erklärung muss man vielleicht noch erwähnen, dass das Freiburger Mensaessen damals von der Art war, wie Sie es in Hotels Marke „RTL rettet Ihren Urlaub“ sehen, und wahrscheinlich gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen verstiess. Am schlimmsten waren die Saucen: Um 11.00 hell und klar wie eine Quelle, dickten sie allmählich ein, waren um 12.00 geniessbar, um 13.00 so zähflüssig, dass sie in schweren, klebrigen Brocken durch die Speiseröhre fielen und im Magen einen fetten, harten Klumpen bildeten. Der Zustand, in dem alle Körperkräfte mit der Bewältigung dieses Bauchmeteoriten beschäftigt waren, wurde nicht umsonst als „Mensakoma“ bezeichnet. Und da half eben ein kleines Dösen.

Als ich nun wieder einmal so lag, kam eine Studienkollegin und fragte: „Wie heisst das?“ – diese Geschichte ist übrigens wirklich passiert, Ehrenwort – „Wie heisst das?“ Lassen Sie sich es auf der Zunge zergehen. Eine solche Frage wird in Freiburg gestellt, der Stadt mit – nach New York – zweithöchsten Therapeutendichte der Welt, der Stadt, in der die Menschen nicht einfach sauer sind, sondern „kleine Igel auf der Aura haben“.

„Wie heisst das?“

In diesem Moment entschied sich mein Schicksal für Jahre, obwohl mir das damals natürlich nicht bewusst war. Ich antwortete nämlich: „Ich liege auf dem Boden.“ Gelangweilt wandte sich die junge Dame einem Plakat für ein Konzert zu. Warum habe ich blöder Hengst nicht das gesagt, was erwartete wurde? Ich hätte für lange Zeit ausgesorgt gehabt. Erwartet wurde ein Name, etwa „Floorlaying“ oder „Bodenmethode“, ergänzt durch „nach ---------------„(Name einsetzen) und in der Schriftform mit einem ® versehen. Ich hätte sofort erste Kurse anbieten, nach einem Jahr weitere Lehrer ausbilden und nach zwei Jahren ein Institut gründen können!!  Vielleicht wäre FLOORLAYING ® nach Rolf Shimbu Herter – ein Sanyassinname wäre selbstverständlich Pflicht gewesen – sogar finanziell ein Erfolg geworden. Aber ich Dummkopf sage einfach, ich läge auf dem Boden.

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich habe nichts gegen bewährte und durchdachte Entspannungs- und Meditationsmethoden, Tai Chi, Qui Gong, Feldenkrais oder Alexandertechnik. Ich habe etwas dagegen, dass Dinge, die uns der gesunde Menschenverstand eingibt, erst gültig werden, wenn ein Guru dahinter steht. Manchmal spüre ich eine Verspannung, wenn ich am Schreibtisch sitze, dann stehe ich auf und laufe etwas herum, ohne mich auf irgendeinen Meister zu berufen oder den Kurs „Auf den Körper hören“ belegt zu haben.

Und wenn ich sehr müde bin, dann mache ich eben FLOORLAYING® nach Rolf Shimbu Herter, ohne dass die Methode je diesen Name erhalten hätte und später durch BEDLAYING® und COUCHLAYING® erweitert worden wäre.

Die Freiburger Mensa ist übrigens nicht besser geworden. Aber sie haben zwei mongolische Mönche aufgetrieben, von denen der eine behauptet, Saucen müssten glasklar, der andere, sie müssten fast fest  sein. Man hat Plakate gestaltet, die diese Lehren verkünden. Jetzt darf man nur nie vergessen, um 12.00 die Sprüche zu wechseln.

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