Dienstag, 16. Januar 2024

Lesen und Rosenkohl sind grossartig

Milena Moser beschreibt in ihrem wunderbar lustigen Buch «Möchtegern» eine TV-Reality-Show, in der die Kandidaten in einer Art «Big Brother» wohnen und schreiben sollen.
Ja, Sie haben richtig gehört, ein Schreib-Nicht-Dschungel-Camp.
Und das ist sehr komisch.

Ich habe aber jetzt die Idee gehabt, der Sache noch einen draufzusetzen. Ich hatte die Idee eines «Big Brother»-Lese-Formates. Dies wären die Punkte:
* Sechs Leute (zwei Männer, zwei Frauen, zwei Diverse – ja, natürlich woke) werden für zwei Wochen in einem Container wohnen und Bücher lesen.
* Natürlich wird der Container völlig von der Umwelt abgeschieden sein, es wird keine Möglichkeit geben, irgendetwas über die Bücher zu erfahren.
* Um zu testen, ob die Leute die Lektüre auch absolvieren, gibt es Tests, so wie in einer Primarschule, Nacherzählen, Fragen beantworten, Bilder malen, Szenen nachspielen usw., usw., usw.
* Die Bücher ordnen sich in 5 Runden und starten so ungefähr bei «Das Kleine Gespenst» und enden so ungefähr bei «Mein Name sei Gantenbein».
* Die Jury besteht aus den üblichen Verdächtigen, zum Beispiel Elke Heidenreich oder Sigrid Löffler, wird aber noch um ein paar schräge Vögel ergänzt (ja, ja, ja, natürlich Kim de lˈHorizon, unvermeidlich)

Wer aber wird in die Container einziehen?

Einer der ersten gesetzten Kandidaten ist sicher Kanye West. Kanye West, Multimillionär, Rapper, Pop-Ikone, Exmann von Kim. Also, Kim Kardashian, sicher nicht Kim de lˈHorizon, es wird spannend, was ein solcher Typ zu einem Phänomen wie Kim sagen wird…
Kanye hat neulich verlauten lassen, er habe noch nie ein Buch gelesen, Bücher lesen sei wie Rosenkohl essen, er rede lieber und reden sei wie die Mais-Ravioli von Giorgio Baldi.

Eine Aussage, die an Blödheit nicht zu überbieten ist. Denn sicher hat Kanye schon einmal ein Buch gelesen, und war es nur «Mein erstes Lesebuch» in der ersten Klasse. Oder ist die Rap-Grösse gar nicht zur Schule gegangen? Auch in den USA herrscht Schulpflicht – so viel ich weiss. Also hat Herr West vielleicht sogar nicht nur «Mein erstes Lesebuch», sondern auch noch «10 lustige Geschichten für Leseneulinge» und «Mein bester Freund» gelesen, aber halt gezwungenermassen. Er müsste also sagen, dass er FREIWILLIG noch nie ein Buch gelesen hat, so würde ein Schuh draus.

Und die Aussage, bei der er etwas Speziellem mit etwas Allgemeinem vergleicht, ist natürlich ganz grosser Blödsinn. «Ein Gedicht von Rilke ist besser als eine Kurzgeschichte.» «Ein Kleid von Dior ist besser als ein Anzug.» Ganz grosser Unsinn.
Die Frage wäre doch, ob Rosenkohl vom L.A.-Nobelschuppen – das ist Giorgio Baldi nämlich – nicht etwas unglaublich Leckeres wäre, und ob Maisravioli aus dem Supermarkt umgekehrt nicht so fein wären…

Überhaupt Rosenkohl.
Ich habe ihn als Kind gehasst, heute gehört Rosenkohl, in Wein gedünstet und mit Speck und Maroni serviert, zu den ganz grossen Highlights von Herbst und Winter. Ich könnte als begeisterter Leser also den Satz von Kanye West voll unterschreiben. Lesen ist toll – und Rosenkohl ist toll.
Vielleicht – diese Schlussfolgerung muss ja nun erlaubt sein – ist Mister West einfach im Kindergartenalter stecken geblieben, so nach dem Motto «Ich bin 5 Jahre alt und kann noch nicht lesen und Rosenkohl finde ich scheisse.»?

Wer wird noch unseren Container bevölkern?

Es ist gar nicht so leicht herauszufinden, welche Prominenten nicht lesen. Das ist vielleicht sogar ein gutes Zeichen, denn scheinbar ist es den meisten doch irgendwie peinlich. Jedenfalls, wenn man «liest nicht» googelt, dann findet man wenig. Viel einfacher geht es übrigens bei «schwimmt nicht». Wobei es ja noch ein Unterschied ist, denn Kanye West kann ja lesen, aber Promis wie Will Smith, DJ Bobo, Reinhold Messner oder Michael Jordan können tatsächlich nicht schwimmen…

Wen habe ich also noch gefunden?
Als passionierte Nicht-Leserin hat sich Victoria Beckham, Ex-Spicegirl und Fussballergattin geoutet. Sie und Kanye gäben nun also schon einmal eine witzige Truppe ab, ergänzt wird das dann aus den Party-, Real TV- und Fitnessszenen und mit ein bisschen Gay Pride und ähnlichen Dingen aufgemischt.

Milena Moser beschreibt in ihrem wunderbar lustigen Buch «Möchtegern» eine TV-Reality-Show, in der die Kandidatinnen und Kandidaten schreiben sollen.
Ja, genau, genau, genau, ein Schreib-Camp.
Sehr komisch.

Und ich ergänze das Ganze durch meinen «Lese-Big-Brother».
Arbeitstitel (in Anlehnung an einen Roxette-Hit) (S)he`s got the book.





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