Dienstag, 26. September 2023

Wer ist Markus Söder?

Am Wochenende ist Markus Söder mit 96,5 % als Parteichef der CSU wiedergewählt worden. Dies ist für mich der Anlass, mich ein wenig mit dieser schillernden Figur zu beschäftigen.
Ich habe das nämlich erst dreimal getan:

Ich hatte am 17.9.2019 mir vorgestellt, dass nach ihm eine Pflanze benannt würde:
So sehen wir eine exzellente, leuchtende, eine wunderschöne und bunte, eine herrliche und traumhafte Blume und wir zücken unsere Planzenbestimmungs-App (gibt es wirklich), machen ein Foto und unser I-Phone sagt uns klipp und klar: Das ist eine Karrenbauerie oder eine Söderie, da ist doch aller Zauber dahin, da ist alle Schönheit verschwunden.

Am 21.5.2021 hatte ich geschrieben:
Kennen Sie die K-Frage? Ich meine die entscheidende, wichtige, echte und wirkliche K-Frage? Also, die entscheidende, wichtige, echte und wirkliche K-Frage ist NICHT, ob Pappnase Laschet oder Tanzbär Söder der Kandidat der Union würde oder wie die GRÜNEN sich geeinigt haben. Die entscheidende, wichtige, echte und wirkliche K-Frage ist auch nicht, ob Schölzlein eine Chance hat und die entscheidende, wichtige, echte und wirkliche K-Frage ist auch nicht, wer dann im Endeffekt wirklich Kanzlerin oder Kanzler wird.

Und am 29.6.2021:
Jetzt aber – das ist neu:
Söder redet ganz frech davon, dass man erst einmal tausend Dinge fordert, und dann muss man ja eh noch Koalitionsverhandlungen führen, und dann: «Schaun wir mal.»
«Schaun wir mal»?
Das ist sehr, sehr dreist.

Ja, das sind so Streiflichter. Aber was weiss ich wirklich von Markus?
Wenn ich Wikipedia beginne zu lesen, komme ich aus dem Grinsen nicht heraus. Markus wird am 5. Januar 1967 in Nürnberg geboren. In einer evangelischen Familie. Dies macht ihn eigentlich zunächst einmal gar nicht so unsympathisch, denn er ist Protestant und Franke, was in der CSU ein totales Novum ist, die ganzen anderen Gesichter waren ja Oberbayern und Katholiken.

1967 ist ein guter Jahrgang. Besser wäre 1965 (mein Jahrgang), aber auch die 1-2 Jahre jüngeren Menschen waren ja noch ganz OK. Das Elend fing ja erst später an…Der 5. Januar ist interessant. Er wäre fast ein (Drei)-König, aber eben nur fast, wie ja der ganze Mensch so ein Fast-König ist; er wäre fast Kanzlerkandidat geworden, er hätte fast die absolute Mehrheit bekommen, er wäre fast…, er wäre fast…

Genauso ist Nürnberg natürlich spannend, woran denken Sie bei «Nürnberg»? An Hans Sachs oder die Lebkuchen? An Dürer oder den Christkindlmarkt? Oder an Nazi-Parteitage oder an die Prozesse? Steckt ja alles drin in dieser Stadt. Dass Klein-Markus beim kitschigsten Weihnachtsmarkt Deutschlands an einem Stand mit Lebkuchen grosse Augen bekommt, kann ich mir vorstellen. Die grossen Bubi-Augen macht er ja noch heute. Ich kann mir auch vorstellen, dass seine bieder-evangelischen Eltern, protestantisch verklebt, Dürers «Betende Hände» über dem Esstisch hatten, kann ich mir auch vorstellen. Anderes nicht.

Ja, und dann macht Markus Abitur. Und in Wikipedia steht – und das gehört eigentlich, eigentlich, eigentlich bei Wiki zum guten Ton, dass man es nicht schreibt – seine Abiturnote: 1,3. Wow, unser Markus ist ein Genie. Oder doch nicht? Es ist für mich nicht mehr zu eruieren, wie das Abitur 1986 in Bayern aussah, aber es herrschte auf jeden Fall die Reformierte Oberstufe, die in Bayern Kollegstufe heisst. Wenn es einigermassen ähnlich zuging wie in Baden-Württemberg, dann konnte man das Abitur mit drei schriftlichen Prüfungen in Musik, Biologie und Religion und einer mündlichen in Englisch ablegen. Es war also schwierig, es nicht zu schaffen. Was wohl Markuslein als Leistungsfächer hatte? Darüber schweigt Wikipedia.
Vielleicht – das saublöde Wortspiel sei mir gestattet – hatte er auch einen «Nürnberger Trichter», mit dem er sich das Wissen einflössen konnte.

Dann Studium und Arbeit und Politik, wie alle grossen Staatsmänner.
Was in seinem Leben laut Wikipedia-Text auffällt, ist, dass er alle ein bis zwei Jahre, später alle Monate wie ein Teufel aus der Box schnellt und irgendeinen blöden Spruch, eine Warnung, irgendeinen Unsinn verzapft. Man erinnere sich nur an Corona: Als alle einschränkten, schrie Söder: «Lockern!», und als alle lockerten, schrie er: «Gefahr!» Wenn dann zum Beispiel ein Bundespräsident jemand begnadigen will, dann will Markus ihn nicht mehr wählen, von dem unsäglichen Streit ums Kreuz in den Behörden (nicht «Kreuz mit den Behörden»!) ganz zu schweigen.

Was natürlich die grösste Schande für Söder ist, dass etwas braucht, was noch kaum ein bayrischer Landesvater brauchte:
Einen Koalitionspartner. Immerhin einen stramm konservativen, aber er kann eben doch nicht allein. Und jedes Mal, wenn Söder zu dem Strauss-Altar in seiner Wohnstube aufblickt, dann sieht er, wie Franz Josef den Kopf schüttelt…

Am Wochenende ist Markus Söder mit 96,5 % als Parteichef der CSU wiedergewählt worden. Dies war für mich der Anlass, mich ein wenig mit dieser schillernden Figur zu beschäftigen. Wobei «schillernd» ja vielleicht der falsche Ausdruck ist, «speckig glänzend» wäre sicher besser.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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