Freitag, 3. Februar 2017

Trumps Gebet: Herr, lass mich trachten, nicht geliebt zu werden



Man will ja eigentlich gar nicht mehr über Donny schreiben. Es gäbe so viele andere witzige Dinge. Ich selbst habe sechs Posts im Vorrat, in petto, ich habe sie auf der Seite und im Kästchen, sie liegen parat und vorbereitet, wartend, das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken, aber sie werden weiter warten müssen, Donny hat Vorrang. Er ist wie ein Verkehrsunfall: Schrecklich, grausam, wüst, aber man muss einfach hingucken.

Ich schärfe in meinen Chorproben meinen Leuten immer ein, «die Kommata zu singen». Damit meine ich nicht, dass die Soprane und Alti «KOMMA» singen oder die Tenöre und Bässe «ssstttt» machen, wenn ein Satzzeichen steht, sondern dass da, wo ein Komma steht, eine kleine Lücke gelassen wird. Ich bin nämlich in 25 Jahren Chorleitung dahintergekommen, dass die sogenannte Textverständlichkeit nicht dadurch erreicht wird, dass man die Konsonanten herausknallt, sondern indem man die Wörter und Satzteile trennt. («Dein, o Herr» versteht man besser als «Deinoeer»). Neulich sangen meine Choristen in einer Vertonung des Gebetes des Heiligen Franz:
Herr, lass mich trachten, nicht geliebt zu werden.
Hier macht ein fehlendes Komma – und das kommt selten vor, wenn auch die Deutschlehrer das für die Regel halten – den ganzen Sinn kaputt. Hätten sie das Satzzeichen gesungen, wäre der Sinn klar gewesen:
Herr, lass mich trachten, nicht, geliebt zu werden.
Lachend erklärte ich ihnen, dass wohl kaum ein Mensch es partout darauf anlegt, von aller Welt, von allen Leuten, von der ganzen Erde und allen Nationen gehasst zu werden.

Und jetzt sind wir wieder beim Thema: Trump scheint es darauf anzulegen. Gäbe es einen weltweiten Wettbewerb um den Titel des meistgehassten Staatsoberhauptes, Trump kletterte in der Liste jeden Tag ein Stück nach oben.
In England zum Beispiel kursiert eine Petition, ihn zwar ins Land, ihm aber keinen offiziellen Staatsempfang zukommen zu lassen. Denn das bedeutete Besuch bei der Queen. Und die sei ja eine Frau. Gut, die Gefahr, dass Donny der Lisbeth ständig auf die Titten (s.v.v.) starrt oder ihr irgendwo hinlangt, dass er sexuell anzüglich oder sexuell übergriffig wird, ist angesichts des doch fortgeschrittenen Alters der Königin wahrscheinlich nicht gegeben, aber die Unterschriftenliste spricht doch für sich.

Trump trachtet, nicht geliebt zu werden. Und er setzt alle Hebel in Bewegung, dieses Ziel auch wirklich zu erreichen. Und vielleicht haben seine bibeltreuen Genossen ihm da einen kleinen Tipp gegeben: Schau mal in die Heilige Schrift, mit welchem Mittel die Oberen sich da möglichst verhasst gemacht haben. Das war nämlich der Erlass, das Gebot, das war der Befehl, das Dekret, oder wie immer man es auch nennen mag. Es gibt Hunderte von Beispielen, aber das bekannteste steht in der Weihnachtsgeschichte:
Und es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätztet würde…
Sämtliche Bewohner der Römischen Welt in ihre Bürgerorte zu treiben, das hat sicher die Beliebtheit des Imperators, eine Beliebtheit, die auf einer Skala von 1 bis 10 eh schon bei 0 war, auf -3 bis -7 sinken lassen, Tendenz fallend.
Und so betritt Trumpeltier jeden Morgen das Oval Office mit dem Gedanken: Mit welchem Erlass, mit welchem Dekret, mit welchem Befehl oder Gebot könnten wir die Weltgemeinschaft wieder richtig ärgern? Homosexualität wieder unter Strafe stellen? Eine Mauer an der Kanadischen Grenze, damit keine Amis mehr ins Nachbarland abhauen? Oder einen Tunnel, dass die ungewollten Sombreroheinis gleich von ihrem Land nach Kanada kommen? Austritt aus der UN? Ausweisung aller Nicht-US-Bürger? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 Herr, lass mich trachten, nicht geliebt zu werden.

Was läuft falsch bei diesem Menschen? Und kann es nicht irgendwie geheilt werden? Ich halte nämlich Konfliktsucht durchaus für ein psychisches Problem. Aber da sässe Donnylein doch an der Quelle, immerhin hat NY die weltweit höchste Psychiater- und Therapeutendichte der Welt. (Die zweithöchste hat oder hatte mal Freiburg im Breisgau, aber das ist eine andere Geschichte.)
Und vielleicht könnte man ihm auf den Desk im Oval Office neben das rote Telefon, mit dem er Befehle zur Vernichtung der Menschheit gibt, noch ein kleines grünes stellen, das ihn direkt mit dem Handy seines Analytikers verbindet.
…Dr. Slomski!
…Ja, Mr. President?
…Ich will…
…Mr. President, wollen Sie gerade ein Dekret unterschreiben?
…ja…
…Erst einmal weglegen und tief durchatmen. Was ist es denn dieses Mal?
…Die Abschaffung des Gnadesgesuches.
…Der letzten Möglichkeit für einen Kerl in der Todeszelle, sich an den Präsidenten zu wenden?
…ja
…Mr. President, jetzt machen wir mal folgendes Gedankenspiel

Herr, lass mich trachten, nicht geliebt zu werden.

Es ist heilbar, da bin ich ganz sicher.

Man will ja eigentlich gar nicht mehr über ihn schreiben. Es gäbe so viele andere witzige Dinge. Ich selbst habe Posts im Vorrat, in petto, ich habe sie auf der Seite und im Kästchen, aber sie werden weiter warten müssen, Donny hat Vorrang.
Mister President ist wie ein Verkehrsunfall: Schrecklich, grausam, wüst, aber man muss einfach hingucken.



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