Man will ja
eigentlich gar nicht mehr über Donny schreiben. Es gäbe so viele andere witzige
Dinge. Ich selbst habe sechs Posts im Vorrat, in petto, ich habe sie auf der
Seite und im Kästchen, sie liegen parat und vorbereitet, wartend, das Licht der
Öffentlichkeit zu erblicken, aber sie werden weiter warten müssen, Donny hat
Vorrang. Er ist wie ein Verkehrsunfall: Schrecklich, grausam, wüst, aber man
muss einfach hingucken.
Ich schärfe
in meinen Chorproben meinen Leuten immer ein, «die Kommata zu singen». Damit
meine ich nicht, dass die Soprane und Alti «KOMMA» singen oder die Tenöre und
Bässe «ssstttt» machen, wenn ein Satzzeichen steht, sondern dass da, wo ein
Komma steht, eine kleine Lücke gelassen wird. Ich bin nämlich in 25 Jahren
Chorleitung dahintergekommen, dass die sogenannte Textverständlichkeit nicht
dadurch erreicht wird, dass man die Konsonanten herausknallt, sondern indem man
die Wörter und Satzteile trennt. («Dein, o Herr» versteht man besser als
«Deinoeer»). Neulich sangen meine Choristen in einer Vertonung des Gebetes des
Heiligen Franz:
Herr, lass mich trachten, nicht geliebt zu
werden.
Hier macht
ein fehlendes Komma – und das kommt selten vor, wenn auch die Deutschlehrer das
für die Regel halten – den ganzen Sinn kaputt. Hätten sie das Satzzeichen
gesungen, wäre der Sinn klar gewesen:
Herr, lass mich trachten, nicht, geliebt zu
werden.
Lachend
erklärte ich ihnen, dass wohl kaum ein Mensch es partout darauf anlegt, von
aller Welt, von allen Leuten, von der ganzen Erde und allen Nationen gehasst zu
werden.
Und jetzt
sind wir wieder beim Thema: Trump scheint es darauf anzulegen. Gäbe es einen
weltweiten Wettbewerb um den Titel des meistgehassten Staatsoberhauptes, Trump
kletterte in der Liste jeden Tag ein Stück nach oben.
In England
zum Beispiel kursiert eine Petition, ihn zwar ins Land, ihm aber keinen
offiziellen Staatsempfang zukommen zu lassen. Denn das bedeutete Besuch bei der
Queen. Und die sei ja eine Frau. Gut, die Gefahr, dass Donny der Lisbeth
ständig auf die Titten (s.v.v.) starrt oder ihr irgendwo hinlangt, dass er
sexuell anzüglich oder sexuell übergriffig wird, ist angesichts des doch
fortgeschrittenen Alters der Königin wahrscheinlich nicht gegeben, aber die
Unterschriftenliste spricht doch für sich.
Trump
trachtet, nicht geliebt zu werden. Und er setzt alle Hebel in Bewegung, dieses
Ziel auch wirklich zu erreichen. Und vielleicht haben seine bibeltreuen
Genossen ihm da einen kleinen Tipp gegeben: Schau mal in die Heilige Schrift,
mit welchem Mittel die Oberen sich da möglichst verhasst gemacht haben. Das war
nämlich der Erlass, das Gebot, das war der Befehl, das Dekret, oder wie immer
man es auch nennen mag. Es gibt Hunderte von Beispielen, aber das bekannteste
steht in der Weihnachtsgeschichte:
Und es begab sich aber zu der Zeit, dass ein
Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätztet würde…
Sämtliche
Bewohner der Römischen Welt in ihre Bürgerorte zu treiben, das hat sicher die
Beliebtheit des Imperators, eine Beliebtheit, die auf einer Skala von 1 bis 10
eh schon bei 0 war, auf -3 bis -7 sinken lassen, Tendenz fallend.
Und so
betritt Trumpeltier jeden Morgen das Oval Office mit dem Gedanken: Mit welchem
Erlass, mit welchem Dekret, mit welchem Befehl oder Gebot könnten wir die
Weltgemeinschaft wieder richtig ärgern? Homosexualität wieder unter Strafe
stellen? Eine Mauer an der Kanadischen Grenze, damit keine Amis mehr ins
Nachbarland abhauen? Oder einen Tunnel, dass die ungewollten Sombreroheinis
gleich von ihrem Land nach Kanada kommen? Austritt aus der UN? Ausweisung aller
Nicht-US-Bürger? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Herr,
lass mich trachten, nicht geliebt zu werden.
Was läuft
falsch bei diesem Menschen? Und kann es nicht irgendwie geheilt werden? Ich
halte nämlich Konfliktsucht durchaus für ein psychisches Problem. Aber da sässe
Donnylein doch an der Quelle, immerhin hat NY die weltweit höchste Psychiater-
und Therapeutendichte der Welt. (Die zweithöchste hat oder hatte mal Freiburg
im Breisgau, aber das ist eine andere Geschichte.)
Und
vielleicht könnte man ihm auf den Desk im Oval Office neben das rote Telefon,
mit dem er Befehle zur Vernichtung der Menschheit gibt, noch ein kleines grünes
stellen, das ihn direkt mit dem Handy seines Analytikers verbindet.
…Dr.
Slomski!
…Ja, Mr.
President?
…Ich will…
…Mr.
President, wollen Sie gerade ein Dekret unterschreiben?
…ja…
…Erst einmal
weglegen und tief durchatmen. Was ist es denn dieses Mal?
…Die
Abschaffung des Gnadesgesuches.
…Der letzten
Möglichkeit für einen Kerl in der Todeszelle, sich an den Präsidenten zu
wenden?
…ja
…Mr.
President, jetzt machen wir mal folgendes Gedankenspiel
…
…
Herr, lass mich trachten, nicht geliebt zu
werden.
Es ist
heilbar, da bin ich ganz sicher.
Man will ja
eigentlich gar nicht mehr über ihn schreiben. Es gäbe so viele andere witzige
Dinge. Ich selbst habe Posts im Vorrat, in petto, ich habe sie auf der Seite
und im Kästchen, aber sie werden weiter warten müssen, Donny hat Vorrang.
Mister
President ist wie ein Verkehrsunfall: Schrecklich, grausam, wüst, aber man muss
einfach hingucken.
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