Endlich habe
ich ein neues iPhone. Auf dem alten ging ja auch gar nichts mehr, keine Apps
mehr und kein Internet und WLAN nicht richtig und überhaupt und WhatsApp schon
gar nicht. Nachdem ich nun zwei Jahre herumgedümpelt habe, nach dem Motto
«Wieso was Neues, wenn das Alte noch funktioniert», habe ich mir neulich ein
neues Gerät zugelegt. Und endlich kann ich wieder Apps herunterladen. Was ich
natürlich auch sofort mache.
Games zum
Beispiel. Mein Lieblingsgame ist der AKINATOR, eine Art Flaschengeist, der
versucht, von mir festgelegte Figuren herauszufinden. Dabei geht er nicht
irgendwie systematisch vor (Fiktiv/real? Mann/Frau? Verstorben/Lebt? etc.),
sondern durch einen Algorhythmus, der die bisher gespielten Figuren auswertet. Nachdem
er lange auf dem alten Gerät nicht tat, habe ich sofort downgeloaded. Meine
Enttäuschung ist allerdings gross, der Gute ist nicht wirklich schlauer
geworden. In den vier Spielen, die ich bisher machte, schlug ich ihn dreimal,
d.h. er fand es nicht heraus, und zwar mit den Autoren Dominik Bernet und
Sibylle Lewitscharoff, sowie dem Theologen Kuschel (Nachfolger von Küng in
Tübingen), den Schauspieler Martin Wuttke fand er nach drei Versuchen.
Natürlich liegt das in der Natur der Sache, selten gespielte Leute kann man
nicht richtig verwerten. Immerhin bot er mir dieses Mal bei der Kuschelsuche irgendwann
Habermas an, irgendein Intellektueller muss also mal Habermas gespielt haben –
später fiel es mir ein: Ich war es selbst vor drei Jahren…
Die BVB-App
erweist sich als ganz praktisch: Wann fährt hier das nächste Verkehrsmittel?
Ort eingeben und man bekommt alle Abfahrtszeiten angezeigt. Da ich als
Überpünktlicher aber sowieso viel zu früh an der Haltestelle bin, ist die App
für mich nicht wirklich der Heuler. Ebenso die Taxi-App, hier muss man
Abfahrtsort und Ziel einstellen, die Zeit, und dann kann man einen Wagen
bestellen. Braucht nur 30 Sekunden, ein Anruf bei der Taxizentrale allerdings
nur 15. Der Vorteil bei der App ist, man landet direkt im System. Mir ist es
nämlich schon dreimal passiert, dass meine Bestellung nicht notiert war. Die
Taxi-App wäre also überflüssig, wenn die Menschen am anderen Ende der Leitung
meine Angaben auch wirklich in ihren PC tippen würden und nicht während des
Ja…ja…ja…-Sagens ihre Fingernägel lackierten oder Suppe ässen.
Ganz toll aber
sind die Apps, die mein Leben so unbeschwert und heiter und einfach machen. Die
Koch-App zum Beispiel. Sie machen ein Foto von ihrem Kühlschrank, die App
erkennt den Inhalt und macht ihnen sofort einen Menüvorschlag mit Rezept. Geht
echt! Ich habe es ausprobiert: Mein Kühlschrank enthielt Kartoffeln, Eier,
Speck und Butter. Und ein wenig Rucola. Und sofort erschien auf dem
Handydisplay «Bauernomelett mit Salat». Ich meine, da wäre ich doch von selbst
niemals draufgekommen, ich hätte mir wahrscheinlich Hartgekochte Eier mit
Kartoffelsauce und als Dessert Speck-Rucola-Parfait zubereitet.
Genauso
bahnbrechend ist die Putz-App. Wenn sie alle Ihre Putzvorgänge eintragen, weiss
die App, wann wieder geputzt werden muss, sie weiss auch den vermutlichen Stand
Ihrer Putzmittel.
Letzter Fensterputz 30.11.2016. Müssten Sie
nicht mal wieder…? Glasreiniger ist noch da…
Gut, hier
würde auch ein Blick AUF die Fenster und IN den Flurschrank genügen, aber wir
leben ja in modernen Zeiten. Werfen Sie aber in der Küche nie was runter, die
App kriegt das nicht mit, und so sitzen Sie dann vor einem riesigen Tomatensee
und sagen sich: «Müsste ich den jetzt nicht gleich wegmachen, aber die App
sagt, nächster Küchenbodenputz übermorgen…»
Die
Fitness-App ist ebenso grandios. Allerdings macht jetzt Schwimmen gehen nicht
mehr ganz so viel Spass. Das Aussetzen des fast nackten Körpers in den
Elementen hat ja was Archaisches, was Animalisches und Urzeitmässiges, das
Wasser an Brust und Beinen zu spüren ist ein beinahe spiritueller Vorgang. Wenn
ich jetzt vollverkabelt ins Becken springe (Pulsmesser, Blutdruckmesser,
Schwungzähler, Wendenzähler, Kalorienmesser…) ist die Ursprünglichkeit ein
bisschen dahin.
Diese Apps
haben aber auch noch einen weiteren Nachteil: Sie gaukeln mir vor, entscheidend
am Vorgang mitzuwirken, aber lassen mich dann doch allein. Eine Koch-App, die
nicht nur Rezepte liefert, sondern auch noch selber kochen würde, das wäre
etwas! Warum gibt es keine Putz-App, die meine Küche, mein Bad und meinen Flur
auch wirklich schrubbt? Und warum gibt es keine App, die für mich Sport macht?
Das müsste man mal erfinden.
Dennoch: Die
Appitis hat mich voll erfasst.
Schauen (16
verschiedene Wetter-Apps? Müssen wir angucken!)
Auswählen
(bei METEO-PROFI ist morgen das Wetter am besten, die nehmen wir)
Laden
(einmal draufgetippt, schon passiert)
Installieren
(1 Minute warten, so, jetzt scheint morgen die Sonne)
Schauen
Auswählen
Laden
Installieren
Schauen
Auswählen
Laden
Installieren
…
Neulich war
ich schon dabei, das regionale Abo für den Tarifverbund Nordwestschweiz, das
sogenannte U-Abo zu laden, als ich merkte, dass ich ja das Schweizer
Generalabonnement habe. Die 2017-Autobahn-Vignette habe ich mir aber als App
geholt.
Dabei besitze
ich gar keinen PKW.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen