Gabi hat
beschlossen, wieder mehr Sport zu treiben. Gabi hat beschlossen, regelmässig
schwimmen zu gehen. Sie braucht nur noch einen Badeanzug. Nichts leichter als
das, Gabi geht auf www.zalando und schaut
sich Badeanzüge an. Nun aber wird es schwer: Welche Farbe wird ihr am besten
stehen? Rot, blau, grün oder schwarz? Mit Streifen an der Seite oder ohne? Und
braucht sie M, L oder die Zwischengrösse M/L? Egal, Gabi bestellt einfach mal
alles, ergibt bei der Kombination von 4 Farben, Streifen ja/nein und 3 Grössen
24 Badeanzüge, aber es gibt ja die kostenlosen Retouren.
Auch Max hat
beschlossen, wieder mehr Sport zu machen. Früher ist er regelmässig mit seiner
Lebenspartnerin schwimmen gegangen, aber nach dem viel zu frühen Tod von Karin
hat er sich ein wenig hängen lassen, ausserdem hat er das Auto abgeschafft, das
nur sie brauchte und mit dem ÖV ist das Hallenbad schlecht zu erreichen (3x
umsteigen und 54 Minuten Fahrzeit). Nun aber will er wieder Sport treiben, er
weiss nur noch gar nicht, welcher Sport ihm wirklich gefallen könnte, Laufen
oder Krafttraining, Velofahren oder Gymnastik, alles wäre möglich. So lässt er
sich von Zalando® Joggingoutfits, Kraftrainingskleidung, Velosachen und Gymnastikdresses
kommen, in L, XL und der Zwischengrösse L/XL sowie in 5 verschiedenen Designs
(schwarz uni, grau mit roten Streifen, Tiger, Army und blau/gelb), ergibt bei
der Kombination von vier Sportarten, drei Grössen und fünf Designs satte 60
Päckchen, aber zum Glück kann man ja bei Zalando® alles gratis zurücksenden.
Nun bekommt
Max einen Anruf von Gabi, er sei doch ein guter Schwimmer gewesen, und sie habe
beschlossen, sich nun auch diesem Sport zu widmen, ob er nicht mit ihr
regelmässig ins Hallenbad gehen würde, also nicht gehen, man könne mit ihrem
Auto fahren, sie müsste nur noch Badebekleidung finden. Max sagt sofort zu und
teilt Gabi mit, dass er gerne mitkomme und dass sie unter den 19 verwaisten
Badeanzügen von Karin sicher einen finden werde. Und so wandern Badeanzüge in 4
Farben, mit oder ohne Streifen und 3 Grössen sowie Joggingoutfits,
Kraftrainingskleidung, Velosachen und Gymnastikdresses in L, XL und der
Zwischengrösse L/XL sowie in 5 verschiedenen Designs (schwarz uni, grau mit
roten Streifen, Tiger, Army und blau/gelb) zurück zu Zalando®.
Nein.
Falsch.
Wenn die
Pakete wandern könnten, müsste man ihnen ja nur ein Ziel sagen, Karte und
Kompass geben und die Dinger würden frisch und frei, auf Schusters Rappen, zu
Fuss und Wanderlieder singend zur Zalandozentrale marschieren – CO2-neutral.
Tun sie aber nicht, man muss sie fahren und das verursacht im Jahr einen
Ausstoss von 9000 Tonnen.
Denn Max und
Gabi sind keine Einzelfälle.
10 Millionen
Zalando®-Päckchen wandern (sorry, sorry, sorry – eben nicht) im Jahr wieder
retour, praktisch jede zweite Sendung.
Nun könnte
man einwenden, und hätte damit nicht ganz unrecht, dass in manchen Boutiquen
der Service so schlecht ist, dass man lieber daheim vor dem Spiegel probiert:
* Eben, der
Spiegel! Daheim lügt er nicht, das heisst, er ist nicht so schräg aufgestellt,
dass man aussieht wie bulimisch, so schlank wie man nie im Leben ist, und wenn
man das Personal darauf anspricht, dann haben sie keine Ahnung, von was man
redet…
* Das
Ansinnen, einen Stoff bei Tageslicht betrachten zu dürfen, wird mit der
gleichen Vehemenz abgelehnt, als hätte man gefragt, ob man der Verkäuferin an
die Brüste fassen dürfe. Aber ein Rot und ein Blau sieht halt manchmal im
Sonnenlicht ganz anders aus als im Kunstlicht.
* Wenn man
nachfragt, ob die Hose auch in M vorrätig sei, bekommt man nach einem
langgezogenen Seufzer zu hören: «Da müsste ich im Lager nachsehen». Warum
Konjunktiv? Warum «müsste»? Und nicht indikativisch: «Ich sehe mal im Lager
nach.
Aber das
sind doch nur Nebengründe, der Hauptgrund ist:
Faulheit.
Stinkende
Faulheit.
Faulheit und
nochmals Faulheit.
In mein
Hinterhaus werden pro Tag 4 Zalando®-Pakete geliefert und ich wohne fünf
Gehminuten von der Basler Innenstadt entfernt.
Wer also
Zalando®-Kunde und vor allem Zalando®-Zurückschicker ist, der muss von Klima
und Klimawandel nicht reden. Und er (oder sie!) braucht sich auch nicht auf
einer Freitag-Streik-Demonstration blicken lassen.
Er oder sie
sind schlichtweg unglaubwürdig.
Max und Gabi
haben neben dem Sportschwimmen übrigens auch das Wellnessen entdeckt, und da
wäre doch so ein flauschiger Bademantel schön. Es gibt sie in drei Grössen und
in 5 Designs und 12 verschiedenen Farben, darunter allein drei Weisstöne
(Schaumolweiss, Mattweiss, Schneeweiss), also alle mal bestellt, für 2 Personen
dann 360 Bademäntel.
Manche
werden einfach nicht klug.
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