Viele
Schweizer Badis boten neu in diesem Sommer einen netten Service: Eine
Bibliothek. Diese Büchereien funktionieren nach einem ganz einfachen Prinzip,
nämlich dem Prinzip
BRINGE EIN
BUCH – NEHME EIN BUCH MIT
Genauso
stand es auf der Papptafel am Eingang des Joggeli.
Nun ist oder
war hier nicht nur Strandlektüre gefragt, der Begriff der Strandlektüre ist eh
ein Quatsch, warum soll jemand, der sonst anspruchsvolle Sachen liest, auf dem
Liegestuhl an der Costa Brava auf einmal Feuer
der Begierde oder Schweiss auf deinen
Wangen lesen, warum soll jemand, der sonst zu Genazino oder Muschg greift
auf der Wiese am Greifensee auf einmal in Simmel oder Konsalik blättern? Im
Gegenteil, gerade am Strand, am See, on the beach hat man ja gerade Zeit für
etwas, was ein wenig Musse verlangt.
Welche
Bücher soll man da nun abgeben? Ganz einfach, Bücher, die man einmal mit Freude
gelesen hat, aber nicht unbedingt ein zweites Mal lesen muss. Den Zauberberg liest man vielleicht ein
weiteres Mal, der bleibt im Bücherschrank, Vollidiot,
Resturlaub, Millionär und Übermann sicher
nicht, die Tommy Jaud-Schmöker können also getrost in die Regale der
Badibibliothek.
Ich habe
diesen Sommer zwei Rituale entwickelt, das eine war der Bücher-Rund-Tausch, das
andere das Letztes-Mal-Lesen.
Beim
Bücher-Rund-Tausch wandert das eine Buch von Badi 1 zu Badi 2, in Badi 2 nimmt
man das nächste, das dann in Badi 3… usw. So nahm ich mir den Krimi Dunkle Treppen im Joggeli, den ich
natürlich nicht fertiglas, sondern erst im Seebad Tiefenbrunnen in Zürich, dort
blieb er zugunsten des Familienromans Das
Austernschlemmen, den ich dort mitnahm und im Lido in Luzern beendete, dort
hinstellte und statt seiner den Thriller Warte,
bis der Morgen graut ergriff. Jener Thriller landete dann wieder im
Joggeli.
Beim
Letztes-Mal-Lesen liest man ein Buch, das man schon sehr gut kennt, ein letztes
Mal und setzt es dann aus. Nein, ich habe keinen Böll ausgesetzt, obwohl ich Haus ohne Hüter und Billard um halb zehn fast auswendig kann, nein einen Böll traf
dieses Schicksal nicht, die Bölls kommen noch zu mir ins Grab, sondern
heiter-flockige Bücher, die einen zweimal, nun auch noch ein drittes Mal zum
Lachen gebracht haben, aber nun war gut.
Die Frage,
die ich mir die ganze Zeit aber stellte, war die folgende:
Könnte man
den Tauschservice nicht noch auf andere Dinge ausweiten?
So könnte
doch an den Eingängen der Gartenbäder und der Seebadis eine Badehosentauschbörse
sein, genau nach dem gleichen Motto
BRINGE EINE
BADEHOSE – NEHME EINE BADEHOSE MIT
Es gibt doch
sicher Leute, die aus ihren Badeshorts, ihrer Badehose, die aus ihrer SPEEDO®,
die aus ihrer ADIDAS® hoffnungslos herausgewachsen sind, natürlich nicht in der
Länge, sondern vor allem in der Breite, Leute, die sich in ihre Sportbadehose
zwar noch hineinzwängen könnten, dann aber keine Luft mehr bekämen. Die könnten
diese Textilien dann einfach dalassen und statt ihrer S- oder M-Badehose eine
L, XL oder XXL mitnehmen. Die Leute, die abgenommen haben und durch ihre Badeshorts,
ihre Badehose, die durch ihre SPEEDO®, die durch ihre ADIDAS® durchrutschen,
können ihre zu weiten Badeklamotten dalassen und engere mitnehmen.
Die einzige
Frage ist, ob die Anzahl der Verschlankten der Anzahl der Verdickten
entspricht, oder anders formuliert: Haben so viele ab- wie zugenommen? Sonst
geht es nämlich nicht auf.
Gehen wir
noch einen Schritt weiter.
Man könnte
doch auch Männer tauschen.
Da nervt
sich Lara (21), dass ihr Freund Marco (23) so inaktiv ist, auf dem Badetuch wie
festgeklebt, faul, sonnenträge, während sie beachen will, Ping-Pong spielen,
während sie schwimmen will und die 50 Meter-Rutschbahn ausprobieren, sie nervt
sich an ihm, weil er nur da liegt und in die Sonne starrt, ja, dann bringt sie
ihn halt zum Partnertauschplatz in der Badi und holt sich Timmy (20), der
genauso vibrierend und sportsüchtig ist wie sie, der beachen und Ballspielen
und schwimmen und rutschen will wie sie, während Marco von Tina (24) geholt
wird, die einfach einen Typen will, der ruhig neben ihr liegt und die Sonne
geniesst und nicht ständig zu Rutschbahn, Schwimmbecken, zu Tischtennisplatte
oder Volleyballfeld aufspringt.
Die einzige
Frage, die sich stellt ist, ob die Kerle am Abend abgeholt sein müssen, das ist
ja schwieriger als bei Büchern oder Badehosen. Bücher und Badehosen müssen ja nicht
essen, nicht trinken, müssen nicht schlafen oder sich rasieren. Auch der
Männer-Rund-Tausch wird problematischer als der Bücher-Rund-Tausch, denn es ist
ja blöd, wenn Marco, den man im Joggeli geholt hat, dann am nächsten Tag im
Seebad Tiefenbrunnen gelassen wird, ein Basler in Zürich ausgesetzt.
Aber
Probleme sind ja zum Lösen da.
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