Dienstag, 13. Februar 2024

Der Philosophie-Faschingsball

Lieber Leser, liebe Leserin

Sie müssen mir helfen: Ich bin zu einer Faschingsparty eingeladen, die jedes Jahr unter einem bestimmten Motto steht; und dieses Jahr ist das Motto besonders blöd. Während es 2022 «Sport» hiess und 2023 «Grün» hat der Gastgeber dieses Jahr «Philosophie» anberaumt.

«Sport» war ja einfach, man konnte einfach irgendeinen Dress anlegen, Fussballschuhe oder Turntrikot oder Wanderhosen, man hatte sicher irgendetwas im Schrank, ja und man durfte sogar das tun, was der gute Geschmack verbietet: Mit dem Trainingsanzug aus dem Haus gehen, wir wissen ja, «wer mit Trainerhosen aus dem Haus geht, hat sich selbst aufgegeben», aber das gilt eben nicht an Fasching.
Ich selbst ging im Flauschbademantel mit Badekappe, wirklich nur in Badehose zu gehen, war mir dann doch zu heikel, ich wusste nicht, wie warm es bei meinem Host sein würde, und tatsächlich war es seltsam kühl…

«Grün» war auch ein lustiges Motto, einerseits konnte man das als Farbe interpretieren, also grüne Hose, grüne Jacke, oder auch grüner Schal oder grüner Schmuck, es gingen auch grüne Schuhe oder grüne Krawatte, andererseits ging es auch als Politikrichtung, da kamen welche als Annalena (stierer Blick und enges Kleid) oder Robert (offenes Hemd und unfrisiert und 3 Tage-Bart), andere hatten sich in Jutekleider geworfen, mit AKW-Nein-Aufklebern – was ja nun fast nichts mehr mit den Grünen zu tun hat – andere kamen in Militärklamotten oder grad als Panzer – das ist inzwischen ja sehr grün…

Liebe Leserin, lieber Leser
Sie müssen mir wirklich helfen: Ich bin zu dieser Faschingsparty eingeladen, die jedes Jahr unter einem bestimmten Motto steht; und dieses Jahr ist das Motto besonders doof. Während es 2022 «Sport» hiess und 2023 «Grün» hat der Gastgeber dieses Jahr «Philosophie» anberaumt.

Philosophie.
Natürlich kann man zunächst an Philosophen denken, und da diese Sache eine sehr alte ist, zieht sich das durch die Jahrhunderte.
Ich hatte zunächst daran gedacht, mich in einen togaähnlichen Umhang zu werfen, und so Platon oder Aristoteles zu mimen. Aber den Oberkörper so halb frei, das setzt, damit es gut aussieht, einen ein wenig athletischeren Body voraus als ich ihn habe. Auch wenn man sich die griechischen Philosophen irgendwie alt vorstellt, alte Männer in solchen Togen will man doch nicht sehen.
Dann dachte ich Kant, so im Röckchen mit geschwungenen Schössen und Perücke, oder ich dachte an Hegel, kam dann gleich auf Nietzsche – ich hätte mir einen 50 Zentimeter grossen Schnauzbart angeklebt – fand dann aber alles irgendwie dämlich.
Schliesslich die erlösende Idee: Der Existenzialismus. Schwarzer Rollkragenpullover, schwarze Hose und fertig ist der Lack, gleich ist man eine oder einer vom Montmartre. Aber bald kamen mir Zweifel: Sartre, Beauvoir oder Camus, das ist zu einfach, da kommen sicher alle drauf, und dann stehen bei einer Faschingsparty 30 Leute in schwarzen Rollis, schwarzen Hosen und schwarzen Schuhen und es ist tödlich langweilig.
Also doch das Betttuch überwerfen? Nein, ein erneuter Versuch vor dem Spiegel überzeugte mich nicht, da hätte ich mehr Zeit im Fitnessstudio verbringen müssen.

Philosophie.
Vielleicht war ja gar nicht an die Personen gedacht, sondern an die Themen.
Ich dachte kurz daran, mich vor dem Fenster des Gastgebers zu positionieren, ein Feuer anzuzünden und meinen Schatten ganz platonisch an der Fete teilnehmen zu lassen. Sehr intellektuell, sehr platonesk. Aber was hätte ich davon gehabt, wenn mein Schatten sich amüsiert hätte und an Essen und Trinken gelabt? Wohl gar nichts. Also blöde Idee.
Dann fing ich an, Gegenstände auf eine Jacke zu kleben, kleine Bälle und Bleistifte und so, aber hätte man den Rückschluss von den «Dingen an mir» auf das «Ding an sich» geschafft? Wohl kaum.
Auch die Idee mein linkes Bein und meinen linken Fuss in gelb und meinen rechten Fuss und mein rechtes Bein in rot zu kleiden, dann mein Oberteil orange (These – Antithese – Synthese) verwarf ich aus den gleichen Gründen.
Es ist und war vertrackt.

Lieber Leser, liebe Leserin
Sie müssen mir helfen: Ich bin zu einer Faschingsparty eingeladen, die jedes Jahr unter einem bestimmten Motto steht; und dieses Jahr ist das Motto besonders blöd. Während es 2022 «Sport» hiess und 2023 «Grün» hat der Gastgeber dieses Jahr «Philosophie» anberaumt.

Aber jetzt habe ich eine wunderbare Idee:
Ich werde einen Überhang über und über mit Fahrscheinen der DB bekleben. Das ist dann das «Prinzip Hoffnung», das wird jeder verstehen.

In diesem Sinne:
Helau!
Alaaf!
Narri-Narro!

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