Letzte Nacht
hatte ich einen furchtbaren Albtraum: Dieter Bohlen war tatsächlich
Bundeskanzler geworden und legte Carmen Geissen, die zur Bundespräsidentin
elektiert worden war, seine Kabinettsliste vor:
Trump war
Aussenminister und Vizekanzler.
Erdogan Minister
für Kultur, Wissenschaft und Sport.
Le Pen war
Innenministerin.
Orban war
Minister für Technik, Wirtschaft und Energie.
Und Frau
Geissen ernannte sie alle.
In den
folgenden Tagen gaben die Herrschaften ihre Programme bekannt, die so
schrecklich waren, dass man guten Gewissens von einem Horrorkabinett sprechen
konnte. Trump verkündete, dass Deutschland alle Beziehungen zu Staaten unter 30
Millionen Einwohner abbrechen würde, die seien nicht wichtig, das seien
Peanuts, und überhaupt habe er keine Lust sich die ganzen Hauptstädte zu
merken; schärfster Protest aus Bern, Den Haag und Wien, der aber ungehört
verhallte. Erdogan wiederum sprach in einer Pressekonferenz von der Schliessung
aller Theater, die unnationale, linke, kritische, die staatsgefährdende und
tendenziöse Autoren spielten, also praktisch aller Bühnen von Thalia bis
Residenztheater, ebenso sprach er sich dafür aus, alle GEZ-Gelder dem RTL
zukommen zu lassen. Le Pen gab bekannt, endlich rigoros gegen
Ausländerkriminalität vorgehen zu wollen. So schlug sie den Begriff «Vorläufige
Exekution» vor, nach dem terrorverdächtige Subjekte prophylaktisch erschossen
werden können, eine Massnahme, gegen die sie allerdings jederzeit Berufung
einlegen dürfen. Orban fasste sich kurz: 143 neue AKWs, zuständig allein er und
keinerlei Dreingeschwätz von irgendwelchen Atombehörden.
Schweissgebadet
erwachte ich.
Schweissgebadet,
aber froh und dankbar.
Denn:
Trump kann weder
Bundeskanzler noch -präsident werden.
Le Pen kann
keine Ministerin werden.
Erdogan kann
nicht in der Bundespolitik mitmischen.
Orban kann
kein deutsches Staatsamt bekleiden.
Oder anders
formuliert: Wir könnten es viel, viel schlimmer erwischen.
Man kann
viel gegen Mutti sagen, man kann über ihre Frisur lästern, über ihre Kostüme,
man kann Rauten-Witze machen und ihre unmögliche Sprache nachahmen, man kann
auch, wenn man die Kabarettbühne verlässt, ihr Blauäugigkeit in der
Flüchtlingsfrage vorwerfen und ihr in tausend Dingen Aussitzen-Politik
nachsagen, aber:
Es könnte
viel schlimmer sein.
Wir müssen
froh und fröhlich sein, dass wir keinen Trump, Orban oder Erdogan, keine Le Pen
und keinen Wilders haben.
Sicher, die
AfD WIRD in den Bundestag einziehen, aber auch sie muss sich der Alternative
stellen, vor die alle Parteien sich gestellt sahen: Anpassen oder Untergehen.
Wo ist denn die Piraten-Partei? Wo sind die REPs? Andersherum die GRÜNEN, von
den Rebellen in Turnschuhen, die jung, wild, frech, die unangepasst und
kritisch waren, sind sie zu einer durch und durch bürgerlichen Partei geworden.
So wird auch die AfD, um nicht vier Jahre geschnitten zu werden, sich
irgendwann von allen Faschos, Möchtegernfaschos, von allen Neunazis und
Holocaustleugner trennen müssen. – Nebenbemerkung: Holocaustleugnen ist nicht nur
strafbar, sondern auch entsetzlich blöde; man stelle sich vor, die Millionen
von Juden seien «nur» an Mangelernährung, Sklavenarbeit, an Dreck, Wanzen und
Fieber gestorben, das wäre ja schlimm genug, und es wäre auch so ein Genozid.
Die AfD wird
also in 10 Jahren eine normale, bürgerliche, eine etablierte und langweilige
Partei werden, oder sie wird ein Komma, ein Satzzeichen, eine Marginalie, eine
Randbemerkung der Deutschen Historie gewesen sein.
Freuen wir
uns also auf das Wahljahr 2017.
Und denken
wir immer daran:
Es könnte
viel, viel schlimmer sein.
Trump, Le
Pen, Wilders, Erdogan und Orban haben keinen deutschen Pass, sie können kein
deutsches Amt anstreben.
Und was ist
mit Bohlen und Geissen? Nun, im Gegensatz zu den USA zählt in der BRD doch
immer noch Intelligenz und Erfahrung.
Wobei ein
Gipfeltreffen Bohlen/Trump für alle
Glossisten ein gefundenes Fressen wäre.
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