Ich darf mit Fug und Recht als einer der Gründerväter des
Powernappings gelten. Wenn ich während meiner Studienzeit in Freiburg aus der
Mensa kam, legte ich mich manchmal vor einem Unterrichtsraum flach auf den Gang
und döste ein wenig, gelegentlich schlief ich sogar wirklich ein. Zur Erklärung
muss man vielleicht noch erwähnen, dass das Freiburger Mensaessen damals von
der Art war, wie Sie es in Hotels Marke „RTL rettet Ihren Urlaub“ sehen, und
wahrscheinlich gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen verstiess. Am
schlimmsten waren die Saucen: Um 11.00 hell und klar wie eine Quelle, dickten
sie allmählich ein, waren um 12.00 geniessbar, um 13.00 so zähflüssig, dass sie
in schweren, klebrigen Brocken durch die Speiseröhre fielen und im Magen einen
fetten, harten Klumpen bildeten. Der Zustand, in dem alle Körperkräfte mit der
Bewältigung dieses Bauchmeteoriten beschäftigt waren, wurde nicht umsonst als
„Mensakoma“ bezeichnet. Und da half eben ein kleines Dösen.
Als ich nun wieder einmal so lag, kam eine Studienkollegin
und fragte: „Wie heisst das?“ – diese Geschichte ist übrigens wirklich
passiert, Ehrenwort – „Wie heisst das?“ Lassen Sie sich es auf der Zunge
zergehen. Eine solche Frage wird in Freiburg gestellt, der Stadt mit – nach New
York – zweithöchsten Therapeutendichte der Welt, der Stadt, in der die Menschen
nicht einfach sauer sind, sondern „kleine Igel auf der Aura haben“.
„Wie heisst das?“
In diesem Moment entschied sich mein Schicksal für Jahre,
obwohl mir das damals natürlich nicht bewusst war. Ich antwortete nämlich: „Ich
liege auf dem Boden.“ Gelangweilt wandte sich die junge Dame einem Plakat für
ein Konzert zu. Warum habe ich blöder Hengst nicht das gesagt, was erwartete
wurde? Ich hätte für lange Zeit ausgesorgt gehabt. Erwartet wurde ein Name,
etwa „Floorlaying“ oder „Bodenmethode“, ergänzt durch „nach
---------------„(Name einsetzen) und in der Schriftform mit einem ® versehen.
Ich hätte sofort erste Kurse anbieten, nach einem Jahr weitere Lehrer ausbilden
und nach zwei Jahren ein Institut gründen können!! Vielleicht wäre FLOORLAYING ® nach Rolf Shimbu
Herter – ein Sanyassinname wäre selbstverständlich Pflicht gewesen – sogar
finanziell ein Erfolg geworden. Aber ich Dummkopf sage einfach, ich läge auf
dem Boden.
Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich habe nichts gegen
bewährte und durchdachte Entspannungs- und Meditationsmethoden, Tai Chi, Qui
Gong, Feldenkrais oder Alexandertechnik. Ich habe etwas dagegen, dass Dinge,
die uns der gesunde Menschenverstand eingibt, erst gültig werden, wenn ein Guru
dahinter steht. Manchmal spüre ich eine Verspannung, wenn ich am Schreibtisch
sitze, dann stehe ich auf und laufe etwas herum, ohne mich auf irgendeinen
Meister zu berufen oder den Kurs „Auf den Körper hören“ belegt zu haben.
Und wenn ich sehr müde bin, dann mache ich eben FLOORLAYING®
nach Rolf Shimbu Herter, ohne dass die Methode je diesen Name erhalten hätte
und später durch BEDLAYING® und COUCHLAYING® erweitert worden wäre.
Die Freiburger Mensa ist übrigens nicht besser geworden.
Aber sie haben zwei mongolische Mönche aufgetrieben, von denen der eine
behauptet, Saucen müssten glasklar, der andere, sie müssten fast fest sein. Man hat Plakate gestaltet, die diese
Lehren verkünden. Jetzt darf man nur nie vergessen, um 12.00 die Sprüche zu
wechseln.
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