Kann man auf
die deutschen Soldaten der beiden Weltkriege stolz sein?
Diese Frage
hat ja neulich der AfD-Mensch Gauland in den Raum gestellt und für sich klar
mit «ja» beantwortet. Ich möchte diese Frage mir nun auch stellen und Ihnen
meine Antwort mitteilen:
Ja, man
kann.
Sie werden
sicher jetzt sicher wundern, dass ich eine solche Aussage hier zu Papier bringe
– ist das bei einem Blog eigentlich die richtige Formulierung, oder wie müsste
man bei einem Blog dann sagen, vielleicht «zu Bites bringen» – habe ich mich
doch bislang nicht gerade als Anhänger der AfD hingestellt. Sehen Sie, ich
komme zwar auf die gleiche Antwort wie Gauleit.., sorry Gauland, aber
vielleicht sind die Soldaten, auf die ich so stolz bin, andere als die, die
unser Politiker in den Himmel hebt.
Ich bin
stolz auf einen meiner Vorfahren – es gab ihn wirklich, Ehrenwort – der keinen
Namen und keine Jahreszahlen für mich hat, da über ihn nur bei vorgehaltener
Hand und nur im Flüsterton geredet wurde, er war der Aussenseiter, das Schwarze
Schaf, er war der Schandfleck und der Ausrutscher, er war der die peinliche
Ausnahme und der Skandal der Sippe. Während die meisten Urgrossonkel,
Urgrossväter und Urvetter sich 1914-1918 an diversen Fronten täpferst
geschlagen hatten, war dieser Mensch im WK I desertiert; er war vor der Fahne
geflohen, er hatte die Sache Krieg auf sich beruhen lassen und war gegangen.
Dieser eine Vorfahr hat mich als Pazifist und KDV immer am meisten
interessiert, aber es war ja über ihn nichts zu erfahren.
Ihm möchte
ich heute ein Denkmal setzen.
Ihm dem
Untapferen, Unheldenhaften, ihm, dem Verfemten und Verachteten.
Urahn, wie
immer du auch hiessest:
Ich bin
stolz auf dich!
«Keine
Gefangenen machen» heisst in der Militärsprache eigentlich «alle umbringen».
Dass man diese Phrase auch einfach wörtlich nehmen kann, sprich Feinde schlicht
und simpel NICHT gefangen nehmen, sie laufen, springen, sie ihres Weges und
ihres Pfades ziehen lassen, dass man einfach kurz weggucken kann (nach dem
Motto: War da was?) hat uns Böll vorgemacht, er berichtet in seinem Werk ein
paar Male davon. Das war im Krieg – wir sind jetzt natürlich im WK II – gar
nicht so ungefährlich, wenn es herauskam, dann war der Ärger vorprogrammiert.
Auf diesen
jungen Rheinländer Heinrich bin ich auch stolz.
Stolz bin
ich auch auf alle die, die sich unsinnigen und lebensbedrohlichen Einsätzen
verweigert haben, die drakonische Strafen in Kauf nahmen, weil sie
Kamikaze-Befehle und Selbstmordeinsätze, weil sie Himmelfahrtskommandos nicht
machten. Wenn ein Oberst, Major oder Hauptmann eine kleine Avantgarde
losschickte, um ein von Partisanen besetztes Dorf auszukundschaften, wenn ein
Oberst, Major oder Hauptmann von der Idee befallen wurde, eine Artillerie mit
ein paar Mann zu überrennen, dann gehörte ihm der Vogel gezeigt, aber es gab
wenige Soldaten, die das auch machten.
Auch auf sie
bin ich stolz.
Ich bin
stolz auf die deutschen Soldaten, die im «Feind» den Menschen sahen.
Ich bin
stolz auf die deutschen Soldaten, die lustlos fochten.
Ich bin
stolz auf die deutschen Soldaten, die sich für einen Orden geschämt hätten.
Ich bin
stolz auf die deutschen Soldaten, die feige waren.
Wann kommt
endlich das Denkmal, das wir uns alle wünschen:
IN ERINNERUNG AN DIE DEUTSCHEN
DESERTEURE
FEIGLINGE
BEFEHLSVERWEIGERER
1914-1918 1939-1945
Im Übrigen
bin ich natürlich auf alle englischen, amerikanischen, auf alle russischen und
französischen, auf alle anderen Soldaten stolz, die unsoldatisch gehandelt
haben.
Kann man auf
die deutschen Soldaten der beiden Weltkriege stolz sein?
Diese Frage
hat ja neulich der AfDler Gauleit…, sorry, Gauland in den Raum gestellt und für
sich klar mit «ja» beantwortet.
Ich bin mit
ihm völlig einig. Aber ich glaube, er hat nicht die Soldaten gemeint, die ich
beschrieb. Ich glaube, er meinte wirklich die Tapferen, die bis zum letzten
Blutstropfen fochten.
Deshalb:
Hoffen wir, dass übermorgen eine solche Partei eins auf den Latz bekommt.
https://web.stanford.edu/class/cs101/bits-bytes.html
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Du hast Gleichgesinnte! (Nicht nur in mir) https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deserteurdenkmal_(Hamburg)
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