Hier die im letzten Post versprochene Broschüre:
WEIHNACHTEN – SO VERMEIDEN SIE EINE SUCHT
WEIHNACHTEN – SO VERMEIDEN SIE EINE SUCHT
Die
Weihnachtssucht ist ein Phänomen, das erst in den letzten Jahren in das
Blickfeld der Psychologie und Psychiatrie gerückt ist. Dies ist umso
erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Heinrich Böll schon 1952 in seiner
Erzählung Nicht nur zur Weihnachtszeit
ein klares Bild dieser Erkrankung zeichnet: Die Mutter der beschriebenen
Familie begreift nicht, dass der Heilige Abend vorbei ist, und zwingt damit die
Familie zu einer ständigen Perpetuierung des 24.12. Als im Januar der Baum
abmontiert werden soll, reagiert die gute Frau mit einem gellenden Schreien,
dass erst wieder aufhört, als die Tanne wieder steht und die Familie (nun schon
sehr genervt) sich unter dieser versammelt. Es hilft also nichts: Ab jetzt ist
jeder Abend ein Heiliger, allerdings geht die Familie damit den Bach hinunter…
Der Hypernoëlismus
(so der Fachbegriff) ist ein schwerwiegendes Problem und sollte in seinen
Dimensionen nicht unterschätzt werden. Hypernoëlitiker kennzeichnen sich
dadurch aus, dass sie
sämtliche
Weihnachtsmärkte im Umkreis von 800 Kilometern besuchen, dafür schon ab
September Busreisenprospekte horten und sich sofort anmelden, auf den Märkten
dann Warenmengen erwerben, die einem kantonalen Exportvolumen entsprechen
ihre Wohnungen
in einem solchen Ausmass schmücken, dass ein normales Wohnen nicht mehr möglich
ist (Es gibt Hypernoëlitiker, die vom 1.12. bis zum 27.12. keine Kleider
wechseln, weil vor dem Schrank eine Lichterkette hängt, es sind auch schon
welche verhungert, weil der Herrnhuter Stern in der Küche das Öffnen des
Kühlschranks verunmöglicht.)
sämtlichen
Personen, die sie im letzten Jahr getroffen haben, eine Weihnachtskarte
schreiben, also auch dem Rezeptionisten des Hotels in Hannover, der Kassiererin aus dem ALDI in Berlin, dem Taxifahrer in Zürich, sowie allen Mitarbeitern ihrer
Firma, auch wenn sie bei Novartis schaffen.
so viele
blausilbern, rotgolden oder grauschimmernd eingewickelte Päckchen mit grünen,
gelben, weissen und grauen Bänderchen zuhause rumstehen haben, dass sie längst
den Überblick verloren haben, wem sie was schenken wollen, und dann aus
Versehen der Grosstante das Aftershave und dem Arbeitskollegen das Negligé
überreichen.
bei Jingle Bells, Rudolph the Red Nose Rendeer und Last Christmas, aber auch bei Stille
Nacht, O du fröhliche und Alle Jahre wieder in euphorische
Verzückung geraten, mitgrölen und tanzen, auch wenn das Lied am betreffenden
Tag schon zum 894. Mal abgespielt wird.
sich ab dem
Ersten Advent ausschliesslich von Marzipangebäck und Glühwein ernähren, um dann
am 24. eine Gans, am 25. einen Truthahn und am 26. eine Ente in sich
hineinzustopfen.
an Neujahr
stets behaupten, sie würden «nächstes Jahr viel weniger Aufwand treiben und den
ganzen Rummel nicht mehr mitmachen».
Wie kann nun
ein Hypernoëlismus
vermieden werden?
Nun, am
besten wäre es natürlich, die Zeit vom 1.12. bis zum 24.12. in einer
weihnachtsfreien Zone zu verbringen, allerdings ist dies gar nicht so einfach,
weil selbst in nichtchristlichen Länder die Hotels mit Tannenbäumen geschmückt
sind und in den Supermärkten Winter Wonderland läuft. Einige Orte gelten
allerdings als vollständig clean, zum Beispiel
a)
ca. 15 Oasen in der Südsahara
b)
das Me'a She'arim, das jüdisch-orthodoxe Viertel in
Jerusalem
c)
der Ayers Rock in Australien
d)
der Marianengraben
Sollte es
nicht möglich sein, einen dieser Plätze aufzusuchen, hält man sich an die 5
goldenen Regeln:
1.)
Besuchen Sie nur einen Weihnachtsmarkt pro
Saison, halten Sie sich nur kurze Zeit dort auf und – kaufen Sie nichts! Gerade
Produkte wie Wurzsalbe und Kräuterkerzen können den Hypernoëlismus
hervorrufen.
2.)
Meiden Sie Orte, wo Musik gespielt wird, hören
Sie zuhause nur unweihnachtliche, garstige und schräge Musik, wie z.B.
Elektropunk oder laute Trommelstücke.
3.)
Trinken
Sie niemals Glühwein! Niemals! Nie! Zu keiner Zeit! Versprechen Sie mir das?
Die mischen da nämlich so Stoffe rein, die einen zum Hypernoëlitiker
machen, indem sie Ratio und Verstand ausser Kraft setzen.
4.)
Hören Sie auf «Schöne Weihnachten» oder «Frohe
Festtage» zu sagen. Wünschen Sie stattdessen eine «erträgliche und gefestigte
Jahresendzeit».
5.)
Zünden Sie ab dem 20.12. keine Lichter mehr an,
keine Kerzen und keine Lampen.
Sollte es
Sie dennoch dieses Jahr erwischen, geben diese Seiten Hilfe:
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