Donnerstag, 16. Februar 2017

Es könnte viel schlimmer kommen: Besser Mutti als Trump



Letzte Nacht hatte ich einen furchtbaren Albtraum: Dieter Bohlen war tatsächlich Bundeskanzler geworden und legte Carmen Geissen, die zur Bundespräsidentin elektiert worden war, seine Kabinettsliste vor:
Trump war Aussenminister und Vizekanzler.
Erdogan Minister für Kultur, Wissenschaft und Sport.
Le Pen war Innenministerin.
Orban war Minister für Technik, Wirtschaft und Energie.
Und Frau Geissen ernannte sie alle.
In den folgenden Tagen gaben die Herrschaften ihre Programme bekannt, die so schrecklich waren, dass man guten Gewissens von einem Horrorkabinett sprechen konnte. Trump verkündete, dass Deutschland alle Beziehungen zu Staaten unter 30 Millionen Einwohner abbrechen würde, die seien nicht wichtig, das seien Peanuts, und überhaupt habe er keine Lust sich die ganzen Hauptstädte zu merken; schärfster Protest aus Bern, Den Haag und Wien, der aber ungehört verhallte. Erdogan wiederum sprach in einer Pressekonferenz von der Schliessung aller Theater, die unnationale, linke, kritische, die staatsgefährdende und tendenziöse Autoren spielten, also praktisch aller Bühnen von Thalia bis Residenztheater, ebenso sprach er sich dafür aus, alle GEZ-Gelder dem RTL zukommen zu lassen. Le Pen gab bekannt, endlich rigoros gegen Ausländerkriminalität vorgehen zu wollen. So schlug sie den Begriff «Vorläufige Exekution» vor, nach dem terrorverdächtige Subjekte prophylaktisch erschossen werden können, eine Massnahme, gegen die sie allerdings jederzeit Berufung einlegen dürfen. Orban fasste sich kurz: 143 neue AKWs, zuständig allein er und keinerlei Dreingeschwätz von irgendwelchen Atombehörden.

Schweissgebadet erwachte ich.

Schweissgebadet, aber froh und dankbar.
Denn:
Trump kann weder Bundeskanzler noch -präsident werden.
Le Pen kann keine Ministerin werden.
Erdogan kann nicht in der Bundespolitik mitmischen.
Orban kann kein deutsches Staatsamt bekleiden.
Oder anders formuliert: Wir könnten es viel, viel schlimmer erwischen.

Man kann viel gegen Mutti sagen, man kann über ihre Frisur lästern, über ihre Kostüme, man kann Rauten-Witze machen und ihre unmögliche Sprache nachahmen, man kann auch, wenn man die Kabarettbühne verlässt, ihr Blauäugigkeit in der Flüchtlingsfrage vorwerfen und ihr in tausend Dingen Aussitzen-Politik nachsagen, aber:
Es könnte viel schlimmer sein.
Wir müssen froh und fröhlich sein, dass wir keinen Trump, Orban oder Erdogan, keine Le Pen und keinen Wilders haben.

Sicher, die AfD WIRD in den Bundestag einziehen, aber auch sie muss sich der Alternative stellen, vor die alle Parteien sich gestellt sahen: Anpassen oder Untergehen. Wo ist denn die Piraten-Partei? Wo sind die REPs? Andersherum die GRÜNEN, von den Rebellen in Turnschuhen, die jung, wild, frech, die unangepasst und kritisch waren, sind sie zu einer durch und durch bürgerlichen Partei geworden. So wird auch die AfD, um nicht vier Jahre geschnitten zu werden, sich irgendwann von allen Faschos, Möchtegernfaschos, von allen Neunazis und Holocaustleugner trennen müssen. – Nebenbemerkung: Holocaustleugnen ist nicht nur strafbar, sondern auch entsetzlich blöde; man stelle sich vor, die Millionen von Juden seien «nur» an Mangelernährung, Sklavenarbeit, an Dreck, Wanzen und Fieber gestorben, das wäre ja schlimm genug, und es wäre auch so ein Genozid.
Die AfD wird also in 10 Jahren eine normale, bürgerliche, eine etablierte und langweilige Partei werden, oder sie wird ein Komma, ein Satzzeichen, eine Marginalie, eine Randbemerkung der Deutschen Historie gewesen sein.

Freuen wir uns also auf das Wahljahr 2017.
Und denken wir immer daran:
Es könnte viel, viel schlimmer sein.
Trump, Le Pen, Wilders, Erdogan und Orban haben keinen deutschen Pass, sie können kein deutsches Amt anstreben.
Und was ist mit Bohlen und Geissen? Nun, im Gegensatz zu den USA zählt in der BRD doch immer noch Intelligenz und Erfahrung.

Wobei ein Gipfeltreffen Bohlen/Trump  für alle Glossisten ein gefundenes Fressen wäre.

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