Freitag, 8. Dezember 2017

Hypernoëlismus - die generelle Weihnachtssucht



Hier die im letzten Post versprochene Broschüre: 

WEIHNACHTEN – SO VERMEIDEN SIE EINE SUCHT

Die Weihnachtssucht ist ein Phänomen, das erst in den letzten Jahren in das Blickfeld der Psychologie und Psychiatrie gerückt ist. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Heinrich Böll schon 1952 in seiner Erzählung Nicht nur zur Weihnachtszeit ein klares Bild dieser Erkrankung zeichnet: Die Mutter der beschriebenen Familie begreift nicht, dass der Heilige Abend vorbei ist, und zwingt damit die Familie zu einer ständigen Perpetuierung des 24.12. Als im Januar der Baum abmontiert werden soll, reagiert die gute Frau mit einem gellenden Schreien, dass erst wieder aufhört, als die Tanne wieder steht und die Familie (nun schon sehr genervt) sich unter dieser versammelt. Es hilft also nichts: Ab jetzt ist jeder Abend ein Heiliger, allerdings geht die Familie damit den Bach hinunter…

Der Hypernoëlismus (so der Fachbegriff) ist ein schwerwiegendes Problem und sollte in seinen Dimensionen nicht unterschätzt werden. Hypernoëlitiker kennzeichnen sich dadurch aus, dass sie

sämtliche Weihnachtsmärkte im Umkreis von 800 Kilometern besuchen, dafür schon ab September Busreisenprospekte horten und sich sofort anmelden, auf den Märkten dann Warenmengen erwerben, die einem kantonalen Exportvolumen entsprechen

ihre Wohnungen in einem solchen Ausmass schmücken, dass ein normales Wohnen nicht mehr möglich ist (Es gibt Hypernoëlitiker, die vom 1.12. bis zum 27.12. keine Kleider wechseln, weil vor dem Schrank eine Lichterkette hängt, es sind auch schon welche verhungert, weil der Herrnhuter Stern in der Küche das Öffnen des Kühlschranks verunmöglicht.)

sämtlichen Personen, die sie im letzten Jahr getroffen haben, eine Weihnachtskarte schreiben, also auch dem Rezeptionisten des Hotels in Hannover, der Kassiererin aus dem ALDI in Berlin, dem Taxifahrer in Zürich, sowie allen Mitarbeitern ihrer Firma, auch wenn sie bei Novartis schaffen.

so viele blausilbern, rotgolden oder grauschimmernd eingewickelte Päckchen mit grünen, gelben, weissen und grauen Bänderchen zuhause rumstehen haben, dass sie längst den Überblick verloren haben, wem sie was schenken wollen, und dann aus Versehen der Grosstante das Aftershave und dem Arbeitskollegen das Negligé überreichen.

bei Jingle Bells, Rudolph the Red Nose Rendeer und Last Christmas, aber auch bei Stille Nacht, O du fröhliche und Alle Jahre wieder in euphorische Verzückung geraten, mitgrölen und tanzen, auch wenn das Lied am betreffenden Tag schon zum 894. Mal abgespielt wird.

sich ab dem Ersten Advent ausschliesslich von Marzipangebäck und Glühwein ernähren, um dann am 24. eine Gans, am 25. einen Truthahn und am 26. eine Ente in sich hineinzustopfen.

an Neujahr stets behaupten, sie würden «nächstes Jahr viel weniger Aufwand treiben und den ganzen Rummel nicht mehr mitmachen». 

Wie kann nun ein Hypernoëlismus vermieden werden?
Nun, am besten wäre es natürlich, die Zeit vom 1.12. bis zum 24.12. in einer weihnachtsfreien Zone zu verbringen, allerdings ist dies gar nicht so einfach, weil selbst in nichtchristlichen Länder die Hotels mit Tannenbäumen geschmückt sind und in den Supermärkten Winter Wonderland läuft. Einige Orte gelten allerdings als vollständig clean, zum Beispiel
a)       ca. 15 Oasen in der Südsahara
b)      das Me'a She'arim, das jüdisch-orthodoxe Viertel in Jerusalem
c)       der Ayers Rock in Australien
d)      der Marianengraben

Sollte es nicht möglich sein, einen dieser Plätze aufzusuchen, hält man sich an die 5 goldenen Regeln:

1.)    Besuchen Sie nur einen Weihnachtsmarkt pro Saison, halten Sie sich nur kurze Zeit dort auf und – kaufen Sie nichts! Gerade Produkte wie Wurzsalbe und Kräuterkerzen können den Hypernoëlismus hervorrufen.
2.)    Meiden Sie Orte, wo Musik gespielt wird, hören Sie zuhause nur unweihnachtliche, garstige und schräge Musik, wie z.B. Elektropunk oder laute Trommelstücke.
3.)     Trinken Sie niemals Glühwein! Niemals! Nie! Zu keiner Zeit! Versprechen Sie mir das? Die mischen da nämlich so Stoffe rein, die einen zum Hypernoëlitiker machen, indem sie Ratio und Verstand ausser Kraft setzen.
4.)    Hören Sie auf «Schöne Weihnachten» oder «Frohe Festtage» zu sagen. Wünschen Sie stattdessen eine «erträgliche und gefestigte Jahresendzeit».
5.)    Zünden Sie ab dem 20.12. keine Lichter mehr an, keine Kerzen und keine Lampen.

Sollte es Sie dennoch dieses Jahr erwischen, geben diese Seiten Hilfe:














   




   

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