Freitag, 1. September 2017

Tausch in der Badi: Bücher - Badehosen - Männer



Viele Schweizer Badis boten neu in diesem Sommer einen netten Service: Eine Bibliothek. Diese Büchereien funktionieren nach einem ganz einfachen Prinzip, nämlich dem Prinzip
BRINGE EIN BUCH – NEHME EIN BUCH MIT
Genauso stand es auf der Papptafel am Eingang des Joggeli.

Nun ist oder war hier nicht nur Strandlektüre gefragt, der Begriff der Strandlektüre ist eh ein Quatsch, warum soll jemand, der sonst anspruchsvolle Sachen liest, auf dem Liegestuhl an der Costa Brava auf einmal Feuer der Begierde oder Schweiss auf deinen Wangen lesen, warum soll jemand, der sonst zu Genazino oder Muschg greift auf der Wiese am Greifensee auf einmal in Simmel oder Konsalik blättern? Im Gegenteil, gerade am Strand, am See, on the beach hat man ja gerade Zeit für etwas, was ein wenig Musse verlangt.
Welche Bücher soll man da nun abgeben? Ganz einfach, Bücher, die man einmal mit Freude gelesen hat, aber nicht unbedingt ein zweites Mal lesen muss. Den Zauberberg liest man vielleicht ein weiteres Mal, der bleibt im Bücherschrank, Vollidiot, Resturlaub, Millionär und Übermann sicher nicht, die Tommy Jaud-Schmöker können also getrost in die Regale der Badibibliothek.

Ich habe diesen Sommer zwei Rituale entwickelt, das eine war der Bücher-Rund-Tausch, das andere das Letztes-Mal-Lesen.
Beim Bücher-Rund-Tausch wandert das eine Buch von Badi 1 zu Badi 2, in Badi 2 nimmt man das nächste, das dann in Badi 3… usw. So nahm ich mir den Krimi Dunkle Treppen im Joggeli, den ich natürlich nicht fertiglas, sondern erst im Seebad Tiefenbrunnen in Zürich, dort blieb er zugunsten des Familienromans Das Austernschlemmen, den ich dort mitnahm und im Lido in Luzern beendete, dort hinstellte und statt seiner den Thriller Warte, bis der Morgen graut ergriff. Jener Thriller landete dann wieder im Joggeli.

Beim Letztes-Mal-Lesen liest man ein Buch, das man schon sehr gut kennt, ein letztes Mal und setzt es dann aus. Nein, ich habe keinen Böll ausgesetzt, obwohl ich Haus ohne Hüter und Billard um halb zehn fast auswendig kann, nein einen Böll traf dieses Schicksal nicht, die Bölls kommen noch zu mir ins Grab, sondern heiter-flockige Bücher, die einen zweimal, nun auch noch ein drittes Mal zum Lachen gebracht haben, aber nun war gut.

Die Frage, die ich mir die ganze Zeit aber stellte, war die folgende:
Könnte man den Tauschservice nicht noch auf andere Dinge ausweiten?

So könnte doch an den Eingängen der Gartenbäder und der Seebadis eine Badehosentauschbörse sein, genau nach dem gleichen Motto
BRINGE EINE BADEHOSE – NEHME EINE BADEHOSE MIT
Es gibt doch sicher Leute, die aus ihren Badeshorts, ihrer Badehose, die aus ihrer SPEEDO®, die aus ihrer ADIDAS® hoffnungslos herausgewachsen sind, natürlich nicht in der Länge, sondern vor allem in der Breite, Leute, die sich in ihre Sportbadehose zwar noch hineinzwängen könnten, dann aber keine Luft mehr bekämen. Die könnten diese Textilien dann einfach dalassen und statt ihrer S- oder M-Badehose eine L, XL oder XXL mitnehmen. Die Leute, die abgenommen haben und durch ihre Badeshorts, ihre Badehose, die durch ihre SPEEDO®, die durch ihre ADIDAS® durchrutschen, können ihre zu weiten Badeklamotten dalassen und engere mitnehmen.
Die einzige Frage ist, ob die Anzahl der Verschlankten der Anzahl der Verdickten entspricht, oder anders formuliert: Haben so viele ab- wie zugenommen? Sonst geht es nämlich nicht auf.

Gehen wir noch einen Schritt weiter.
Man könnte doch auch Männer tauschen.

Da nervt sich Lara (21), dass ihr Freund Marco (23) so inaktiv ist, auf dem Badetuch wie festgeklebt, faul, sonnenträge, während sie beachen will, Ping-Pong spielen, während sie schwimmen will und die 50 Meter-Rutschbahn ausprobieren, sie nervt sich an ihm, weil er nur da liegt und in die Sonne starrt, ja, dann bringt sie ihn halt zum Partnertauschplatz in der Badi und holt sich Timmy (20), der genauso vibrierend und sportsüchtig ist wie sie, der beachen und Ballspielen und schwimmen und rutschen will wie sie, während Marco von Tina (24) geholt wird, die einfach einen Typen will, der ruhig neben ihr liegt und die Sonne geniesst und nicht ständig zu Rutschbahn, Schwimmbecken, zu Tischtennisplatte oder Volleyballfeld aufspringt.

Die einzige Frage, die sich stellt ist, ob die Kerle am Abend abgeholt sein müssen, das ist ja schwieriger als bei Büchern oder Badehosen. Bücher und Badehosen müssen ja nicht essen, nicht trinken, müssen nicht schlafen oder sich rasieren. Auch der Männer-Rund-Tausch wird problematischer als der Bücher-Rund-Tausch, denn es ist ja blöd, wenn Marco, den man im Joggeli geholt hat, dann am nächsten Tag im Seebad Tiefenbrunnen gelassen wird, ein Basler in Zürich ausgesetzt.

Aber Probleme sind ja zum Lösen da.  













































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