Ich schreibe
einen Brief an den Weihnachtsmann:
Lieber
Weihnachtsmann, ich wünsche mir dieses Jahr
* das neue Smartphone von HUAWEI
* das neue Tablet von HP
* das
neue Parfum von Gucci
…
Hier komme
ich aber schon ins Grübeln: Kennt der Weihnachtsmann sich genügend aus? Letztes
Jahr hat er nämlich die völlig falschen Sachen gebracht. Der Weihnachtsmann,
der am Nordpol oder im Schwarzwald oder an einem sonstigen kalten und bergigen
Ort hockt, hat nicht immer genug Ahnung von Markenprodukten. Also
nehme ich die aktuellen Kataloge vom INTERDISCOUNT® und von DOUGLAS®, sowie die
entsprechenden Publikationen der Konkurrenzunternehmen, ach ja, natürlich auch
diverses Klamottenkataloge und kreuze etliche Artikel an.
Dann bekomme
ich aber ein schlechtes Gewissen: ist es richtig, so viel zu verlangen
angesichts von Not und Elend, von Gram und Sorge in der Welt? Darf man
konsumieren und konsumieren und noch mal konsumieren, wenn die Welt in Flammen
steht? Müsste man nicht hehrere, bessere, müsste man nicht edlere und
humanistischere Motive ins Spiel bringen?
Ich horche
ich mich hinein…was sind meine Wünsche?
Ich finde
den Wunsch nach einem Smartphone, einem Parfüm und zwei schicken Hosen. Ich
schiebe diese beiseite und horche tiefer.
Und horche
tiefer…
Und horche
tiefer…
Und finde
schliesslich in einer Ecke meines Herzens hehrere, bessere, ich finde edlere
und humanistischere, finde christliche und warmherzige Wünsche. Also setze ich
mich hin und beginne den Brief an den Weihnachtsmann erneut:
Lieber
Weihnachtsmann, ich wünsche mir dieses Jahr
* Frieden für die Welt
* Wasser für Afrika
*
Schonung des Amazonasgebietes i
…
Und stoppe
schon wieder.
Wird der
Weihnachtsmann mir das glauben? Wohl kaum. Einerseits ist die Häufung von edlen
und warmherzigen, von humanistischen und hehren Wünschen ein wenig auffällig,
andererseits sieht der Santa Claus sicher gerade ins Herz hinein und wird sich
seinen Teil denken: «Nein, dieser heuchlerische und schleimige Rolf Herter,
nach diesen Wünschen hat er ja sehr lange graben müssen, und erst als er alle
Konsumgüter zur Seite schob, da fand er noch ein paar Gutmenschenideen…»
Ich muss
wahrscheinlich ein wenig kombinieren, also nehme ich ein Schulheft, die
Kataloge und weisse Zettel. Ich schreibe zehn Gutmenschwünsche auf die weissen
Zettel und schneide die zehn schönsten Dinge aus den Katalogen aus, danach
kombiniere ich sie nach dem Zufallsprinzip und klebe alles in das Schulheft
ein. Auf den Umschlag schreibe ich
KONSUM- UND EDELWÜNSCHE AN DEN WEIHNACHTSMANN 2019.
Beim näheren
Ansehen merke ich nun aber, dass der Zufall mir sehr eigenartige, sehr
merkwürdige, ja einige fast zynische und geschmacklose Kombinationen beschert
hat:
Ich wünsche mir Freiheit für Hongkong und die Auflösung der
Uiguren-Umerziehungslager.
Bild
vom neuen
HUAWEI P30 Pro
|
Ich
wünsche mir Freiheit für Hongkong und die Auflösung der
Uiguren-Umerziehungslager.
Bild
vom neuen RT-Parfüm mit
Mykasen-Essenz
|
Ich wünsche mir die Wiederaufforstung des Amazonas-Regenwaldes.
Das geht
jetzt natürlich auch gar nicht. Wenn ich für Hongkong und die Uiguren, wenn ich
für Tibet und diverse andere Völker eintrete, dann müsste ich China
boykottieren. Und eben gerade kein HUAWEI, sondern eventuell ein Smartphone
oder ein NOKIA nehmen.
Und die
Mykasen werden eben genau am Amazonas angebaut, und für ihren Anbau sind
10000000 Hektar Regenwald gerodet worden.
Ach du meine
Güte, ist das schwer mit so einem Wunschzettel. Ich gehe erst mal eine rauchen
und trinke einen guten Kognak dazu. Und dann noch eine und ein zweites Glas,
und dann kommt mir die Idee. Ich setze mich erneut hin und schreibe:
Lieber
Weihnachtsmann
Ich
wünsche mir 2000.- Sfr Bargeld
und
Frieden
für die Welt
Dein
Rolf
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