Ich bin sehr glücklich.
Ich bin nämlich weg.
Lieber Freund!
Das Herz von uns Menschen ist merkwürdig.
Ich mag dich.
Ich bin oft mit dir zusammen.
Und trotzdem gehe ich weg.
Und bin glücklich.
Alphons Clenin war Dorf*polizist in Twann.
Er fand am 3.11.1948 ein Auto.
Das Auto stand an der Strasse von Lamboing.
Die kommt an dieser Stelle aus dem Wald.
Der Wald gehört zur Twann*bach*schlucht.
Das Auto war ein blauer Mercedes.
Er stand
oben auf seinem Dach.
Er sah auf
die Insel.
Er war der
Insel*herrscher.
Er war sehr
vergnügten.
Er hatte
einen Gast: den König von Ägypten.
Zu dem sagte
er: «Das alles regiere ich! Ich bin sehr glücklich!»
Haben Sie
die Beispiele erkannt?
Nein?
Es waren die
Anfänge von Die Leiden des jungen
Werthers von Goethe, Der Richter und
sein Henker von Dürrenmatt und Der
Ring des Polykrates von Schiller.
Zugegebenermassen
in einer etwas anderen Form.
Man nennt
das «Leichte Sprache», und eben diese ist ein Wunderding, das sich hoffentlich
bald durchsetzen wird. Die Leichte Sprache wird unser Leben vereinfachen,
simplifizieren, sie wird es erleichtern und beglücken, sie wird uns Zeit und
Nerven zurückschenken. Nie mehr vor einem Amtsbrief sitzen, den nur ein Jurist
verstünde, nie mehr vor den Klassikern zurückschrecken, endlich auch bei
Diskussionen über Adorno oder Hegel mitreden können, endlich alles kapieren.
Die Leichte Sprache ist also sozusagen der Sprühreiniger der Linguistik, sie
ist der Reissverschluss der Sprachwissenschaft, sie ist der
Allesaufeinenruckzerkleinerer der Deutschdidaktik.
Die Leichte
Sprache funktioniert nach wenigen, aber klaren Grundregeln:
Kurze Sätze.
Hauptsätze.
Wenig
Fremdwörter.
Zusammengesetzte
Wörter werden durch einen Punkt getrennt, den Medio*punkt.
Und nun
hören wir natürlich schon wieder die Ewiggestrigen, die Berufsnörgler, wir
hören die Stetsquerulanten und die Altbackenen, hören die Bildungsbürger und
Sprachfetischisten jammern:
Verarmung
der Sprache! Ende des Deutschen!
Und nun
hören wir auch wieder die Vergeistigten, die Philosophischen, die Schöngeister,
wir hören die Steinerleute und die Lyrikfetischisten, die anmerken, dass eine
komplexe und schwierige Sprache für einen schönen Text eben manchmal nötig sei,
dass es eben das Literarische an der Sprache ausmache, nicht immer einfach zu
sein.
Aber wir
werden uns nicht diesen Leuten richten. Die
Rettet-die-Deutsche-Sprache-Fraktion ist nämlich eindeutig in der Minderheit.
Zum Glück.
Was sind
denn das für Heinis, die «heterogen» sagen, wenn man auch «nicht einheitlich»
sagen könnte, die von «Anthropologie» reden, wenn es «Menschen*kunde» gibt? Was
sind das für Deppen, die Gedichte auswendig lernen oder – viel, viel schlimmer
– sie auch noch tanzen? Was sind das für Leute, die in jedem Satz einen
Nebensatz, der einen Nebensatz, der ebenfalls einen Nebensatz provoziert,
einhält, einbauen müssen?
Es sind
verquaste, blutarme und körperlose Typen.
Typen, die
mit ihrer komplexen Sprache die Schwachheit ihres restlichen Lebens kaschieren.
Machen Sie den Test! Lassen Sie mal einen Kerl, der «heterogen» und
Anthropologie» sagt, der Ihnen Gedichte vortanzen will und in jeden Satz einen
Nebensatz, der einen Nebensatz, der ebenfalls einen Nebensatz provoziert,
einhält, einbaut, sein T-Shirt ausziehen. Werden Sie dort ein stahlhartes,
definiertes Sixpack sehen, einen Waschbrettbauch, der auf jedes CK-Plakat
könnte?
Mitnichten.
Da
schwabbelt es.
Mit der scheinbar
schönen und komplizierten Sprache wird nur vom untrainierten Körper abgelenkt.
Freuen wir
uns also auf den Einzug der Leichten Sprache.
Freuen wir
uns auf einfache, unverquaste, auf lesbare Texte.
Auch dieser
Blog wird ab 2018 in Leichter Sprache geschrieben.
Gelegentlich.
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