Wollen Sie Nachfolger von Thomas werden?

Weil wir gerade bei Fernseh-Formaten waren, ich habe neulich eine spannende Annonce gefunden:

Das ZDF sucht auf Beginn 2025

MODERATOR:IN FÜR GROSSE SHOW (70 %, M/W/D)

Ihre Aufgaben:
* 100 Minuten dämlich grinsen
* 100 Minuten Charme ausstrahlen, den Sie nicht haben.
* In der Lage sein, sich einfache Dinge der Kandidaten zu merken (Name und Herkunft und so…)
* In unmöglichem Outfit rumrennen
* Sechsmal pro Abend «Top, die Wette gilt!» brüllen

Wir bieten:
* Unverschämt hohe Bezahlung im sechsstelligen Bereich
* Wahnsinne hohe Publicity und höchste Einschaltquoten
* Vermittlung von Werbeverträgen z. B. für ungesunde miese Süsswaren

Nein.
Nein.
Bevor Sie jetzt an Ihre Dateien gehen und anfangen, Ihr CV zu verbessern und Ihre Dissertationsurkunde heraussuchen: Das ist alles gelogen.
Also nicht alles.
Tatsache ist, dass das ZDF die Show «Wetten, dass» weiterführen will, und dass man auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Gottschalk ist. Nur ist es eben so, dass Stellen nicht auf diese Art vergeben werden.

Übrigens schon im Mittleren Management nicht mehr. Hier arbeiten die Headhunters, Menschen, die unglaublich viel Geld verdienen, indem sie Menschen für bestimmte Stellen suchen. Und wenn dann der Top-CEO aus Afrika die Schweizer Traditionsbank an die Wand gefahren hat und die eine Grossbank die andere schluckt und jetzt eine eklige Monopolstellung der UBS entstanden ist, dann wird komischerweise gar nicht mehr diskutiert, welcher Headhunter hier offensichtlich Mist gebaut hat.

Aber wir schweifen ab.
Wir waren ja im Showbusiness, das ja bekanntlich wie kein anderes ist, wenn man Musicalnummern glauben darf (aus «Annie Get Your Gun», haben Sie es gewusst?) und hier werden Stellen eben nicht so vergeben, sondern ganz anders. Jedenfalls, es sind drei Namen im Gespräch:
Florian Silbereisen
Giovanni Zarella
Barbara Schöneberger

Entsetzlich. Verglichen mit den ersten beiden Pappnasen kommt einem der Show-Gründer Frank Elstner wie eine Geistesgrösse mit drei Promotionen vor (in Anthropologie, Kulturwissenschaft und Medienkunde), und selbst der unsägliche Gottschalk verklärt sich zu einem Philosophen und Grosshumanisten.

Florian Silbereisen? Er hat das Traumschiff, das ja immerhin noch eine «ganz nette» Unterhaltung war zu einem unerträglichen Mist gemacht und nun will man ihn, nachdem er als Serienzerstörer reüssierte auch noch zum Showzerstörer machen? Das wäre ja, wie wenn der versagt habende CEO der Credit Suisse jetzt als Generaldirektor der Deutschen Bank gehandelt würde. Gut, er könnte gleich beim ersten Mal Frau Egli auftreten lassen, und alle würden sich weiter fragen, ob da was läuft, vielleicht könnten in der ersten Ausgabe auch Beatrice und Helene singen, aber irgendwann ist das Thema seiner Weibergeschichten ja auch erschöpft.

Da ist Giovanni Zarella schon eine andere Sache, das ist der smarte, nette und liebe Junge von nebenan. Geboren in Hechingen als Secondo, dort die Mittlere Reife und Ausbildung, ein Bübchen, das alle Omis lieben, ein Traumschwiegersohn, wenn er nicht schon vergeben und Papi wäre… Die Frage ist nur, warum man mit so jemand Damen Ü-60 an das Format binden will und nicht jüngere Leute.

Die Schöneberger hätte da ja noch ein gewisses Niveau, das kann man ihr nicht ganz absprechen. Witzig ist übrigens, dass alle irgendwie ähnliche Geburtstage haben, Florian am 4. 8., Giovanni am 4. 3. und Barbara am 5. 3.

Das ZDF sucht einen Nachfolger für eine der beliebtesten Sendungen. Und angesichts der gehandelten Namen: Wollen Sie sich nicht doch bewerben? Könnte doch für «Wetten, dass» nur positiv sein…

P. S.:
Tidjane Thiam, der Banken-Zerstörer, bewirbt sich nicht als Chef der Deutschen Bank, sondern als Präsident seines Heimatlandes Elfenbeinküste. 

Das ist jetzt leider kein Witz.